Teil 103

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Sofy

Ich wollte seine Erklärungsversuche nicht hören. Er war nicht besser als Timo … oder? Andererseits hatte er doch recht. Er wusste, wie es sich anfühlte betrogen zu werden. Könnte er mir das dann wirklich jemals antun? Das und der Klang seiner Stimme, versetzten mich ins Grübeln. Tat ich ihm gerade unrecht? Ich musste mir diesbezüglich erstmal Klarheit verschaffen, weshalb ich mich wenig später wortlos dazu entschied, die Nacht auf dem Sofa zu verbringen. Natürlich bekam ich kein Auge zu, meine Gedanken schwirrten zu sehr in meinem Kopf. Ich hatte Wincent vermutlich ziemlich unrecht getan. Ich musste ihn ziemlich verletzt haben, das war in seiner Stimme deutlich zu hören gewesen. Wieso war ich so dumm? Wieso konnte ich nicht wie jeder erwachsene Mensch die Situation normal klären? Wieso mussten meine Gefühle so mit mir durchgehen? Nun sah man ja, was ich damit anrichtete. Da mich das alles nicht losließ, stand ich auf und ging vorsichtig und leise nach oben. Wincent lag von der Treppe weggedreht, weshalb ich nicht sicher war, ob er nicht doch schon schlief. „Wincent?“, fragte ich also leise, „Bist du noch wach?“ „Hm“, erhielt ich nur als Antwort. „Es … tut mir leid“, sagte ich leise, während mir bereits wieder die Tränen in die Augen schossen. Wincent schaltete das Licht an und setzte sich auf, während er sich mit der Hand übers Gesicht fuhr. „Du bist nicht wie Timo. Ich … ich war überfordert“, versuchte ich irgendwie vernünftige Sätze hervorzubringen. Wincent sagte nichts, stand aber auf und kam zu mir, um mich in seine Arme zu ziehen. „Ich … hatte einfach Angst“, schluchzte ich. „Sofy. Ich weiß. Ich weiß doch selbst, wie sich das anfühlt. Aber wir können morgen gern meinen Kumpel anrufen, der wird dir bestätigen, dass mit Jessica rein gar nichts läuft.“ „Nein. Ich vertraue dir. Ich hab einfach überreagiert und das tut mir leid.“ „Weißt du. Vielleicht sollten wir uns auf etwas einigen. Bevor irgendwelche Interpretationen gemacht werden, sollten wir immer erst miteinander reden. Damit können wir uns solche Missverständnisse ersparen.“ Ich nickte. Inzwischen war es mir einfach unangenehm, dass ich ihn so angeschrien hatte. „Komm. Es ist spät. Lass uns erstmal schlafen gehen“, murmelte er, löste sich von mir und holte dann meine Sachen von unten. „Ich hätte das auch holen können“, nuschelte ich, als er bereits wieder da war. „Ich weiß“, entgegnete er lächelnd, „Jetzt lass uns aber schlafen gehen.“ Ich nickte wieder und verkroch mich unter die Decke, während sich bereits wenig später sein Arm um mich legte und er mich noch näher zu sich zog. „Ich liebe dich Sofy“, nuschelte er leise, „Und daran wird keine andere Frau was ändern können.“ „Ich liebe dich auch.“ Und während Wincent offenbar sofort einschlief, blieb ich noch eine Weile wach liegen. Für ihn schien dieser Streit schon wieder vergessen, wohl auch, wie ich ihn angeschrien hatte. Für ihn schien das bereits wieder erledigt zu sein, kein Nachtragen oder Sonstiges. Dabei musste es ihn sehr verletzt haben, was ich ihm am Strand an den Kopf geworfen hatte. Insbesondere der Vergleich mit Timo. Der war nicht fair und es hätte gar nicht so weit kommen dürfen. Aber er hatte Recht, man sollte miteinander reden, bevor man voreilige Schlüsse zog. Vielleicht hätte ich uns dann diesen ganzen Streit ersparen können.

Vielleicht irgendwann (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt