Teil 48

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Sofy


Nachdem Wincent weg war, zückte ich mein Handy, um Nils Bescheid zu geben. Wenn auch Wincent die Idee gut fand, dann sollte es wohl so sein. „Und?", hakte Melina nach, „Hast du Wincent vielleicht doch gefragt?" „Nein. Er fand die Idee sogar gut, dass ich mit Nils hingehe", antwortete ich, „Habe Nils jetzt auch zugesagt." Melina schaute mich skeptisch an: „Er hat die Idee gut gefunden? Bist du dir da wirklich sicher." „Ja Melina. Er meinte, es klinge nach einer guten Idee. Es ist ja auch nur ein Abend. Wird schon." „Na wenn du meinst", Melina seufzte nur und verschwand dann in ihrem Zimmer, „Gute Nacht Sofy."
Ich verschwand ebenfalls in meinem Zimmer und kuschelte mich unter die Decke. An Schlafen war aber leider nicht zu denken. Momentan hatte ich zu große Angst vor dem Schlafen. Oder eher gesagt vor den Erinnerungsfetzen, die mir durch die Träume flogen und mich schweißgebadet aufwachen ließen. Und so las ich abends so lange, bis ich vor Erschöpfung einschlief. Dies bewahrte mich leider trotzdem nicht vor diesen lückenhaften Erinnerungsträumen.
Und so verlief die Woche mehr schlecht als recht. Zumindest was das Schlafen anging. Ansonsten war ich wirklich froh, wieder arbeiten zu können und nicht die ganze Zeit zu Hause oder im Krankenhaus zu liegen. Endlich hatte ich wieder etwas zu tun und war nicht völlig ohne Ablenkung meinen Gedanken ausgesetzt. Denn so ein bisschen verfolgten mich Melinas skeptische Bemerkungen auf Wincents Reaktionen. Ich verstand sie nicht. Ich wusste ja, was Wincent gesagt hatte. Er würde mich doch nicht anlügen. Bisher hatte er mir auch immer seine ehrliche Meinung gesagt. Da hatte sich jetzt sicher nichts dran geändert.
Nun war also der Freitag da. Wir müssten erst gegen Nachmittag los, da die Feier tatsächlich erst recht spät beginnen sollte. So hätte man theoretische ausschlafen können, aber wenn man eh schon Probleme mit dem Schlafen hatte, dann war an Ausschlafen schon gar nicht zu denken. Also stand ich Freitag früh auf und sortierte endlich meine Bücher, die bisher nur provisorisch ihren Platz gefunden hatten, in das Regal. Ich hatte dabei mein ganz genaues System. Die Bücher mussten nach der Größe sortiert sein. Links die kleinsten und nach rechts dann immer größer werdend. Diesen Tick hatte ich schon immer gehabt.

Am frühen Nachmittag machten wir uns dann fertig. Ich hatte ein dunkelblaues, bodenlanges Kleid gewählt, das ansonsten sehr schlicht war. Ich mochte kein Glitzer und kein Bling-Bling. Melina trug ein rotes Kleid und sah einfach nur wunderschön aus. „Also? Können wir?" Ich beantwortete ihre Frage mit einem Nicken. Ich wollte es einfach hinter mich bringen, denn in den letzten Tagen fand auch ich Nils immer seltsamer. Aber dieser eine Abend würde schon vorbeigehen Und so gingen wir nach unten, wo Steven bereits wartete. Er fuhr. Und an der Location angekommen wartete Nils schon. Kaum war ich ausgestiegen, zog er mich bereits in seine Arme und wollte mir offenbar einen Kuss auf die Wange geben, aber ich drückte ihn weg. „Nils. Nur weil wir zusammen auf diese Hochzeit gehen, hat das nichts zu bedeuten. Wir sind Kollegen und nicht mehr!", sagte ich ernst und hoffte einfach, dass die Botschaft bei ihm angekommen war.

Vielleicht irgendwann (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt