Sofy„Das muss ich erst absprechen, denk ich“, murmelte er nur seufzend. „Dann mach das“, beharrte Melina, „Du kannst das nicht mit dir machen lassen. Und wenn du es nicht für dich machen willst, mach es für deine Freundin und deine Kinder.“ Er warf mir einen kurzen Blick zu, nickte dann aber: „Du hast ja recht.“ „Wir lassen dich auch in Ruhe“, erwiderte Melina. „Sag Bescheid, wenn wir helfen können“, murmelte ich und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Wange, ehe ich mit Melina und Elias ins Wohnzimmer ging. Dort konnte Elias spielen und wir störten Wincent nicht, der bereits wieder telefonierte. „Seit gestern stehen die schon vor eurer Tür?“, wollte Melina wissen, als es bereits wieder an der Tür klingelte. „Nicht schon wieder …“, murmelte ich, „Das mit dem Klingeln geht seit heute Morgen.“ „Lass mich mal machen“, erwiderte Melina, die sich einfach meine Schlüssel schnappte und nach unten stapfte. Seufzend setzte ich mich zu Elias auf den Teppich. Es dauerte etwas, bis Melina wiederkam, aber sie grinste zufrieden. „Was hast du gemacht?“, fragte ich unsicher. „Nun. Ich hab gesagt, dass sie verschwinden sollen und dass Wincent nicht da ist. Dann haben sie gefragt, ob ich seine Freundin bin.“ „Und was hast du gesagt?“ „Na, dass ich verheiratet bin, aber sicher nicht mit Wincent“, entgegnete sie lachend, „Hab mich als Nachbarin ausgegeben und mich beschwert, dass es echt nervt. Jetzt sind sie weg.“ „Danke Melina“, antwortete ich und lächelte schwach. „Hallo? Logisch. Aber das muss sofort wieder aufhören. Ich mach mir Sorgen. Um euch alle“, erwiderte sie. Mehr konnte sie auch nicht sagen, da Wincent sich zu uns gesellte. Und kaum hatte er sich auf den Teppich gesetzt, krabbelte Elias auch schon auf seinen Schoß. Er liebte Wincent abgöttisch, vermutlich weil er echt viel herumalberte. „Und?“, fragte ich vorsichtig. „Na ja. Ich hab das Go. Aber ich brauch deine Hilfe“, murmelte er seufzend. „Natürlich. Sag mir, was ich machen soll und wir bekommen das hin“, versicherte ich ihm. „Okay. Aber vorher packen wir unsere Sachen. Ich habe meinen Kumpel angerufen und wir fahren heute noch in das Ferienhaus nach Dänemark.“ „Sehr gut“, entgegnete Melina, „Dann packt. Und dann gebe ich euch Deckung, falls doch wieder welche da sind.“ „Danke Melina“, erwiderte ich lächelnd und rappelte mich auch gleich auf, um mit dem Packen zu beginnen. In Windeseile hatten wir alles gepackt und glücklicherweise kamen wir auch ohne Probleme zum Auto. Die Verabschiedung von Melina fiel sehr schnell aus.
„Wir schulden deinem Kumpel echt was“, murmelte ich irgendwann, als wir schon ein gutes Stück der Strecker hinter uns hatten. „Ja. Aber da kümmern wir uns drum, wenn das jetzt aufhört“, entgegnete er nur. Man sah ihm an, dass er noch immer sehr angespannt war. So hatte ich ihn eigentlich noch nie erlebt und das bereitet mir Sorgen. „Hast du schon eine Idee? Also wie du dich an deine Fans wendest?“ „Hm. So halb. Ich weiß nicht, ob wir das Aufnehmen oder ich einfach einen Livestream mache. Aufjedenfall brauche ich dich als ‚Kamerafrau‘. Allein filmen lasse ich dabei lieber.“ „Natürlich. Ich helfe dir, das hab ich versprochen und das halte ich. Wir schaffen das zusammen“, versicherte ich und lächelte ihn an.
Die restliche Fahrt über überlegten wir, wie wir am besten an die Sache rangingen. Immerhin hatten wir den Livestream schon mal ausgeschlossen. Es war sinnvoller, es vorher aufzunehmen, da so spontane Überreaktionen verhindert werden konnten.
Beim Ferienhaus angekommen, schnappte ich mir den Schlüssel. Mittlerweile versuchte ich es gar nicht mehr, meinen Koffer selbst zu tragen. Also ging ich vor und schloss uns die Tür auf.
„Lass uns das lieber gleich hinter uns bringen“, murmelte Wincent, der sich bereits nach einem geeigneten Platz umsah. „Okay. Wie du möchtest. Wenn du dich an den Tisch setzt, sieht man hinter dir nur Wand, das ist vielleicht am sinnvollsten“, erwiderte ich. „Okay“, entgegnete er nur und drückte mir sein Handy in die Hand. Ich merkte, dass ihm das alles sehr schwerfiel und ihn ordentlich mitnahm, weil er nie damit gerechnet hatte, dass es mal so weit kommen würde. Und das alles nur wegen meiner Schwester.
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Vielleicht irgendwann (1)
FanfictionWie ist es mit einem Menschen zusammenzuleben, der einem nicht gut tut? Zerstörend. Aber wieso schafft man es trotzdem nicht, sich von dieser Person zu trennen, sie aus dem Leben zu streichen? Ganz einfach, weil man diese Person immerhin mal geliebt...