Teil 163

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Sofy

Ich machte mich nur wenige Augenblicke nach Wincent auf den Weg zur Arbeit. Wenigstens konnte ich noch zur Arbeit gehen, denn so hatte ich Ablenkung. Zwar war es inzwischen nur noch selten, dass ich zu Kunden fahren musste und ich arbeitete fast nur noch vom Büro aus und Melina übernahm alles vor Ort, aber es war besser als gar keine Beschäftigung. Und so hatte ich keine Langeweile und konnte gar nicht daran denken, wie sehr mir Wincent bereits wieder fehlte. Deshalb verlor ich heute auch direkt wieder die Zeit, sodass ich erst am Abend die Agentur verließ. Ich war gerade auf dem Weg zum Auto, als mich zwei junge Mädchen ansprachen. „Hallo? Du bist doch die Freundin von Wincent“, quietschte die eine. „Äh? Was?“, fragte ich verwirrt. „Wir haben dich immer mit Wincent gesehen und wollten dich schon immer mal ansprechen und nach einem Foto fragen!“ „Woher wisst ihr, wo ich arbeite?“, fragte ich stattdessen. „Internet“, entgegnete die eine schulterzuckend, „Dein Name steht ja auf der Website der Agentur.“ „Bist du schwanger?“, fragte nun die andere ganz überrascht. Ich musste mir einen Kommentar verkneifen und sagte zu der Frage nichts. „Wisst ihr. Wenn ihr mit Wincent ein Foto wollt, kann ich das verstehen. Aber auch er hat sein Privatleben und es ist verdammt noch mal beängstigend, wenn ständig irgendwelche fremden Teenies vor dem Haus stehen“, sagte ich stattdessen, „Wincent tut alles für euch. Ist es da als Gegenleistung so schwer, ihm sein Privatleben zu lassen und dies zu respektieren? Ich glaube, ihr würdet es auch nicht so cool finden, wenn ständig Leute bei euch klingeln, weil sie Fotos haben wollen. Bitte hört damit auf!“ „Weißt du eigentlich, dass er dich betrügt?“, wollte die eine dann mit provokanter Stimme wissen und zeigte mir einen Artikel auf ihrem Handy. Seufzend schüttelte ich den Kopf: „Glaubt doch nicht alles, was im Internet steht. Und jetzt geht ihr besser nach Hause.“ Damit ließ ich beide stehen und verschwand hinter der nächsten Ecke. Dort wartete ich, bis Beide weg waren. Erst dann ging ich zum Auto und fuhr nach Hause. So ging ich auf Nummer sicher, dass sie mir nicht folgten. Zu Hause angekommen ließ ich mich seufzend auf die Couch fallen. Erst dann zückte ich mein Handy. Ich hatte bereits ein paar Anrufe in Abwesenheit von Wincent. Also tippte ich auf seinen Namen, um ihn zurückzurufen. Wir wollten ja eh per Video telefonieren, also wartete ich, bis er ranging. Ich hoffte nur, dass er sich nicht ins Auto gesetzt hatte, um nach Hause zu kommen. Zum Glück ging er ran. „Sofy? Ist … alles okay?“ „Könntest du das genauer definieren?“, ärgerte ich ihn schmunzelnd. „Hast du … es schon gesehen?“ „Meinst du die wahnsinnig reißerische Überschrift? Hab ich gesehen.“ „Und?“, fragte er vorsichtig. „Passt nächstes Mal besser auf, damit ihr nicht erwischt werdet“, ärgerte ich ihn noch ein bisschen. Ich hatte ja gesehen, dass die andere Person auf dem Foto Amelie war und es einfach nur eine Überschrift war, die provozieren wollte. „Haha. Ich dachte echt, du glaubst das, weil ich dich nicht erreicht habe …“ „Unsinn. Ich … wurde aufgehalten“, erklärte ich und entschied, ihm vorerst nichts von der Begegnung erzählen, zumindest nicht am Telefon, „Ich hab doch gesehen, dass das Amelie war und das eine Aufnahme von eurem ganz normalem Umgang miteinander war. Also wirklich. Ich weiß doch, dass ich dir vertrauen kann. Das ist nur ein verzweifelter Versuch nach Aufmerksamkeit und Klicks.“ „Hm. Das ist von der, mit der ich heute das Interview hatte. Sie war wohl nicht so begeistert, dass ich das abgebrochen habe“, seufzte er, während ich aufstand und nach oben ging. „Wieso hast du abgebrochen?“, wollte ich wissen, während ich das Handy aufs Bett legte und mich schnell umzog, damit ich mich ins Bett legen konnte. Und während Wincent erzählte, wanderte ich samt Handy ins Bad, um schnell Zähne zu putzen und mich danach auch gleich unter die Decke zu kuscheln. „Aber ihr hattet doch einen Leitfaden im Vorfeld bekommen?“, hakte ich nach, nachdem er seine Erzählung beendet hatte. „Ja, hatten wir. Aber das stand da natürlich nicht drin“, entgegnete er genervt. „Nimm es nicht so schwer, Schatz“, murmelte ich, „Wer weiß unter was für einem Druck die steht, dass sie solche Überschriften und Artikel raushaut. Wird das Interview in dem Artikel denn überhaupt erwähnt?“ „Ich hab nicht weitergelesen“, brummte er und wechselte dann auch das Thema, „Wie war dein Tag?“ „Ich war den ganzen Tag im Büro, also nichts Spannendes und nichts Anstrengendes. Wobei es langsam schon anstrengend wird, diesen Bauch mit sich rumzuschleppen“, entgegnete ich und musste daraufhin kräftig gähnen. „Du kannst ja kaum noch die Augen offenhalten“, erwiderte er schmunzelnd. „Ach quatsch. Wo fährst du jetzt als nächstes hin?“ „Morgen früh geht es ins Studio für die restliche Zeit. Und sobald wir fertig sind, komm ich nach Hause.“ „Okay. Aber mach dir keinen Stress, okay? Du musst zu hundert Prozent zufrieden sein. Vorher kommst du mir nicht nach Hause!“ „Versprochen“, entgegnete er seufzend. „Gut“, antwortete ich zufrieden, ehe ich erneut kräftig gähnen musste. „Und du gehst jetzt schlafen“, kam es lachend von Wincent, „Schlaf gut. Ich liebe dich.“ „Hm. Du auch. Ich liebe dich auch“, murmelte ich, ehe Wincent das Telefonat beendete und ich schon kurze Zeit später einschlief.

Vielleicht irgendwann (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt