Teil 52

817 31 0
                                    


Sofy


Ich verfiel wieder in den Traum, der mich seitdem Unfall so verfolgte. Ich erlebte die gesamte Situation noch einmal. Wie ich ganz aufgewühlt losgefahren war und die gesamte Fahrt über einfach funktionierte. Ich sah im Traum, wie ich auf der Autobahn Richtung Hamburg fuhr. Durch die Uhrzeit, war nicht viel los, ein paar LKW fuhren auf der rechten Spur, weshalb ich in der mittleren fuhr, um diese Reihenweise zu überholen. Und so6 ging es eine Weile, bis ich hinter mir laute Motorengeräusche hörte. Ein Blick in den Rückspiegel verriet mir, dass sich hinter mir auf der mittleren und der linken Spur zwei Autos in einem enormen Tempo näherten. Aufgrund der ganzen LKW war es schwer, auf die rechte Spur zu ziehen. Kurz bevor ich die Möglichkeit hatte, dass ich rüber konnte, war es schon zu spät. Das Auto direkt hinter mir fuhr extrem dicht auf, zog nach links, um mich dann abzudrängen. Ich war so geschockt, dass ich das Lenkrad nach rechts riss. Ab da verging alles ganz schnell, ich bekam nur noch einen lauten Aufprall mit und hörte mich schreien, ehe alles schwarz wurde.
Schweißgebadet setzte ich mich auf, die Tränen standen in meinen Augen und ich zitterte sehr stark. Ich hatte mich soeben zum ersten Mal an den kompletten Ablauf erinnert. Es war nicht meine Schuld gewesen, zumindest nicht meine alleinige. „Sofy? Scheiße, was ist los?", das Licht ging an und ein verschlafener und zugleich besorgter Wincent blickte mich an. „I-ich ... der Unfall", stammelte ich. „Sofy das war ein Alptraum. Es ist alles gut", er setzte sich zu mir auf die Couch. „N-nein. Ich ... weiß jetzt alles", noch immer zitterte ich, es ergab jetzt alles einen Sinn. Wincent zog mich in seine Arme, vermutlich, damit ich mich beruhigen konnte. „Möchtest du erzählen, was passiert ist?", fragte er vorsichtig. Und tatsächlich erzählte ich ihm, woran ich mich erinnerte und auch, dass ich einzelne Fetzen bereits seit Wochen in meinen Träumen erlebte. „Und ... dann hab ich mich nur schreien gehört und es wurde alles Schwarz", endete ich schluchzend. „Sofy. Der ... der Schrei war nicht nur in deinem Traum. Du hast wirklich geschrien, ansonsten wäre ich nicht hier", entgegnete er, „Aber Fakt ist, dass der Unfall nicht deine Schuld war. Du musst zur Polizei und diese Idioten anzeigen! Ihre scheiß Aktion hätte dir beinahe das Leben gekostet!" „Das bringt doch nichts. Ich habe keine Kennzeichen gesehen, nichts. Das ging alles viel zu schnell", erklärte ich traurig. „Aber vielleicht hilft es dir, damit abzuschließen. Überleg es dir", erklärte er, „Schlaf drüber. Und nach dem Aufstehen, reden wir noch einmal darüber." „Ich ... kann nicht schlafen. Ich will diese Bilder nicht wieder sehen müssen", gestand ich traurig, „Aber du solltest dich wieder schlafen legen. Ich mache mir ein Hörbuch an oder so." „Sofy. Ich weiß, es muss schrecklich sein, diese Bilder zu sehen. Aber auch du musst schlafen. Das ist sonst auf Dauer nicht gesund. Und das, was du in den letzten Monaten durchgemacht hast ... das hinterlässt auch körperlich seine Spuren und dein Körper braucht den Schlaf." „Ja. Aber ich habe einfach Angst, dass die Bilder wieder auftauchen", gab ich leise zu. Wincent überlegte, zögerte dann kurz, ehe er antwortete: „Ich pass auf dich auf, okay?" Ich war ziemlich verwirrt, was er auch merkte. „Du schläfst bei mir. Keine Sorge, ich tu dir nichts. Ich pass einfach auf. Dann bekommst auch du noch etwas Schlaf. Und beim Frühstück überlegen wir uns dann, was wir sonst noch tun können", er stand auf und zog mich einfach mit. Ich war mir ehrlich gesagt unsicher. Sollte ich wirklich mit Wincent in einem Bett schlafen? Aber andererseits gab er mir wirklich das Gefühl von Sicherheit und müde war ich ja auch. Also entschied ich mich, Wincent zu vertrauen und bei ihm zu schlafen.

Vielleicht irgendwann (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt