Teil 25

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Wincent


Nichts. Es passierte nichts. Ich warf einen Blick zu Melina, die nur traurig den Kopf schüttelte. „Kann ich dir etwas zu Trinken anbieten?", erkundigte sie sich, „Ich schätze, wir müssen warten, bis sie von ganze allein öffnet oder rauskommt. Ich habe es gestern so oft versucht." „Irgendeinen Weg finden wir schon ... Aber ich würde ein Wasser nehmen, wenn es keine Umstände bereitet", entgegnete ich dankbar. Nur wenige Sekunden später saßen wir im Wohnzimmer, Melina reichte mir ein Glas Wasser und musterte mich dabei noch einmal ausgiebig. „Irgendwie", überlegte sie, „Irgendwie kommst du mir bekannt vor." „Ach so?", hakte ich nach. „Ja. Wie der eine Sänger des Strandfestivals? Und der hieß auch Wincent." „Äh ... das war ich vermutlich. Ich bin nämlich Sänger." „Ach quatsch. Dann bist du ja ein Star", entgegnete sie schmunzelnd, „Weiß Sofy das?" „Nun, erstmal würde ich mich nicht als Star bezeichnen. Aber nein, sie weiß es nicht, wir kennen uns kaum. Deswegen war gar nicht die Möglichkeit, dies mitzuteilen", antwortete ich achselzuckend, ich wusste ja auch nicht wirklich, was sie arbeitete. „Aber, wenn du sagst, dass ihr euch kaum kennt ... Wieso bist du dann direkt hergekommen? Das finde ich dann doch ein wenig seltsam. Oder machst du das bei jeder fast Fremden?", hakte sie neugierig nach. Irgendwie fühlte ich mich wie in einer Art Kreuzverhör. „Sofy und ich sind uns zwei Mal zufällig begegnet. Beide Male war sie wirklich aufgelöst. Beim Zweiten mal sind wir ins Gespräch gekommen, sie hat mir einiges erzählt. Insbesondere von ihrem Ex-Freund. Na ja. Ich finde sie einfach sympathisch und heute wollten wir uns nicht zufällig wiedersehen, sondern geplant. Aber jetzt sitze ich halt hier. Sie hat einfach etwas an sich, dass ich ihr helfen möchte, sie dabei auch besser kennenlernen möchte. Freundschaftlich natürlich."
Ehe Melina etwas erwidern konnte, hörten wir einen Schlüssel, der sich im Schloss von Sofys Zimmer drehte. Sofort sprangen wir auf und liefen zu ihr. In der offenen Tür stand eine wirklich stark mitgenommene Sofy. Sie wirkte schmaler als bei unserem letzten Treffen und das bereitete mir durchaus sorgen, sie war doch zu diesem Zeitpunkt schon so schlank gewesen. „Man Sofy", platzte es aus Melina heraus, vermutlich sollte es erleichtert klingen, aber ein wenig Wut kam leider auch mit, „Mach das nie wieder! Du kannst doch mit mir reden!" „Ich ... ich", Sofy kämpfte mit ihrer Antwort, ihre Stimme war sehr brüchig, nur ein Flüstern und anhand dessen wurde deutlich, dass sie kurz davor war, in Tränen auszubrechen, „Ich konnte nicht." Sie hielt sich am Türrahmen fest, als kostete sie das alles wirklich viel Kraft. Und erst jetzt schaffte sie es, mich anzusehen. „Tut mir leid mit dem Kaffee ..." „Nein", entgegnete ich ernst, „Das können wir nachholen. Jetzt ist das hier viel wichtiger. Am besten wäre es, du würdest uns erzählen, was passiert ist. Wir wollen dir nur helfen Sofy, wollen dir nichts Böses." „Genau. Wir gehen am besten ins Wohnzimmer. Ich mach dir eine heiße Schokolade mit extra viel Sahne. Glaube mir, die ist super", und schon war Melina in der Küche verschwunden. Ich wandte mich an Sofy, die wirklich wacklig auf den Beinen war. Deshalb hielt ich ihr meinen Arm hin, dass sie sich abstützen konnte. Wir kamen jedoch nicht weit, da brach sie einfach zusammen, sodass ich sie gerade noch auffangen konnte. Dabei schienen endgültig alle Dämme zu brechen, denn sie hielt sich einfach nur fest und begann heftig zu schluchzen. Was musste in ihrem Leben alles passiert sein, dass sie so kaputt war. Dass sie offenbar einen solch starken Schmerz verspürte? Obwohl ich diese Frau kaum kannte, versetzte mir dieses Bild einen heftigen Stich. Ich hielt sie einfach nur fest und gab ihr so den nötigen Halt, damit sie nicht komplett in sich zusammensackte.

Vielleicht irgendwann (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt