Sofy
Nein. Ich wollte nicht. Aber nun konnte ich nicht anders, war gezwungen. "Ich ...", begann ich, brach aber gleich wieder ab. "Jaaaa?", hakte Melina nach und zog eine Augenbraue hoch. "Ich habe Timo mit einer anderen erwischt und mich von ihm getrennt", sagte ich schnell, aber knapp, um die Tränen zu unterdrücken. Ich wollte diesem Kerl keine Träne mehr nachweinen, aber das war leider viel schwerer umzusetzen, als es sich vorzunehmen. Momentan ... schien es sogar unmöglich zu sein. "Scheiße", entfuhr es Melina und sie schwieg kurz. Irgendwie traf dies die Situation ganz gut, aber irgendwie war es auch noch immer viel zu harmlos ausgedrückt. "Ist er ausgezogen? Hast du ihn wenigstens gleich rausgeschmissen?", fragte sie gleich weiter, doch ich schüttelte den Kopf, "Was? Aber die räumliche Trennung wäre jetzt so wichtig, damit du diesen Mistkerl nicht mehr sehen musst. Der muss da raus!" "Es ist seine Wohnung. Ich bin gegangen", antwortete ich knapp. Bloß kein Wort mehr sagen als nötig. Bloß den Tränen keine Chance geben und ihnen die Chance geben meine Stimme zu brechen. Ich musste stark bleiben. "Wo bist du untergekommen? Tut mir leid, dass ich so viel Frage, aber das bereitet mir grade große Sorgen." "Erst bei einer ...", ich überlegte, konnte ich Nina noch als Freundin bezeichnen? Eigentlich nicht. "Ich war eine Nacht bei einer Bekannten, aber dann bin ich ins Hotel. Bis ich eine Wohnung gefunden habe, werde ich dort bleiben", antwortete ich also. "Aber das ist auf Dauer viel zu teuer!" Ja, das wusste ich. Aber ich hatte doch keine andere Möglichkeit. "Mir blieb keine andere Wahl. Bei der Bekannten war ich nicht mehr wirklich erwünscht", sagte ich also und musste immer stärker gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfen. Es war ein kräftezehrender Kampf und ich hatte das Gefühl innerlich immer mehr zu zerbrechen, vielleicht nicht mehr lange dagegen ankämpfen zu können. Es war ein richtig mieses Gefühl und das Schlimme war, ich konnte nichts dagegen tun. Kopf abschalten? Ging nicht. Gefühle abschalten? Sowieso nicht. Ich schon gar nicht. Gerade wünschte ich mir, einfach eiskalt zu sein, gar keine Gefühle mehr zuzulassen. Doch das war nicht ich. Ich war zu schwach für sowas, viel zu emotional, viel zu zerbrechlich. Wobei ... konnte jemand, der sich innerlich so zerbrochen fühlte, noch weiter zerbrechen? Ich wollte es nicht ausprobieren ... ansonsten wusste ich nicht, wie das enden würde. Ich hatte jetzt schon keinen Hunger mehr, jede Mahlzeit war ein Zwang, weshalb es mich persönlich nicht einmal störte, dass mein Essen verkohlt war. Ich musste es nur riechen und mir wurde speiübel. Wenn es mir jetzt schon so ging ... nein ich wollte es mir gar nicht weiter ausmalen.Ich konzentrierte mich wieder auf Melina, die noch immer am Überlegen war, was sie antworten sollte. "Ich habs!", sagte sie schließlich und ich blickte sie etwas verwirrt an. Was hatte sie? Ich verstand nicht. "Also", fuhr sie fort, "Meine Mitbewohnerin ist ausgezogen. So ... auf Dauer kann ich mir die Wohnung alleine nicht leisten, aber ich möchte diese tolle Wohnung ungern verlassen." "Und was habe ich mit meiner Situation damit zu tun?", fragte ich nach, da ich noch immer nicht verstand. "Zieh doch einfach zu mir!"
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Vielleicht irgendwann (1)
FanficWie ist es mit einem Menschen zusammenzuleben, der einem nicht gut tut? Zerstörend. Aber wieso schafft man es trotzdem nicht, sich von dieser Person zu trennen, sie aus dem Leben zu streichen? Ganz einfach, weil man diese Person immerhin mal geliebt...