Teil 180

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Wincent

Ehrlich gesagt fehlte mir das Verständnis dafür, wieso ihr Bruder Ina jetzt doch eingeladen hatte. Es stand doch jetzt schon fest, dass das alles wieder eskalieren würde. Deshalb war ich auch sofort dafür, Elina und Niilo nicht mitzunehmen, sondern meine Mutter zu fragen, ob sie aufpassen konnte. Auch, wenn die Zwei noch viel zu klein waren, um etwas zu verstehen, sollten sie sowas trotzdem nicht mitbekommen müssen. Ich überlegte sogar, Sofy zu überreden, nicht zu dieser Hochzeit zu gehen. Aber das wollte ich auch nicht. Es war ihr Bruder. Und dennoch fand ich es einfach nicht gut. Sofys Schwester war in meinen Augen krank und benötigte dringend professionelle Hilfe. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass gleich der Soundcheck anstand. „Ich muss leider“, nuschelte ich seufzend, „Gleich ist Soundcheck. Ich nehme an, ihr zieht euch in den Bus zurück?“ „Ja, dann ist es nicht so laut.“ „Okay. Oben das Bett hinten in der Ecke ist meins, da können die Zwei schlafen. Wir schauen bestimmt nach dem Soundcheck noch mal vorbei. Erstmal muss ich Flo einsammeln“, erklärte ich schmunzelnd. „Dann viel Spaß dabei“, erwiderte sie grinsend, ehe sie mir einen kurzen Kuss gab. Danach machte ich mich auf den Weg, Flo einzusammeln, denn der war immer noch mit Melina unterwegs. „Ey Flo. Wir müssen“, rief ich ihm schon von Weitem zu und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er vielleicht sogar ein wenig sauer war, dass ich jetzt dazwischenfunkte. Zumindest sprach der Blick, den er mir zuwarf Bände. Trotzdem blieb ich nicht locker und wartete stirnrunzelnd, bis er endlich da war. „Was?“, entgegnete er genervt. „Ach nichts“, entgegnete ich schmunzelnd, „Ich finde es nur interessant, wie viel Zeit du Melina widmest.“ „Wir haben uns nur unterhalten. Ist das inzwischen verboten?“ „Nö, es fällt halt auf. Du kannst ruhig zugeben, wenn du sie gut findest“, entgegnete ich schmunzelnd. „Ist sie nicht verheiratet? Spielt also alles keine Rolle, selbst wenn sie mir sympathisch ist.“ „Jain. Du weißt schon, dass sie sich scheiden lässt? Du hättest freie Bahn. Lad sie doch mal ein“, schlug ich also schmunzelnd vor. „Ich überleg es mir“, entgegnete er nur, ehe er zu seinem Schlagzeug verschwand. Kopfschüttelnd ging ich zum Mikro, sodass wir den Soundcheck ohne Probleme über die Bühne brachten. Im Anschluss daran hatten wir noch knapp zwei Stunden Zeit, sodass wir uns entschieden zum Bus zu gehen und die Zeit dort zu verbringen. Unten saßen Melina und Amelie allein. „Wo ist Sofy?“, wollte ich wissen. „Die ist mit den Zwillingen nach oben. Vermutlich ist sie eingeschlafen“, antwortete Melina schmunzelnd, „War ne kurze Nacht, wenn ich sie richtig verstanden habe.“ „Anstatt was zu sagen“, murmelte ich seufzend und stapfte nach oben, wo ich alle drei schlafend vorfand. Zumindest sah es zunächst so aus, doch als ich näherkam, wurde deutlich, dass lediglich Sofy tief und fest schlief. Also deckte ich sie zu und nahm Niilo und Elina auf den Arm, um sie mit nach unten zu nehmen: „Lassen wir Mama mal schlafen. Habt ihr sie wieder ordentlich auf Trab gehalten?“ Unten angekommen warfen mir alle einen amüsierten Blick zu. „Joar. Die Zwillinge haben ihre Mama erfolgreich ins Bett gebracht“, verkündete ich grinsend und setzte mich zu den anderen. So saßen wir eine ganze Weile zusammen, ehe wir schon wieder losmussten. Sofy schlief noch immer und ich wollte sie eigentlich auch schlafen lassen. „Ich bleibe mit hier“, versprach Amelie und während sie Niilo nahm, übergab ich Elina an Melina, „Ihr schafft das auch, wenn ich hier bleibe. Und so kommt Sofy mal zu ein wenig Schlaf.“ „Danke“, entgegnete ich lächelnd, ehe ich den Jungs zur Bühne folgte.
Wie immer verging das Konzert rasend schnell und als wir von der Bühne kamen, erwartete Amelie uns dann doch, weshalb ich sie etwas verwirrt anschaute. „Sofy ist nach der Hälfte des Auftrittes aufgewacht. Und ich gehe jetzt die Meet and Greet Gewinner abholen. Also am besten hierbleiben“, erklärte sie und verschwand auch gleich wieder. Und nur wenig später saßen wir als Band mit einigen Fans beim Meet and Greet zusammen und zunächst war auch alles gut. „Ich hab eine Frage, Wincent“, begann schließlich eines der Mädchen, weshalb ich aufmerksam zuhörte, „Was genau willst du von so einer Frau wie deiner? Du könntest doch so viel Hübschere haben. Ich verstehe das echt nicht. Was willst du von der?“

Vielleicht irgendwann (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt