Teil 152

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Sofy

Wir gingen also wieder nach drinnen. Ganz zu meiner Überraschung war mein Vater noch immer da. Normalerweise wäre er vorhin bereits verschwunden, als meine Mutter auch gegangen war. Denn irgendwie hatte er nie eine eigene beziehungsweise eine andere Meinung gehabt als meine Mutter. Ihm viel mein entsprechend skeptischer Blick auch direkt auf. „Du fragst dich sicher, wieso ich nicht auch gegangen bin …“ „Überrascht dich das denn?“ Mein Vater seufzte, schüttelte aber den Kopf: „Nein. Es ist berechtigt, dass du skeptisch bist. Lässt du mich erklären?“ Ich zögerte, aber eigentlich wollte ich schon wissen, was los war. Und es war noch immer mein Vater, natürlich wünschte ich mir, dass wir uns aussprachen. Ich wollte doch für meine Kinder eine Familie ohne Streit. „Also gut“, entgegnete ich, während ich mich wieder setzte. „Ich weiß, dass ich in der letzten Zeit viel falsch gemacht hab. Ich hab einfach nie was gesagt, weil ich dachte, es wäre besser. Na ja besser für mich … ich war da wirklich egoistisch. Es ging mir einfach nur darum, zu Hause meine Ruhe zu haben. Aber das war falsch, ich hätte mich für dich einsetzen müssen und dich verteidigen müssen.“ „Wäre schön gewesen …“, antwortete ich trocken, ließ ihn aber weiterreden. „Ja. Und das ist mir bewusst geworden. Ich … habe mich erst vor kurzem von deiner Mutter getrennt, wir werden uns scheiden lassen. Ich möchte das nicht mehr mitmachen. Sie und Ina steigern sich da einfach rein und es geht nicht mehr weiter. Und ich will da nicht mehr mitmachen.“ „Hm. Das ist ja schön“, erwiderte ich bloß, da ich dem Ganzen einfach nicht so ganz traute. Dazu war einfach zu viel passiert. „Ich hoffe, dass du mir irgendwann verzeihen kannst“, versuchte er es weiter, schien aber zu merken, dass es so schnell nicht ging. „Gib mir einfach Zeit“, antwortete ich nur und er nickte.
Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie mein Bruder gefolgt von Wincent wieder den Raum betrat. Wo waren die Zwei denn gewesen? Ich hatte nicht einmal mitbekommen, dass sie verschwunden waren. „Was habt ihr Zwei denn gemacht?“, wollte ich also stirnrunzelnd wissen. „Nichts“, entgegnete Wincent schulterzuckend, während er sich wieder neben mich setzte, „Wir dachten nur, wir lassen euch mal allein, damit ihr redet.“ Ich warf meinem Bruder einen skeptischen Blick zu, doch der verzog keine Miene. Dann wollte ich ihnen also mal glauben.
„Sag mal Mäuschen … du hast doch in der letzten Zeit auch auf der Arbeit des Öfteren Hochzeiten organisiert, oder?“, wechselte mein Bruder nun das Thema. „Ja, schon. Wieso fragst du?“ „Ach. Noel und ich hatten überlegt, ob du nicht die Hochzeit organisieren könntest. Du hast da ein Händchen für. Allerdings wussten wir da ja noch nicht, dass du schwanger bist …“ „Ja und? Ich mach das, ist doch kein Thema“, entgegnete ich lächelnd, „Wir setzen uns einfach mal in Ruhe zusammen und besprechen alles.“ „Nur, wenn das wirklich in Ordnung ist“, wollte sich mein Bruder doch noch mal absichern. „Mike. Bitte, fang du nicht auch noch an. Ich bin nicht krank“, seufzte ich genervt. Wieso meinten alle, mich jetzt mit Samthandschuhen anfassen zu müssen? Mir war bewusst, dass ich etwas runterfahren musste, aber doch auch nicht so heftig.
Da nach den Vorkommnissen niemand mehr wirklich Lust auf Feiern hatte, fuhren wir bereits am frühen Abend wieder nach Hause. „Bist du sicher, dass es nicht zu stressig ist, wenn du die Hochzeit organisiert?“, hakte Wincent nun nach, da wir jetzt ungestört waren. „Es macht doch keinen Unterschied, ob ich auf der Arbeit etwas plane oder jetzt halt privat. Und Noel und Mike sind so viel umgänglicher als die meisten meiner Kunden“, antwortete ich schulterzuckend. „Na ja davon abhalten kann ich dich nicht. Pass aber einfach auf, dass es nicht zu viel wird …“ „Keine Sorge. Auf der Arbeit bekomme ich schon weniger Aufträge, also ist das alles kein Problem.“ Wincent wollte noch was sagen, während er bereits vor dem Haus parkte, als stirnrunzelnd nach draußen schaute: „Wer sind die denn?“ „Hm?“, ich folgte seinem Blick und erkannte eine kleine Gruppe von Mädchen, etwa fünfzehn Jahre alt vielleicht, „Weiß ich nicht. Vielleicht nur irgendwelche Teenies, die feiern wollen oder so.“ „Ich hoffe“, murmelte er und stieg dann aus. Ich tat es ihm gleich und während ich meine Schlüssel aus der Tasche kramte, fingen die Mädchen plötzlich an zu kreischen. Was war denn jetzt los? „Wincent!“, schrien sie nun, „Oh mein Gott. Können wir Fotos machen? Bitte?“ Bitte was? Woher hatten die unsere Adresse? Ging das nicht grad eindeutig zu weit? Aber darum sollte Wincent sich kümmern, ich schlich mich hinter ihm unbemerkt ins Haus und kurze Zeit später in unsere Wohnung.

Vielleicht irgendwann (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt