Teil 49

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Sofy


Wir gingen nach drinnen und suchten uns Plätze, die gut in der Mitte lagen. Melina setzte sich neben mich, sodass ich von ihr und Nils umgeben war. Bei Melina war ich da auch nicht unglücklich drüber, aber Nils verschaffte mir dann doch ein sehr beklemmendes Gefühl. Vielleicht war das alles ja doch keine so gute Idee gewesen? Jetzt war es jedenfalls zu spät.
Während der Trauung wanderte Nils Hand immer wieder auf mein Bein und jedes Mal schubste ich sie weg. Was war an meiner Aussage vorhin nicht zu verstehen gewesen? Ohne es groß zu merken, rutschte ich unweigerlich immer näher in Melinas Richtung. Und am liebsten hätte ich ihm eine weitere Ansage gemacht, aber das war während der Trauung wirklich nicht möglich. Und so verging eine Stunde, der ich mich einfach nur unwohl fühlte und krampfhaft versuchte, Abstand zwischen Nils und mir zu schaffen. Und so war ich froh, als die Trauung vorbei war und wir dem frischgebackenen Ehepaar gratulieren konnten. Aber auch dabei konnte Nils seine Finger nicht bei sich lassen, sodass ich weiterhin sehr angespannt war. „Alles gut Sofy?", erkundigte sich André, als wir schon weitergehen wollten. Ich nickte nur, es musste ja nicht jeder mitbekommen, dass ich Nils am liebsten auf fünfzig Meter Abstand loswerden wollte. Schließlich standen wir etwas Abseits, sodass ich doch noch einmal das Wort erheben konnte. „Nils. Ich will es nicht noch einmal sagen müssen! Behalt deine Finger bei dir. Wir sind als Kollegen hier. Und wenn du nicht willst, dass ich dir hier und heute eine Scheuer, dann hör auf!" Nils konnte gar nichts dazu sagen, da Melina und Steven bereits dazukamen. „Die Trauung war so schön", schwärmte Melina und schob uns aber gleich weiter Richtung Feierlocation, „Aber bitte lasst uns reingehen. Es ist so verdammt kalt und es fängt auch an zu regnen." Tatsächlich tröpfelte es und wir waren vielleicht eine Stunde erst drinnen, da regnete es so richtig. Aber das spielte drinnen keine Rolle, denn inzwischen wurde das Buffett eröffnet und so stand nun erst einmal das Essen auf dem Programm. Bei der Auswahl war dann auch für jeden was dabei und es war so viel da, dass man sich richtig satt essen konnte. Und eine ganze zeit lang, schien meine Ansage an Nils gefruchtet zu haben. Doch als es dann Richtung Tanzfläche für den Hochzeitstanz gab, fing er wieder an. Zog mich auch gleich auf die Tanzfläche, nachdem diese für alle eröffnet war. Ich wollte das nicht, weshalb ich mich auch völlig verkrampfte. „Jetzt lass es endlich zu Sofy", hauchte Nils an mein Ohr, während seine Hand immer tiefer wanderte. „Es gibt nichts zuzulassen", entgegnete ich gepresst, „Und jetzt lass mich los! Ich will das nicht." „Aber, aber. Habe ich dich gefragt? Ich bin hier der Mann und du hast dich den ganzen Tag schon genug geziert", flüsterte er in einem ernsten Ton, „Ich bekomme schon das, was ich will. Vertraue mir nur Schätzchen. Du wirst mir gehören. Und das heute noch!" Ich schubste ihn weg und ging schnellen Schrittes nach draußen, achtete aber darauf, dass niemand Verdacht schöpfte. Es sollte einfach nicht jeder mitbekommen. Leider folgte Nils mir und holte mich draußen auch ein, griff nach meinem Handgelenk und hielt mich fest. „Du tust mir weh!", zischte ich und wollte ihn abschütteln, hatte aber keine Chance, „Nils lass es verdammt. Wir sind Kollegen und mehr wird da auch nie sein! Ich habe nur zugesagt, weil ich nett sein wollte!" „Ich nehme mir, was ich will Sofy. Und das wirst du noch lernen", er festigte seinen Griff, sodass es richtig wehtat. Ich kämpfte mit den Tränen und wusste mir nicht anders zu helfen. Also zog ich völlig ruckartig mein Knie nach oben und traf zum Glück die richtige Stelle. Er krümmte sich vor Schmerz und ich nutzte dies, um wegzulaufen. Ich war überfordert und wusste nicht, wohin. Also lief ich in den naheliegenden Park. Ich spürte, wie es wieder anfing zu regnen, der Boden war matschig und mit meinen Schuhen kam ich kaum voran, da ich ständig im Matsch stecken blieb. Schließlich blieb ich so dermaßen stecken, dass ich stolperte und hinfiel. Dadurch konnte Nils mich natürlich einholen. Mein Tritt war wohl nicht stark genug gewesen. „Weglaufen bringt nicht!", entgegnete er und in seiner Stimme klang inzwischen ziemlich viel Wut mit, „Und das von eben wirst du bereuen!" Er zog mich grob hoch und zerrte mich weiter. Voller Panik wusste ich einfach nicht, was ich tun sollte, sodass ich einfach wahllos nach Hilfe rief. Allerdings hatte ich nur wenig Hoffnung, dass mich hier jemand hörte.

Vielleicht irgendwann (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt