Sofy
Dort angekommen atmete ich noch einmal tief durch. Ich rechnete fest damit, dass ich in etwa einer Stunde wieder hier auf dem Parkplatz stand, dann ohne Job. Davon war ich regelrecht überzeugt. André, mein Chef, war einfach ein Perfektionist und wollte immer, dass alles reibungslos ablief.
Ich betrat die Agentur und ... es war alles wie immer. Meine Kollegen begrüßten mich wie immer äußerst freundlich, als wüssten sie noch gar nichts von dem Desaster mit Herrn Mayer. „Guten Morgen Sofy. Magst du auch einen Kaffee?", begrüßte mich Melina, meine Arbeitskollegin mit der ich oft und gerne zusammenarbeitete. Im Privaten hatten wir bisher nie etwas unternommen, deshalb konnte ich sie nicht als Freundin bezeichnen, aber wir verstanden uns sehr gut. „Guten Morgen. Nein danke, ich muss ohnehin erst zu André", entgegnete ich und zwang mich zu einem Lächeln.
„Ach ja ... du kannst nach dem Gespräch gerne zu mir kommen, ich könnte deinen Tipp gebrauchen", antwortete sie und lächelte mich zuversichtlich an. Okay, meine Kollegen wussten also von diesem Desaster. Denn ansonsten würde mich Melina nie nach einem Tipp fragen. Wer wollte schon Tipps von einer solchen Versagerin wie mir? Aber dann war ihnen doch klar, dass ich nach diesem Gespräch gehen konnte. „Mal abwarten, ob ich da leben rauskomme", äußerte ich mich seufzend und fuhr mir dabei durch die Haare, wie immer, wenn ich nervös war. „André wird dir den Kopf schon nicht abreißen. Ganz ehrlich, der Mayer hat sie nicht mehr alle. Gefühlt jeder, der einen seiner Aufträge übernommen hat, hatte auch irgendwelche Probleme mit ihm. Der ist mit nichts zufrieden!" Mh, sie wusste also doch schon, wie katastrophal es gestern gelaufen war. Dann wusste es auch das gesamte Büro. „Ach Melina. Ich glaube keiner hier hat so dermaßen versagt, wie ich", seufzte ich wieder, „Ich habe möglicherweise einen der größten Auftraggeber vergrault, da wird André kein Auge zudrücken." „Aber dann wäre er ein Unmensch! Es gab so viele Beschwerden über diesen Kunden, es kann also nicht an dir liegen, okay?", versuchte sie mich weiterhin aufzumuntern, aber vergebens. Doch das wollte ich ihr nicht zu zeigen, weshalb ich mich zu einem Lächeln zwang. „Melina das ist sehr lieb von dir", antwortete ich also, „Na ja. Dann werd ich mal." Melina lächelte mich ein letztes Mal aufmunternd an, ehe ich mich zum Büro des Chefs begab, an die Tür klopfte und auf das „Herrein", von André wartete.
DU LIEST GERADE
Vielleicht irgendwann (1)
FanfictionWie ist es mit einem Menschen zusammenzuleben, der einem nicht gut tut? Zerstörend. Aber wieso schafft man es trotzdem nicht, sich von dieser Person zu trennen, sie aus dem Leben zu streichen? Ganz einfach, weil man diese Person immerhin mal geliebt...