Sofy
Am nächsten Morgen fühlte ich mich noch schlechter. Ich hatte zwar geschlafen, aber nicht wirklich gut, sehr unruhig sogar. Spätestens alle zwei Stunden war ich wach geworden und benötigte dann mindestens eine halbe Stunde, bis ich wieder eingeschlafen war. Meistens schlief ich ein, weil ich wieder so dermaßen heulen musste, dass ich irgendwann erschöpft war und deswegen immer wieder einschlief. Entsprechend sah ich also am heutigen Morgen aus. Deshalb rief ich in der Firma an und meldete mich krank. So hatte ich den heutigen Tag und das Wochenende, um etwas runterzukommen. Der Gedanke an Ninas Affäre war ehrlich gesagt beiseitegeschoben. Ich hatte keine wirkliche Kraft, um mich damit auseinanderzusetzen. Meine Beine waren so schwer, als wären sie aus Blei, taten obendrein einfach nur weh. Ich mochte einfach das Bett nicht verlassen, wollte niemanden sehen. Niemanden hören. Ich wollte einfach meine Ruhe haben.
So verging das Wochenende. Ich verließ das Zimmer nicht, lag eigentlich nur im Bett und tat gar nichts. Eigentlich war dies sehr untypisch für mich, ich hatte immer irgendeine Beschäftigung, da mir normalerweise sonst die Decke auf den Kopf fiel. Doch nun fehlte mir sogar die Kraft zum Lesen, was mir normalerweise immer guttat. Ich lag einfach da und starrte an die Decke. Am Montagmorgen jedoch musste ich aufstehen, ich musste zur Arbeit fahren und durfte mir natürlich nichts anmerken lassen. Und natürlich musste ich mich bei Melina entschuldigen, dafür dass ich sie am Donnerstag hatte allein gelassen. Das war wirklich unkollegial von mir gewesen und es musste definitiv eine Ausnahme bleiben. Noch einmal durfte ich mir sowas nicht leisten, mein schlechtes Gewissen würde mich sonst wirklich erdrücken.
Ich fuhr in die Firma, wo mich Melina auch gleich fröhlich begrüßte. Ich zwang mich zu einem Lächeln. „Morgen", entgegnete ich auf ihren Gruß, „Sorry noch einmal für Donnerstag. Das war von mir ziemlich doof, dich allein zu lassen!" „Ist in Ordnung. Du sahst wirklich krank aus. Und ehrlich gesagt ... du siehst noch immer ziemlich fertig aus. Natürlich hätte ich dich Samstag gerne beim Grillen dabeigehabt, aber die Gesundheit geht vor! Beim nächsten Mal dann. Ist denn wirklich alles gut?", hakte sie besorgt nach. „Natürlich", entgegnete ich und setzte das überzeugendste Lächeln auf, das ich erschummeln konnte. „Nun gut", gab sie nach, „Ich weiß, wir kennen uns noch nicht so lange als Kollegen. Aber wenn du doch etwas hast, das du dir von der Seele reden magst, dann bin ich für dich da." „Danke. Aber es ist alles gut", erwiderte ich, „Was steht denn heute an?" Ich warf einen Blick in die Auftragsliste. Heute stand ein Firmenevent an, beziehungsweise stand zunächst die Planung an, denn das Event selbst sollte erst am Wochenende stattfinden. Ich setzte mich also an meinen Schreibtisch und begann zu telefonieren, um alles für das bevorstehende Event zu besprechen.In meiner Mittagspause begab ich mich in die kleine Küche, die sich in unserem Bürokomplex befand, um mir dort etwas zu essen zu erwärmen. Während ich wartete, schaute ich aus dem Fenster und meine Gedanken schweiften wieder ab. Zu Timo. Zu dem, was er gesagt hatte. Zu dem, was Nina gesagt hatte. Vermutlich vermisste ich ihn wirklich. Er war mein erster Freund gewesen und nun sollte alles endgültig vorbei sein? Aber ... er hatte mich betrogen und das war der größte Vertrauensbruch, den es gab. „Mensch Sofy, was ist hier los?", riss mich Melina aus meinen Gedanken und erst jetzt merkte ich, dass es ordentlich verbrannt roch. Schnell riss sie das Essen vom Herd und riss die Fenster auf. „Tut mir leid", nuschelte ich, „Ich war unaufmerksam." „Warst du. Meine Güte, was ist denn los? Du bist total unkonzentriert. Ausreden zählen nicht mehr. Ich will jetzt wissen, was los ist", forderte sie und stellte sich so in die Tür, dass sie mir meinen einzig möglichen Fluchtweg abschnitt.
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Vielleicht irgendwann (1)
FanficWie ist es mit einem Menschen zusammenzuleben, der einem nicht gut tut? Zerstörend. Aber wieso schafft man es trotzdem nicht, sich von dieser Person zu trennen, sie aus dem Leben zu streichen? Ganz einfach, weil man diese Person immerhin mal geliebt...