Teil 188

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Sofy

Am nächsten Morgen wurde ich durch das penetrante Klingeln an der Haustür geweckt. Und während Wincent sich genervt das Kissen auf den Kopf legte, stand ich seufzend auf und schlurfte nach unten, um die Tür zu öffnen. Mein Bruder. „Hast du mal auf die Uhr geschaut?“, wollte ich genervt wissen, als sich natürlich auch beide Kinder gleichzeitig schreiend bemerkbar machten, „Danke auch.“ Ohne irgendein Wort seinerseits abzuwarten, schlurfte ich wieder nach oben. Aber Wincent war dann doch schneller gewesen und kam mir bereits mit Beiden auf dem Arm entgegen. Sein Blick sprach Bände. „Wer ist das?“, wollte er wissen. „Mein Bruder.“ „Na, der kann sich was anhören“, brummte Wincent, aber ich schüttelte den Kopf. „Ich mach schon. Du legst dich noch mal hin, hast doch kaum geschlafen. Ich nehm die Zwei mit nach unten, dann hast du noch etwas Ruhe.“ „Ach quatsch. Niilo und Elina legen sich einfach auch noch ein bisschen hin. Außerdem bist du genauso müde …“ „Hab ich mich schon dran gewöhnt“, entgegnete ich schulterzuckend und verschwand wieder nach unten. Mein Bruder hatte sich offenbar nicht einen Zentimeter bewegt. Und irgendwie hatte ich keinen Bedarf, ihn hereinzubitten. „Also“, wollte ich von ihm wissen, „Was gibt’s?“ „Du bist nicht mehr an dein Handy gegangen. Ich … wollte nur schauen, ob alles gut ist.“ „Und das um“, ich warf einen Blick auf die Uhr, „halb sechs in der Früh? Klasse Idee Mike, ehrlich.“ „Nun, wir haben noch ein paar Termine wegen der Hochzeitsvorbereitungen und irgendwie dachte ich, dass die Zwillinge dich bestimmt eh schon geweckt haben“, gab er kleinlaut zu. „Da hast du wohl falsch gedacht.“ „Man. Du bist sauer, oder?“ „Ach. Ist dir das auch schon aufgefallen? Sei froh, dass ich Wincent gleich weggeschickt habe, der wäre nicht so freundlich …“ „Du hast ihm also davon erzählt?“ „Natürlich hab ich meinem Mann davon erzählt. Ist ja nicht so, dass er mir nie irgendwas anmerken würde.“ „Aber ihr kommt doch Samstag, oder?“ „Natürlich kommen wir. Wie lang wir bleiben, weiß ich nicht. Habe nur wenig Bedarf auf Ina und Mum zu treffen.“ „Ich hätte wissen müssen, dass du sauer bist. Aber kannst du mich nicht auch ein bisschen verstehen? Ich möchte meine ganze Familie dabeihaben. Es ist mein besonderer Tag …“ „Nein. Ich habe kein Verständnis. Nicht, nach deinen Worten nach dem letzten Aufeinandertreffen. Denn ehrlich gesagt ist die Aktion jetzt einfach lächerlich. Und ich bin einfach nur enttäuscht von dir, dass du offenbar inzwischen auch zu den Leuten gehörst, die nur reden, aber eben nur reden. Viel Erfolg noch bei euren Vorbereitungen, wir sehen uns dann Samstag“, erklärte ich kühl und tat dann etwas, was ich selbst nie von mir erwartet hatte. Ich knallte meinem Bruder förmlich die Tür vor der Nase zu und ließ ihn einfach stehen. So ganz wusste ich nicht, ob ich wirklich sauer war, oder ob es die Enttäuschung war, die überwiegte. Vielleicht ja auch Beides irgendwie ein bisschen. Jedenfalls war für mich nicht mehr an Schlafen zu denken, weshalb ich mich schnell fertig machte und es mir dann mit einem Buch bequem machte. Immerhin waren beide Kinder bei Wincent und wer wusste schon, wann ich wieder ein paar Minuten zum Lesen bekam. Und so hatte ich knappe zwei Stunden, ehe Wincent mit Niilo und Elina nach unten kam. Wenigstens hatte Wincent so noch ein wenig Schlaf bekommen. „Was wollte dein Bruder eigentlich?“, fragte Wincent auch sofort und ließ sich mit den Zwillingen zu mir auf der Couch nieder. „Ich bin nicht ans Handy gegangen und er wollte wissen, ob alles in Ordnung ist“, schnaubte ich und legte das Buch beiseite, „Was denkt er denn? Dass ich seine Aktion super finde?“

Vielleicht irgendwann (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt