Sofy
Es tat gut mit Wincent zu reden, es fühlte sich einfach so leicht an, mit ihm darüber zu reden. Nur erklären konnte ich mir dies nicht. Gleichzeitig hatte mich das Gespräch daran erinnert, mich bei meinen Großeltern zu melden. Das hatte ich schon viel zu lange nicht mehr und das tat mir inzwischen ziemlich weh. Meine Großeltern waren alles für mich, sie waren einfach immer für mich da gewesen. Und dass trotz der Entfernung. „Woran denkst du?", erkundigte sich Wincent. Noch immer saßen wir auf der Parkbank. „Das ich mich dringend bei meinen Großeltern melden muss. Ich habe das in den letzten Monaten stark vernachlässigt, dabei haben sie mir immer den Rücken gestärkt. Und durch die große Entfernung, sehen wir uns sowieso fast nicht mehr. Wenn die das alles wüssten, was aktuell los ist, die würden mich unterstützen", erklärte ich ihm. „Ich weiß, die Frage ist sehr persönlich, aber wieso ist deine Beziehung zu deinen Eltern und deine Schwester so?" Ich seufzte, ehe ich antwortete: „Na ja. Meine Eltern wollten nie ein drittes Kind. Ich war absolut ungewollt, meine Mutter hat mir auch nicht nur einmal an den Kopf geworfen im Streit, dass sie mich am liebsten nicht bekommen hätte, es aber zu spät gewesen war, als sie von der Schwangerschaft erfahren hat. Es ist ja auch nicht so, dass unsere Beziehung so extrem schlecht ist. Ich habe viele schöne Erinnerungen an meine Kindheit. Nur im Streit und alles, war ich grundsätzlich die, die Schuld hatte. Und meine Schwester? Ich weiß es nicht. Kann ich mir nicht erklären. Wir hatten als Kinder eine sehr enge Beziehung, aber seitdem sie Erwachsen ist, hat sich das alles ziemlich stark verändert und ich habe bis heute nicht verstanden, warum. Es hat sich eh viel geändert, nachdem ich mich eben gegen Jura entschieden hatte. Und da sie alle drei Timo so gern mochten, stehe ich nun als Versagerin da, weil ich die Beziehung beendet habe. Aber ich habe ja noch meinen Bruder und er ist der beste Bruder, den man sich wünschen kann. Hast du Geschwister?" „Eine kleine Schwester, ja. Und sie bedeutet mir alles", antwortete er lächelnd, „Und das mit deiner Familie tut mir sehr leid. In einer Familie sollte man nicht so miteinander umgehen, man sollte zusammenhalten. Und man sollte einem Kind nie sagen, dass es nicht gewollt war. Da fehlt mir ehrlich gesagt jegliches Verständnis."Wir unterhielten es noch eine ganze Weile, bis es irgendwann immer frischer wurde. Und ich ehrlich gesagt ziemlich müde. Also begleitete mich Wincent noch auf mein Zimmer und verabschiedete sich dann. „Danke Wincent", entgegnete ich noch, ehe er aus der Tür verschwinden konnte. Er nickte: „Du brauchst dich für nichts bedanken. Und jetzt ruh dich aus, damit du schnell wieder fit wirst." Er lächelte und verließ dann das Zimmer. Doch an Schlafen war dann doch noch nicht zu denken, da mich das Gespräch dann doch so sehr beschäftigte, dass ich meinen Großeltern noch eine Nachricht schrieb. Es war mir wirklich unangenehm, dass ich mich so lange nicht gemeldet hatte. Irgendwie war es mir sogar inzwischen sehr unangenehm.
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Vielleicht irgendwann (1)
FanfictionWie ist es mit einem Menschen zusammenzuleben, der einem nicht gut tut? Zerstörend. Aber wieso schafft man es trotzdem nicht, sich von dieser Person zu trennen, sie aus dem Leben zu streichen? Ganz einfach, weil man diese Person immerhin mal geliebt...