Teil 23

894 32 0
                                    


Wincent


Ich freute mich sehr auf das Treffen mit Sofy am Sonntag. Vielleicht konnte ich sie dann auch mal weniger traurig kennenlernen. Zumindest würde ich mir dies auch für sie wünschen. Sie wirkte wirklich sehr ... traurig. Dabei war traurig noch ziemlich nett ausgedrückt.
Im Laufe der Woche vereinbarten wir Uhrzeit und Ort, wodurch meine Vorfreude nur wuchs. So vergingen die Tage im Studio noch schneller, als sonst schon und ich konnte es kaum erwarten, dass endlich Sonntag war.
Zumindest bis zum Sonntag selbst. Als ich ins Café kam, war Sofy noch nicht da. Da dachte ich mir noch nichts, doch die Zeit verging und niemand kam. Ich hielt immerhin anderthalb Stunden durch, ehe ich zurück in mein Auto ging. Ich war enttäuscht und wütend zugleich, aber irgendwo breitete sich auch das Gefühl von Sorge in mir aus. Also beschloss ich, sie anzurufen. Ich probierte es fünf Mal und niemand ging ran. Ich wollte schon aufgeben, entschied mich dann aber für einen letzten Versuch. Zum Glück, denn endlich ging sie ran. „Hallo?", erklang eine jedoch völlig fremde Stimme. „Hallo? Sofy? Wer ist denn da?", fragte ich völlig verwirrt nach. Die Nummer stimmte definitiv, ich hatte ja erst über diese Nummer mit Sofy telefoniert. Aber wieso ging nun eine andere Frau ans Telefon? Die Wut wurde immer weniger, stattdessen wuchs das Gefühl von Sorge. „Nein. Hier ist Melina. Ich bin eine ... Freundin von Sofy und ihre Mitbewohnerin", beantwortete sie mir die Frage, brachte meine Sorge damit aber nicht zum Schrumpfen. „Ist etwas mit Sofy? Wir waren vor fast zwei Stunden im Café verabredet und sie ist einfach nicht gekommen." „Sofy ist hier. Sie kam gestern nach Hause und hat sich in ihrem Zimmer eingeschlossen. Seitdem ist sie nicht mehr herausgekommen. Sie lässt mich auch nicht rein. Ich weiß nicht, was passiert ist", Melina klang sehr verzweifelt und auch ich fand das ziemlich komisch. Ich überlegte kurz. Ich kannte Sofy kaum, aber dafür machte ich mir ziemlich große Sorgen um sie. „Magst du mir eure Adresse geben. Dann komm ich vorbei und versuche dir zu helfen." Melina schien kurz zu zögern. Klar, ich war ja völlig fremd.und sie gab mir die Adresse. Mit dem Auto dauerte die Fahrt nur fünf Minuten. Dort angekommen, sprang ich aus dem Auto und klingelte. Die Tür öffnete sich und ich lief in den dritten Stock, wo bereits eine Tür offenstand und eine junge Frau zu warten schien. „Ähm hi bist du Melina?", hakte ich zur Sicherheit nach. Sie nickte und ließ mich rein. „Sie ist noch immer nicht reingekommen. Ich weiß nicht wer du bist, aber wenn sie sich mit dir treffen wollte, muss sie dich mögen. Versuch dein Glück, aber bei mir hat sie auch nicht reagiert." „Hm. War denn gestern irgendwas? Irgendwas Besonderes?" Melina überlegte kur: „Na ja. Sie wollte gestern zu ihrem Ex und Sachen holen. Oh nein ..." Ja. Oh nein. Melina kannte die ganze Geschichte vermutlich, weshalb wir beide uns wohl dachten, dass es dort nicht so gut gelaufen war. Ich ließ mir die Zimmertür zeigen und Melina zog sich etwas zurück, ließ mich aber keine Sekunde aus den Augen. Nun gut. Ich war ein fremder Kerl, der da in ihrer Wohnung stand. Da war Skepsis wohl angemessen. Ich klopfte zunächst vorsichtig an die Tür, dann aber etwas kräftiger. „Sofy? Hier ist Wincent ... du weißt schon, der Typ mit dem Kaffee? Bitte komm raus oder mach auf!"

Vielleicht irgendwann (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt