Sofy
Melina lächelte verlegen. „Na ja. Wenn du jetzt schon fragst ... Steven hat mir gestern einen Antrag gemacht", entgegnete sie und lächelte verliebt, „Ich wollte es dir aber nicht so unter die Nase reiben." „Melina! Das ist total toll. Ich freue mich so für euch Zwei", antwortete ich lächelnd und meinte jedes Wort auch genau so, „Ihr Zwei wollt doch dann sicher jetzt auch zusammenziehen, oder?" „Hm. Irgendwie schon, ja", gab sie unsicher zu. „Verständlich. Ich werde bestimmt eine Wohnung finden, werde anfangen mich umzusehen. Ich will euch da nicht im Wege stehen!" „Sofy. Du musst jetzt nicht auf Biegen und Brechen etwas Neues finden. Du hast Zeit, okay? Steven kennt den Wohnungsmarkt hier und hat Verständnis dafür." „Ja. Ich weiß. Aber je eher man zu suchen anfängt, desto mehr findet man vielleicht", antwortete ich, „Ich freue mich wirklich sehr für euch. Habt ihr euch schon überlegt, wann es so weit sein soll?" „Also einen Termin haben wir logischerweise noch nicht, darum kümmern wir uns die Tage. Aber tatsächlich wollen wir gerne im Frühling schon heiraten. Deshalb werde ich mich wohl bald nach Kleidern umsehen und ich hätte dich da wahnsinnig gerne dabei!" „Wirklich?" „Na klar. Du bist meine Freundin. Wenn nicht mittlerweile sogar meine beste Freundin! Du musst dabei sein!", bestätigte sie grinsend, „Übrigens. Das wäre deine Chance, doch noch auf eine Hochzeit zu gehen und deinen Wincent als Begleitung zu haben!" „Er ist nicht mein Wincent", verteidigte ich mich. „Mach dir noch schön was vor. Aber du wirst es noch merken. Ihr Zwei würdet einfach so gut zusammenpassen. Und so wie du guckst, wenn du nur mit ihm schreibst. Also ich kann die Schmetterlinge sehr deutlich hören!" „Ach Melina. Ganz ehrlich? Ich mache mir da gar keinen Kopf. Wincent könnte Jede haben und ich ... bin momentan auch gar nicht bereit für das alles", antwortete ich seufzend. „Momentan noch nicht, aber das kommt noch, glaube mir. Und mein Gefühl sagt mir, dass Wincent schon längst viel mehr in dir sieht, sich aber nicht aufdrängen will, weil er deine Gedanken zum Beziehungsthema ja wohl kennt. Aber der würde einfach alles für dich tun. Und wie er dich anschaut. Auch dort sind die Schmetterlinge deutlich zu vernehmen", fuhr Melina grinsend fort, „Aber du solltest dir natürlich die Zeit nehmen, die du für dich brauchst. Wenn er denn dann der Richtige ist, wird er warten, glaube mir."Das restliche Wochenende verbrachten wir mit Quatschen. Aber wir schauten auch gemeinsam, ob der Wohnungsmarkt etwas für mich hergab, suchten Therapiemöglichkeiten und holten uns schon Inspirationen für Melinas Hochzeitskleid.
Beim Thema Therapie wurden wir als erstes fündig. Und zwei Wochen später, hatte ich tatsächlich meinen ersten Termin bei einer Psychologin. Bisher hatte ich Wincent nichts davon erzählt. Ich wollte das nicht einfach schreiben. Wir hatten uns aber für den Abend zum Videotelefonat verabredet, das war dann meine Gelegenheit. Die heutige Sitzung bestand daraus, dass ich der Therapeutin erzählte, wieso ich überhaupt bei ihr war. Melina hatte sie gefunden und offenbar eine sehr gutes Gefühl gehabt, denn ich fühlte mich tatsächlich wohl und schaffte es, mich wenigstens teilweise zu öffnen. Sie versprach mir, dass sich das in den kommenden Sitzungen bessern würde und wir dann gemeinsam Wege finden würden, dass ich wieder mit beiden Beinen fest im Leben stehen würde.
Am Abend verzog ich mich dann in mein Zimmer. Während Wincents Joggingshose bereits gewaschen war und ordentlich zur Seite gelegt war, musste ich gestehen, dass ich seinen Hoodie weiterhin zum Schlafen trug. Momentan konnte ich ihm den ja eh nicht wiedergeben. Heute zog ich ihn aber nicht an, damit es nicht komisch wirkte. Und nur wenige Augenblicke später, tauchte Wincent auf meinem Bildschirm auf. „Hi", sagte ich lächelnd, „Wie geht es dir?" „Hey. Ja. Es geht voran", antwortete er lächelnd, „Ein bisschen stressig manchmal, aber das gehört dazu und geht auch wieder weg. Gibt es etwas Neues bei dir?" „Hm", entgegnete ich, „Ich habe nächste Woche ein paar Besichtigungstermine für Wohnungen, mein Bruder hat vermutlich ein Auto für mich gefunden und ... ich habe heute meine erste Therapiesitzung gehabt." Das ich eine Wohnung suchte und mein Bruder mir bei der Suche nach einem Auto half, wusste Wincent schon durchs Schreiben, aber das mit der Therapie natürlich noch nicht. „Du hattest was?", fragte er noch einmal nach, so, als wollte er sichergehen, sich nicht verhört zu haben. „Ja. Ich habe mit Melina geredet und sie hat mir ebenfalls nahegelegt, es zu versuchen. Also ja. Ein Versuch ist es wert." „Das ist die richtige Einstellung! Ich bin stolz auf dich Sofy. Das ist der erste Schritt und ab jetzt wird alles besser werden!"
DU LIEST GERADE
Vielleicht irgendwann (1)
FanfictionWie ist es mit einem Menschen zusammenzuleben, der einem nicht gut tut? Zerstörend. Aber wieso schafft man es trotzdem nicht, sich von dieser Person zu trennen, sie aus dem Leben zu streichen? Ganz einfach, weil man diese Person immerhin mal geliebt...