Sofy„Was? Wirklich?“, fragte ich zur Sicherheit noch einmal nach. „Ja. Wirklich“, antwortete sie und lächelte mich voller Stolz an. „Wow. Herzlichen Glückwunsch!“, freute ich mich, „Wie weit bist du? Seit wann weißt du es?“ „Den positiven Test hatte ich schon vor der Hochzeit und letzte Woche war ich dann beim Arzt. Und ich bin wohl schon im dritten Monat, laut Arzt. Warte“, sie kramte in ihrer Tasche und holte ein Ultraschallbild hervor, „Hier. Man sieht natürlich noch nicht so viel. Aber so wie es aussieht, wird es ein Novemberkind.“ „Ist ja auch ein schöner Monat. Also der November“, entgegnete ich grinsend, „Ich freue mich so wahnsinnig für dich, für euch. Dann fehlt nur noch das Haus mit Garten und ihr habt der absoluten Traum eines Familienlebens.“ „Ach. Damit lassen wir uns Zeit. Die Wohnung reicht uns erstmal. Auch aus finanzieller Sicht. Hat halt nicht jeder einen Sänger als Freund“, antwortete sie grinsend, „Erzähl endlich, wie läuft es?“ „Wie soll es laufen?“, fragte ich schulterzuckend. „Na ja. Gut? Oder schlecht? Muss ich ihm noch mal verklickern, dass er dich auf Händen zu tragen hat?“ Ich schüttelte lachend den Kopf: „Musst du nicht. Wenn ich ihn lassen würde, würde er das von sich aus tun. Ich lerne nächste Woche seine Mutter und seine Schwester kennen. Und ich weiß, dass die Zwei für ihn so das Wichtigste auf dieser Welt sind. Deren Meinung zählt also echt viel und ich habe echt Angst, dass sie mich nicht mögen.“ „Natürlich werden die dich mögen. Ich dachte nur, dass du Zeit haben wolltest?“ „Ich weiß, was ich gesagt habe. Ich kann dir das auch nicht erklären, bei Timo hat das damals alles so lang gedauert. Aber es fühlt sich richtig an, weißt du? Ich kann es nicht erklären und bin von mir selbst überrascht. Aber … er kennt meine Familie ja seit gestern auch.“ „Die Liebe muss man nicht erklären können. Wenn es sich richtig anfühlt, ist doch alles gut. Aber Moment? Du hast doch, abgesehen von Mike, gar keinen Kontakt mehr zu deiner Familie gehabt? Was hast du mir alles verschwiegen?“ Seufzend erzählte ich ihr dann also vom gestrigen Tag und wie es dann eskaliert war. Das ließ ihr schockiert den Mund offenstehen. „Bitte? Das ist doch grade ein schlechter Scherz, oder? Deine Schwester hat das so nicht gesagt.“ „Doch hat sie“, bestätigte ich meine Aussage noch mal, „So gesehen … es hat mich nicht überrascht. Aber verletzt hat es mich. Ich verstehe halt nicht, was ich ihr getan habe. Ich bin immer am Überlegen, ob ich mal irgendwas gemacht habe, was sie mir bis heute nicht verziehen hat, aber mir fällt nichts ein.“ „Oh wow. Da fehlen mir die Worte. Mich würde aber wirklich interessieren, was bei ihr falsch läuft? Ich mein, das ist wirklich schon heftig.“ „Ganz ehrlich? Ich bemühe mich da um keinen Kontakt mehr. Mir war es nur richtig unangenehm, dass Wincent das alles mitbekommen hat. Und gleichzeitig war ich einfach nur froh, dass er da war. Er hat meine Schwester wohl richtig angeschrien. Das hat mir mein Bruder noch geschrieben gestern, der hat sich dann auch noch mal für die Aktion entschuldigt.“ „Ich halte eigentlich nichts von anschreien, aber da hatte sie es definitiv nichts anderes verdient. Da kam wohl der Beschützerinstinkt in deinem Liebsten durch“, antwortete sie lächelnd, „Und bist du deinem Bruder sauer?“ „Ich war es erst. Aber ich hab da vorhin auch noch mal mit Wincent drüber gesprochen und im Prinzip hat Mike es nur gut gemeint. War halt nicht die beste Aktion, aber ich glaube, dass ihm das selbst auch bewusst ist. Es ist schlimm genug, wie das mit meiner Schwester geworden ist. Ich möchte mich nicht auch noch mit meinem Bruder zerstreiten. Schon gar nicht wegen so einer Kleinigkeit.“ „Da gebe ich dir Recht. Zumal man bei deinem Bruder auch weiß, dass er es im Prinzip nur gut gemeint hat.“
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Vielleicht irgendwann (1)
FanfictionWie ist es mit einem Menschen zusammenzuleben, der einem nicht gut tut? Zerstörend. Aber wieso schafft man es trotzdem nicht, sich von dieser Person zu trennen, sie aus dem Leben zu streichen? Ganz einfach, weil man diese Person immerhin mal geliebt...