Teil 75

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Sofy


Geweckt wurde ich durch das Klingeln an der Tür. Etwas mürrisch und völlig verschlafen, schlurfte ich also zur Tür, um diese zu öffnen. „Na, hab ich dich geweckt?", begrüßte mich Wincent schmunzelnd, der unfairer Weise schon wieder richtig fit aussah. „Hmm", grummelte ich nur, „Dafür siehst du ja ganz schön wach aus." Lachend küsste er mich kurz und schloss dann die Tür hinter sich. „Ich bin unter die Dusche gesprungen. Bewirkt Wunder. Und ich bin gewohnt, wenig Schlaf zu bekommen." „Unfair", nuschelte ich weiterhin grummelig, „Aber wie gesagt, ich mach heute gar nichts mehr." „Musst du ja auch nicht. Ich hab uns sogar etwas zu essen mitgebracht", entgegnete er grinsend und hielt eine Papiertüre hoch, die mir vorher gar nicht aufgefallen war. „Hm. Bist der Beste", murmelte ich und lächelte verschlafen. Wir setzten uns zum Essen ins Wohnzimmer und direkt danach kuschelten wir uns auf das Sofa und es dauerte nicht lang, bis ich auch schon wieder eingeschlafen war. Ich war schon immer ein Mensch gewesen, der mit wenig Schlaf nicht klarkam und darauf auch häufig mit Kopfschmerzen reagierte.
Als ich ein paar Stunden später aufwachte, wurde mir bewusst, dass auch Wincent eingeschlafen war. So viel zum Thema, er käme mit wenig Schlaf klar. Vorsichtig befreite ich mich aus seinen Armen, da ich ihn nicht aufwecken wollte. Er sah echt niedlich aus, wenn er schlief. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits nach vier Uhr war. Da hatten wir unsere gemeinsame Zeit bisher ja sehr sinnvoll genutzt, indem wir die einfach verschlafen hatten. Aber ich war trotzdem glücklich, dass er hier war. Ich wusste ja nicht, wann er wieder los musste, wann er wieder Auftritte hatte oder ins Studio musste. Daran musste ich mich wohl oder übel gewöhnen, denn es war Teil seines Lebens, der ihm wirklich viel bedeutete und ich wollte ihm da natürlich auch nicht im Wege stehen. Es würde aber schon eine Herausforderung werden. Aber das wusste ich ja vorher.
Ich war so sehr in meinen Gedanken, dass ich zusammenzuckte, als es an meiner Wohnungstür klingelte. Wer war das denn jetzt? Wincent war es ja offensichtlich nicht, denn der lag ja auf der Couch und schlief. Und ansonsten fiel mir niemand ein, der vorbeikommen sollte. Also öffnete ich verwirrt dir Tür und wem ich dann gegenüberstand, schockierte mich sehr. „Timo? Was willst du hier? Woher weißt du überhaupt, wo ich wohne?", sagte ich nur kühl. Mein größtes Verlangen war gerade tatsächlich ihm eine zu scheuern und ihm die Tür vor der Nase zuzuhauen. „Nina ist dir hinterhergefahren und hat es mir gesagt", antwortete er, „Und wieso ich hier bin? Was fällt dir ein, Ninas Einladung auszuschlagen? Du solltest dich geehrt fühlen!" „Was mir einfällt? Sorry, geht's noch? Was soll ich denn auf eurer Hochzeit? Ihr Zwei seid für mich gestorben." „Möchtest du das wirklich hier auf dem Flur diskutieren oder lässt du mich mal rein?" „Ich lasse dich mit Sicherheit nicht rein. Verschwinde einfach. Du und Nina habt in meinem Leben keinen Platz mehr", entgegnete ich kühl. „Ach. Daher weht der Wind. Da hast du dir ja schnell ein Trostpflaster gesucht", kam es plötzlich von Timo, weshalb ich mich umdrehte. Wincent hatte sich an den Türrahmen des Wohnzimmers gelehnt und die Situation wohl beobachtete. Da er aber jetzt bemerkt worden war, kam er dazu, um auch gleich seinen Arm um mich zu legen. Er sagte nichts, aber der Blick, den er Timo zuwarf, sprach Bände. Ich wollte mich auch nicht weiter von Timo provozieren lassen, weshalb ich mich wiederholte. „Verschwinde einfach Timo. Und sag Nina, dass ihr Zwei euch hier nicht mehr blicken lassen solltet. Ich kann sonst auch die Polizei rufen." „Wahnsinn. Du solltest dich schämen, du bist echt eine miese Freundin. Aber das hatte ich Nina ja bereits gesagt", entgegnete Timo und wandte sich dann an Wincent, „Und du solltest dir dringend und möglichst schnell eine Neue suchen. Mit der hier ist nichts anzufangen." „Ehrlich gesagt interessiert mich deine Meinung nicht", antwortete Wincent, „Allerdings frage ich mich, ob du schwerhörig bist. Sofy hat dich mehrfach aufgefordert zu gehen und das solltest du jetzt auch tun, ehe ich mich entschließe, mich nicht mehr zurückzuhalten!" Das wirkte tatsächlich, denn Timo murmelte noch irgendwelche Beleidigungen, verzog sich dann aber. Wincent schloss die Tür und nahm mich dann in den Arm. „Danke", murmelte ich. „Ich habe gar nichts gemacht", entgegnete er, „Aber ich bin total stolz auf dich!"

Vielleicht irgendwann (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt