Sofy
„Ach? Und siehst du, schon dreht sich alles wieder um dich. Wie immer!“, fauchte meine Schwester. „Du bist doch die, die schuld daran ist. Ich wollte das heute gar nicht sagen“, schrie ich weiter, „Ich verstehe einfach nicht, was dein verdammtes Problem ist!“ „Was mein Problem ist? Überleg doch mal. Seit du da bist, hast du mir alles genommen“, schrie sie, „Dir fällt alles in die Hände und bist immer die tolle Sofy, die immer nur die guten Sachen bekommt und immer so erfolgreich ist. Und natürlich jetzt auch noch die Schwangerschaft!“ „Bitte? Was hab ich dir denn weggenommen? Wo fällt mir alles in die Hände? Langsam glaube ich, du hast den Schuss nicht mehr gehört!“ „Du hast mir meinen Bruder genommen, der seitdem du da bist, nur noch Zeit mit dir verbracht hast. In der Schule hast du so einfach die guten Noten abgegriffen und ich musste mir alles mühsam erarbeiten. Dir fiel ja alles so einfach. Ich hab mich so gefreut, als das mit Timo losging, weil du endlich mal gelitten hast!“, schrie sie weiter, „Und du hättest es verdient gehabt, daran kaputt zu gehen oder bei diesem scheiß Unfall draufzugehen. Dann wäre ich dich los gewesen! Aber ne, du musstest wieder Glück haben mit deinem Wincent. Und jetzt die Schwangerschaft? Natürlich. War ja klar. Und andere wünschen sich so sehr, schwanger zu werden …“ „Geht’s noch? Außerdem hast du zwei tolle Kinder. Bist verheiratet, hast deinen Traumjob.“ „Ach. Boris schläft doch seit Jahren mit seiner Sekretärin und die Kinder? Da hatten wir eine Leihmutter! Es ist halt nicht bei jedem so toll wie bei dir. Aber dir fällt ja immer alles zu!“ „Was bist du für eine Schwester?“ Doch, ehe Ina das Wort erheben konnte, mischte sich nun mein Bruder ein. „So Ina es reicht. Ich habe endgültig die Schnauze voll und ich habe mir das Ganze lang genug angesehen. Und bitte geh einfach.“ „Bitte was?“, fragte sie völlig schockiert. „Du hast mich schon richtig verstanden. Verlasse das Haus. Das, was du hier von dir gibst, kann ich nicht mehr hören. Sofy kann für rein gar nichts etwas. Du bist für dein Leben selbst verantwortlich und nicht Sofy oder sonst jemand. Und bis du nicht zur Vernunft kommst, brauchst du dich auch nicht mehr blicken zu lassen!“ „Natürlich bist du wieder auf ihrer Seite!“ „Ja! Weil du nur Mist von dir gibst, geh jetzt!“
Das hatte gesessen. Ina holte Boris und die Kinder aus dem Garten und verschwand wirklich. Meine Mutter fuhr direkt mit, aber das wunderte mich nicht. Allerdings überraschte es mich, dass mein Vater blieb. Doch das stand erstmal nicht im Fokus, stattdessen stand ich auf und ging nach draußen. Ich brauchte Frische Luft, musste mich erst einmal abreagieren. Aber natürlich blieb ich nur kurz allein, Wincent folgte mir so ziemlich direkt nach draußen, um mich in den Arm zu nehmen. „Wie war das mit ruhig bleiben und nicht aufregen?“ „Haha Was hätte ich denn tun sollen?“ „Na schön. Da hast du recht. Geht es dir soweit gut?“, erkundigte er sich dennoch. „Sicher. Ich brauchte nur kurz frische Luft“, versicherte ich ihm. Als kurze Zeit später auch mein Bruder nach draußen kam, ließ Wincent uns allein. „Tut mir leid“, murmelte ich an meinen Bruder gewandt, „Ich wollte euch den Tag nicht ruinieren. Ihr solltet im Mittelpunkt stehen …“ „Alles Gut Mäuschen. Ina hat es provoziert“, meinte er. „Danke, dass du zu mir gehalten hast …“ „Na logisch. Alles andere wäre falsch gewesen. Das, was sie dir da vorgeworfen hat, war ja alles völlig dumm. Nimm dir das nicht zu Herzen, okay? Ina ist schon länger mit ihrem Leben unzufrieden und lässt das an anderen aus, sucht auch die Schuld bei anderen. Bisher hast du dich nie gewehrt, aber inzwischen bist du ja echt gut darin“, erklärte er und wurde dann wieder ganz neugierig, „Bist du wirklich schwanger?“ Ich nickte: „Ich wollte euch das nicht heute sagen. Es wäre unangebracht gewesen, ihr hattet eure Neuigkeiten und ich hatte es mir ganz anders vorgestellt, euch davon zu erzählen.“ „Wie schön!“, freute er sich nun, „Was wird es? Junge oder Mädchen?“ „Das wissen wir nicht. Aber … es werden Zwillinge“, antwortete ich lächelnd. „Oh Wahnsinn. Ich freue mich total für euch! Aber ist die Wohnung dann nicht zu klein auf Dauer?“ „Das schon. Wir schauen uns bald nach Häusern um“, erklärte ich lächelnd, „Aber lass uns lieber wieder reingehen und wenigstens so ein bisschen eure Verlobung feiern.“
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Vielleicht irgendwann (1)
FanfictionWie ist es mit einem Menschen zusammenzuleben, der einem nicht gut tut? Zerstörend. Aber wieso schafft man es trotzdem nicht, sich von dieser Person zu trennen, sie aus dem Leben zu streichen? Ganz einfach, weil man diese Person immerhin mal geliebt...