Sofy
„Jaja", antwortete Wincent und ehe ich oder Amelie etwas sagen konnte, hatte er mich schon mit sich gezogen. „Was hast du vor?", fragte ich, als wir bereits wieder draußen standen. „Hier in der Nähe gibt es so einen kleinen Skaterpark. Das Wetter ist gut. Zeit für deine erste Stunde", antwortete er, während er tatsächlich ein Skateboard herholte. „Ich hatte gehofft, du hättest das vergessen", gestand ich lachend. „Träum weiter. Solche Versprechen vergesse ich nicht. Jetzt komm, wir haben nicht so viel Zeit", drängte er und ich sah ein, dass ich eh keine andere Option hatte. Also folgte ich und war einfach nur erleichtert, dass dieser besagte Park leer war, denn diese ganze Nummer hier konnte wirklich nur peinlich werden. Zumindest für mich. Deswegen ließ ich Wincent auch nur zu gern erst einmal selbst fahren, während ich mich auf eine der Bänke setzte. Insgeheim hoffte ich ja, dass er so ins Skaten vertieft war, dass am Ende keine Zeit mehr war für seine angekündigte Nachhilfestunde. Ich ließ währenddessen die gesamte Führung Revue passieren und konnte tatsächlich ein paar Punkte für meine Arbeit herausziehen. Die gesamte Planung war so gut durchdacht gewesen, da hatte so viel System hinter gesteckt, sodass ich daraus wirklich einiges mitnehmen konnte. Und da André tatsächlich auch wieder Festivalaufträge angekündigt hatte, half es mir nur noch mehr. Da ich mit Musik einfach nie viel am Hut gehabt hatte, wusste ich noch nicht alles, was alles dazugehörte. Aber ich war auch allgemein immer jemand, der bereits war, etwas dazuzulernen. Nun ... zumindest, wenn es um Kenntnisse ging, die mir in meinem Job weiterhalfen. Ansonsten probierte ich eher ungern neue Dinge aus. Ich war dann einfach ein zu starker Gewohnheitsmensch und da fiel es mir sehr schwer, mich auf neue Dinge einzulassen. Und zuletzt hatte ich in der Beziehung mit Timo sowieso alles zurückgefahren und mich selbst extrem eingeschränkt, nur, weil ich ihm gefallen wollte. Dies hatte ich inzwischen verstanden. Und ich hatte auch eingesehen, dass kein Typ in diesem Universum es wert war, dass man sich so verstellte und sich selbst so einschränkte. Konnte er mich nicht akzeptieren und annehmen, wie ich war, dann konnte er einfach direkt wieder aus meinem Leben verschwinden. Aber auch diese Gedanken waren für mich lange nicht möglich gewesen, aber meine Therapeutin leistete wohl gute Arbeit und ich wusste, dass eines ihrer Ziele war, dass ich meinen eigenen Wert erkannte. Das fiel mir jedoch noch sehr schwer und das war auch der Punkt, bei dem ich am wenigsten an einen Erfolg glaubte. Dafür hatte ich mich zu oft als Versagerin erlebt.„Hey Sofy. Zum Träumen bist du aber nicht hier", riss Wincent mich aus meinen Gedanken, „Du bist dran, los." „Och Wincent. Ich kann das nicht. Ich habe doch gar kein gutes Balancegefühl", flehte ich, hatte aber keine Chance. „Nö. Geht nicht, gibt es nicht. Außerdem bin ich doch auch noch da. Hat ja keiner gesagt, dass du es sofort können musst. Und du brauchst auch nicht glauben, dass ich lockerlasse", er hielt mir seine Hand hin, „Ich passe schon auf, dass du dir nichts brichst." Seufzend stand ich auf und nach kurzem Zögern nahm ich auch seine Hand und stellte mich auf dieses blöde Brett auf Rädern. Und schon während ich mich draufstelle, rollte es ein Stück weiter. Doch Wincent hielt sein Versprechen und hielt mich fest, sodass ich nicht fiel. Er zog mich ein Stück, was ich allerdings schon sehr aufregend fand. Doch einen Moment lang war Wincent nicht ganz so aufmerksam, ich verlor das Gleichgewicht und wollte mich noch an Wincent festklammern, aber der war so überrascht, dass er ebenfalls das Gleichgewicht verlor und wir beide hinfielen. Einen kurzen Moment passierte nichts, ehe ich einfach nur lauthals loslachen musste. Und auch Wincent musste lachen: „Da passt man einmal eine Sekunde nicht auf." „Hallo? Ich hab mich auf dich verlassen!" „Du hast dir nichts gebrochen, also kann ich mir nichts vorwerfen lassen." „Dein Glück. Melina hätte jeden von uns gekillt, wäre es anders gewesen", antwortete ich lachend und ließ mich von ihm hochziehen. Und plötzlich waren wir uns ganz nah. So nah, dass sich unsere Nasenspitzen fast berührten.
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Vielleicht irgendwann (1)
FanfictionWie ist es mit einem Menschen zusammenzuleben, der einem nicht gut tut? Zerstörend. Aber wieso schafft man es trotzdem nicht, sich von dieser Person zu trennen, sie aus dem Leben zu streichen? Ganz einfach, weil man diese Person immerhin mal geliebt...