WincentZum Glück schaffte ich es, die ganze Situation zu überspielen. Doch direkt nach dem Auftritt gab es für mich kein Halten mehr. So schnell ich konnte sprang ich ins Auto und fuhr los, glücklicherweise war der Weg nicht weit, sodass ich bald ankam. Melina stand noch draußen und schien zu warten. „Hey“, begrüßte ich sie, „Steht ihr Zwei hier schon die ganze Zeit?“ Sie nickte: „Sofy muss doch nach Hause kommen.“ „Danke Melina. Aber fahr nach Hause. Elias braucht auch sein Bett. Ich fahre Sofy nachher nach Hause, das ist abgeklärt“, versicherte ich ihr. „Okay. Aber sag mir Bescheid, wenn es etwas Neues gibt.“ „Das mach ich“, versprach ich, ehe ich dann das Krankenhaus betrat. Sofy und die anderen standen auf dem Flur. Nicht anders zu erwarten, musste ihre Schwester auch gleich wieder mit ihren Sticheleien beginnen. Wäre die Situation anders gewesen, hätte ich was gesagt, aber ich hielt mich zurück. Dafür ließ Sofy es dieses Mal nicht auf sich sitzen. Ihre Schwester war so überrascht, dass Sofy sich mal verteidigt hatte, dass sie nichts mehr sagte. Das war auch besser so, denn ich hatte das Gefühl, dass es ansonsten eskalieren könnte. Auch deshalb zog ich sie ein wenig zur Seite, einfach weg von ihrer Schwester. „Lass dich nicht provozieren“, flüsterte ich. Sie nickte seufzend und vergrub ihr Gesicht in meiner Jacke. Und ich hielt sie einfach fest, da mir klar war, dass ich nicht mehr tun konnte.
So blieben wir stehen, bis sich irgendwann die Zimmertür öffnete und der Arzt, der kurz vorher dieses betreten hatte, gefolgt von ihrer Großmutter nach draußen kam. Der Blick ihrer Großmutter sagte alles. Während der Arzt sein Mitleid bekundete, flossen bei Sofy bereits die Tränen. Sofort zog ich sie wieder in meine Arme und es vergingen einige Minuten des Schweigens. So lang, bis ihre Großmutter ihre Worte wiederfand: „Es ist bereits alles geklärt. Mike und ich warten hier. Ihr anderen solltet nach Hause fahren. Ihr könnt hier nichts mehr tun.“ Während sich ihre Eltern und ihre Schwester dies nicht zwei Mal sagen ließen, zögerte Sofy. Sie löste sich von mir und schaute ihre Großmutter prüfend an: „Bist du dir sicher? Sollen wir nicht doch bleiben?“ „Mäuschen“, schaltete sich jetzt ihr Bruder ein, „Fahrt ruhig nach Hause. Ich bleibe hier. Du hast schon genug geholfen in der letzten Zeit.“Nachdem sie noch kurz gezögert hatte, verabschiedete sie sich und folgte mir dann niedergeschlagen zum Auto. Während der ganzen Fahrt sagte sie kein einziges Wort, hatte einfach nur den Kopf an die Fensterscheibe gelehnt und weinte. Mir fiel es schon schwer, mich auf die Fahrt zu konzentrieren. Sie so zu sehen, tat einfach nur unglaublich weh. Zu Hause angekommen ging sie auch wortlos gleich ins Bett. Ich folgte ihr, legte mich zu ihr, um sie auch gleich an mich zu ziehen. „Musst du nicht los?“, fragte sie dann doch. Ich schüttelte den Kopf: „Ich lass dich jetzt nicht allein. Es ist alles geklärt. Ich fahre morgen Mittag zum Konzert und komme dann gleich wieder nach Hause. Amelie hat ein wenig was verschoben, damit ich ein paar Tage frei habe. Das ist jetzt wichtiger als irgendwelche Interviews.“
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Vielleicht irgendwann (1)
FanfictionWie ist es mit einem Menschen zusammenzuleben, der einem nicht gut tut? Zerstörend. Aber wieso schafft man es trotzdem nicht, sich von dieser Person zu trennen, sie aus dem Leben zu streichen? Ganz einfach, weil man diese Person immerhin mal geliebt...