Teil 82

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Sofy

Ich war ganz froh, dass ich in dieser Woche ordentlich Arbeit hatte, denn dadurch ging die Zeit wesentlich schneller rum. Teilweise kam ich erst sehr spät nach Hause, da momentan gleich mehrere Events gleichzeitig zu planen waren. Ich hatte zusätzlich zu meinen Aufträgen auch die Vertretung für Melina übernommen, weshalb ich ohne Überstunden nicht auskam. Und auch den Samstag musste ich wohl oder übel im Büro verbringen, damit ich den Sonntag wirklich frei hatte. Allerdings fehlte mir dadurch abends die Zeit, mit Wincent zu telefonieren. Beziehungsweise kam ich immer so spät nach Hause, dass ich dann einfach nur noch völlig platt ins Bett fiel. Ich musste definitiv endlich lernen, ‚Nein‘ zu sagen und nicht alle Aufträge sofort anzunehmen. Das ging früher vielleicht, aber jetzt war Wincent ein Teil meines Lebens und ich wollte einfach auch Zeit für ihn haben.
So kam ich auch am Samstag erst abends nach Hause und eigentlich wollte ich nur noch schlafen, doch als ich mein Auto abstellte, entdeckte ich eine Person, die vor dem Haus stand und auf jemanden zu warten schien. Zunächst dachte ich mir nicht viel und stieg aus, um dann meine Tasche zu greifen und mein Auto abzuschließen. Erst als ich mich dem Haus näherte, erkannte ich die Person und meine Müdigkeit war augenblicklich verschwunden. „Wincent? Was … machst du denn hier?“ „Du klingst ja richtig begeistert, mich zu sehen“, merkte er stirnrunzelnd an. „Doch! Ich freue mich. Was denkst du denn?“ „Na dann will ich dir mal glauben“, entgegnete er grinsend und zog mich in seine Arme, wobei sein Blick wieder ernster wurde, „Du siehst echt müde aus. Ist alles okay?“ „Ja. War nur viel zu tun diese Woche. Wartest du schon lange?“ „Nein, bin vielleicht erst zehn Minuten hier.“ Ich nickt nur, nahm seine Hand und zog ihn mit zur Tür. „Möchtest du was trinken?“, erkundigte ich mich, als wir meine Wohnung betraten. Er winkte ab: „Soll ich lieber fahren und du legst dich hin? Du siehst wirklich übermüdet aus.“ „Nein. Als ob ich dich jetzt wieder fahren lasse. Hab dich viel zu sehr vermisst“, nuschelte ich und ließ mich wieder in seine Arme fallen, „Außerdem hab ich gar nicht mit dir gerechnet. Du wolltest doch heute bei deiner Familie sein?“ „War ich auch“, antwortete er lächelnd, „Aber dann hab ich beschlossen, dass ich heute Abend viel lieber bei dir wäre und wir uns einen schönen Abend zusammen machen. Sollte eine Überraschung sein. Mir war nur nicht klar, dass du heute auch im Büro warst.“ „Siehst du. Und hätte ich dir das erzählt, wärst du vielleicht jetzt nicht hier. Also hab ich alles richtig gemacht. Ich hatte schon ein richtig großes schlechtes Gewissen, weil ich keine Zeit zum Telefonieren hatte. Nächste Woche fällt ungefähr die Hälfte an Arbeit weg, denn dann ist Melina wieder da.“ „Pass einfach bitte auf dich auf und sag auch mal ‚Nein‘. Nicht unbedingt wegen mir, vielmehr für dich und deine Gesundheit. Das kann echt nach hinten losgehen ...“ Ich seufzte: „Ich kann halt so schlecht ‚Nein‘ sagen …“ „Ich weiß“, erwiderte er schmunzelnd und gab mir einen kurzen Kuss, „Pass aber bitte auf, dass das nicht ausgenutzt wird, okay? Pass bitte auf dich selbst auf. Und jetzt ist Zeit zum Schlafen. Dir fallen ja sonst gleich hier im Flur die Augen zu.“ „Stimmt doch gar nicht“, protestierte ich, was allerdings durch mein nachfolgendes Gähnen nicht sehr standhaft wirkte.  Lachend schüttelte Wincent den Kopf: „Natürlich nicht. Das sehe ich.“ Ich akzeptierte also, dass ich ihn eh nicht überzeugen konnte, um grummelnd im Bad zu verschwinden und mich wenig später zu ihm unter die Decke zu kuscheln. Na, wenigstens blieb er hier.

Vielleicht irgendwann (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt