Teil 137

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Wincent

Ich war irgendwie enttäuscht, dass Sofy mir was das Telefonieren anging so auswich. Das war unsere Möglichkeit gewesen, uns von unserem Tag zu erzählen und wenn ich schon nicht bei ihr sein konnte, wollte ich wenigstens ihre Stimme hören und sie durch die Kamera sehen. Trotzdem konnte ich ihr nicht böse sein. Schon gar nicht, als ich sie endlich wieder in meinen Armen hielt. Ich hatte sie einfach zu sehr vermisst und ich wollte den Tag mit ihr nun genießen und mich nicht mit ihr streiten.
Als wir bereits am Strand waren, gab sie mir eine Box. Womit hatte ich denn ein Geschenk verdient? „Guck einfach rein“, forderte mich meine Freundin energisch auf. Etwas verwirrt öffnete ich die Box und konnte erst nicht glauben, was drin war. Ich blickte auf zwei Paar der kleinsten Schuhe, die ich je gesehen hatte und eine Karte, in der ein Bild steckte. Vorsichtig nahm ich das Bild in die Hand, ehe mein Blick zu Sofy wanderte, die mich nervös anschaute: „Ist es das, was ich denke?“ „Was denkst du denn?“, fragte sie. „Bist du wirklich?“ Jetzt nickte sie: „Ja. Du wirst Papa, Wincent.“ Ich brauchte einen Moment, um das zu realisieren, aber dann freute ich mich einfach nur ungemein.  „Ehrlich? Das ist … Der Wahnsinn! Weißt du schon, was es wird? Wie weit bist du?“ „Wincent. Bitte vergiss nicht zu atmen“, antwortete sie schmunzelnd, „Anfang dritter Monat. Und noch konnte man nicht sehen, was es wird. Aber …“ „Aber?“, fragte ich, „Was aber?“ „Na ja. Man kann noch nicht sehen, was es wird, aber man kann sehen, dass … es Zwillinge werden …“ „Zwillinge?“ „Ja“, bestätigte sie es mir also noch mal, „Aber wir sollten warten, bis ich über den dritten Monat hinaus bin, bevor wir es erzählen. Du weißt schon …“ „Okay. Es wird echt schwierig, aber ich schaffe das“, antwortete ich, eigentlich wollte ich es sofort mit allen teilen, weil ich mich so sehr freute, „Und dann schaue ich, dass ich nach den Sommerkonzerten möglichst viel zu Hause bin. Im Zweifel sag ich Termine ab.“ „Du sagst gar nichts ab“, entgegnete sie schmunzelnd und griff nach meiner Hand, „Versprich mir das. Und ich warne dich, ich weihe Amelie ein!“ „Aber …“ „Nein“, unterbrach sie mich auch gleich, „Ich möchte nicht, dass du irgendwas absagst. Dir bedeutet das so viel und das lässt du dir nicht nehmen!“ „Aber du … ihr bedeutet mir so viel mehr.“ „Ich weiß“, antwortete sie und lächelte mich liebevoll an, „Aber ich weiß auch, was dir die Musik bedeutet. Hauptsache, du bist bei der Geburt dabei. Das musst du mir auch versprechen.“ „Oh glaub mir. Ich lass dich nicht allein. Wie … wie lang weißt du eigentlich schon davon?“ „Eine knappe Woche, aber ich wollte dir das nicht am Telefon sagen“, erklärte sie, wodurch ich nun auch verstand, wieso sie nicht mehr telefonieren wollte. „Deshalb also auch kein Telefonieren mehr?“ „Du hättest mir das doch sofort angemerkt“, antwortete sie schulterzuckend, „War für mich auch nicht einfach.“ „Na schön. Aber mach das nicht noch mal“, antwortete ich lachend, „Weiß denn überhaupt schon jemand davon?“ „Melina. Aber auch nur, weil sie mich dazu gedrängt hat, den Test zu machen. Eigentlich würde ich auch gern warten, bis die ersten drei Monate komplett vorbei sind, bevor wir es jemandem erzählen. Und dann vielleicht lieber erst deiner Familie …“ „Natürlich. Wird nur schwer, mir nichts anmerken zu lassen, aber das bekomme ich hin“, versprach ich ihr, „Wann möchtest du es deiner Familie denn dann sagen?“ „Ich weiß nicht. Momentan ist es aber nicht angebracht.“

Vielleicht irgendwann (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt