Teil 109

701 25 0
                                    


Sofy

Am nächsten Morgen durfte ich wenigstens nach Hause. Allerdings hatten die mich für die nächsten zwei Arbeitstage krankgeschrieben und das war durchaus ein Problem. Wincent holte mich ab und fuhr mich nach Hause. Meine Stimmung war allerdings nicht wirklich gut, weshalb dies eine sehr schweigsame Sache war. Deshalb verkrümelte ich mich zu Hause auch wortlos in mein Bett und zog mir dort die Decke über den Kopf. Ich war von mir selbst einfach sehr enttäuscht. Etwas später setzte sich Wincent zu mir und zog mir die Decke vom Kopf. „Ey“, beschwerte ich mich und drehte mich weg. „Ich kann auch nichts dafür Sofy. Aber es muss sich was ändern. Du hast jetzt gemerkt, was dieser ganze Stress mit dir macht. Und ich mache mir einfach Sorgen.“ „Man. Was soll ich denn machen? Ich liebe diesen Beruf“, antwortete ich verzweifelt, obwohl mir bewusst war, dass er recht hatte. Und ich wollte auch nicht, dass er sich ständig sorgen um mich machen musste. „Das weiß ich und das ist auch gut so. Aber du musst mit deinem Chef reden, dass du weniger Aufträge bekommst. Du kannst nicht alles auffangen. Du hast doch gesehen, wie das endet. Außerdem hätte ich schon auch gerne trotz allem ein bisschen Zeit mit meiner Freundin, kannst du ihm gerne ausrichten.“ „Klar. Das bringt ihn bestimmt zum Umdenken“, antwortete ich und verdrehte die Augen, „Aber ich rede mit ihm. Auf Krankenhaus hab ich wirklich keine weitere Lust.“
Dieses Versprechen musste ich zwei Tage später noch einmal bekräftigen, ehe er sich wieder auf den Weg machte.
Und auch ich konnte dann endlich wieder zur Arbeit. Dort wollte ich aber gleich das Gespräch mit André hinter mich bringen. Deshalb führte mich mein erster Weg auch direkt zum Büro des Chefs.
„Setz dich. Was gibt es? Geht es dir wieder besser?“, schoss mein Chef sofort los, als ich den Raum betrat. Also setzte ich mich und seufzte kurz. „Wir müssen über die Anzahl der Aufträge reden“, fing ich an, „Versteh mich nicht falsch, ich liebe diesen Beruf und dass man mal Überstunden macht, verstehe ich auch. Aber es ist jetzt ein Punkt erreicht, an dem es nicht mehr geht.“ „Wie meinst du das genau?“ „Ich kann diese Auftragsstärke nicht mehr. Mein Körper macht diesen Stress nicht mehr mit. Ich bin am Wochenende zusammengeklappt. Mein Freund war kurz davor seine ganzen Auftritte abzusagen deswegen.“ „Und wie stellst du dir das vor? Du bist eine meiner besten Mitarbeiterinnen, es fehlen so viele Kollegen momentan.“ „Das ist mir alles bewusst. Dann müssen wir weniger Aufträge annehmen. Es geht so nicht weiter. Und wenn sich nichts ändert, sehe ich mich gezwungen, zu kündigen“, antwortete ich ernst und so meinte ich es auch. Ich hatte mir darüber den gestrigen Tag viele Gedanken gemacht und Wincent hatte recht. Es ging so nicht weiter. Es war vermutlich nicht die netteste Art, mit meiner Kündigung zu drohen, aber das war für mich der einzige Weg, meinem Chef die Augen zu öffnen. „Das kann nicht dein Ernst sein, Sofy“, mein Chef wirkte ziemlich baff. „Doch. Es tut mir leid. Es ist ein Schritt, den ich nicht gehen möchte, aber wenn sich nichts ändert, bleibt mir keine andere Wahl. Ich muss jetzt mal anfangen auf meinen Körper zu hören und meine Gesundheit ernstzunehmen!“ Mein Chef seufzte, nickte dann aber: „Ich werde mir was überlegen.“

Vielleicht irgendwann (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt