SofyEr hielt sein Wort und die Auftragslast wurde in den nächsten zwei Wochen deutlich weniger. Dadurch hatte ich auch mal wieder Zeit, direkt nach der Arbeit mit zu Melina zu fahren. Normalerweise hatten wir uns zum Abend irgendwann oft eine Flasche Wein geöffnet, aber das war momentan natürlich anders. Wir blieben dann doch lieber beim Wasser. „Wie kommt es, dass du jetzt wieder so viel Freizeit hast? Also ich find es gut, man hat sich ja die letzte Zeit nur noch auf der Arbeit gesehen“, erkundigte sich meine beste Freundin neugierig. Also erzählte ich ihr, was in der letzten Zeit los war. „Und du hast nichts gesagt? Geht’s noch? Und Wincent auch nicht!“ „Es reicht schon, dass Wincent sich so Sorgen gemacht hat. Da wollte ich dir das nicht auch noch zumuten. Du musst auf euch Zwei aufpassen“, erklärte ich, „Wisst ihr denn schon, was es wird?“ „Ja“, nickte sie begeistert, „Wir hatten erst überlegt, ob wir so eine Gender Reveal Party machen. Aber das würde nicht zu uns passen. Es wird ein Junge!“ „Solche Partys muss man auch mögen, um sie zu feiern. Mein Fall sind sie nicht“, gestand ich, „So. Ein kleiner Steven also? Dann wünsche ich dir viel Spaß.“ Melina lachte: „Ich bin gespannt, auf was ich mich da eingelassen habe. Immerhin hab ich dann ja zwei Kinder hier zu Hause. Aber langsam werde ich echt unruhig. Wir haben das Kinderzimmer noch gar nicht angefangen. Hast du nicht Lust, morgen in die Stadt zu fahren und mit mir ein bisschen zu stöbern? Oder kommt dein Wincent morgen wieder?“ Ich hatte Wincent jetzt zwei Wochen lang nicht gesehen und er fehlte mir wirklich sehr. Die regelmäßigen Videotelefonate glichen das auch bei Weitem nicht aus. „Also. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, ob er morgen oder übermorgen zurückkommt. Das stand wohl noch nicht ganz fest. Wir können aber gern in die Stadt fahren und ein wenig stöbern. Wenn, kommt er morgen eh erst spät am Abend zurück. Er ist ja immerhin in München und das ist schon eine lange Strecke. Vielleicht schlaf ich auch längst, wenn er heimkommt.“ „Dann hättet ihr morgen ja gar nichts voneinander. Er fährt doch dann sicher direkt zu sich nach Hause, oder?“ „Weiß ich nicht. Er hat ja den Schlüssel für meine Wohnung. Er wird es bestimmt davon abhängig machen, wie spät es ist, wenn er da ist.“ „Er hat schon den Schlüssel für deine Wohnung?“, hakte Melina nun begeistert nach, „Dann ist er ja schon halb bei dir eingezogen.“ „Das ist doch etwas übertrieben“, entgegnete ich lachend, „Aber es hat sich angeboten. Aber zurück zum eigentlichen Thema. Morgen dann direkt nach der Arbeit in die Stadt?“ Melina nickte: „Gern. Ich will jetzt endlich mal für das Baby einkaufen. Wir haben noch gar nichts.“ „Oh ne das geht natürlich nicht, das müssen wir ändern“, bestätigte ich schmunzelnd, „Und wenn ihr Hilfe braucht beim Zimmer, sag Bescheid. Auch Wincent hilft bestimmt gern, allerdings weiß ich noch nicht, ob er eine große Hilfe wäre.“
Am nächsten Tag gingen wir dann also Shoppen und wurden dabei auch ziemlich gut fündig. Es gab einfach so viele tolle Sachen. Und mir wurde währenddessen nur wieder noch deutlicher, wie sehr ich mir eine eigene Familie wünschte. Vielleicht ja irgendwann. Mit Wincent konnte ich es mir jedenfalls gut vorstellen.
Als ich am Abend nach Hause kam, war ich ziemlich müde. Weniger wegen der Arbeit, sondern vom Shoppen. Deshalb realisierte ich zunächst nicht, dass Wincents Auto vor dem Haus stand. Erst als ich an der Tür stand, drehte ich mich noch einmal um, weil ich zunächst dachte, es mir eingebildet zu haben. Aber nein, es war wirklich sein Auto. Mein Herz machte einen riesigen Hüpfer und ich beeilte mich, die Tür aufzuschließen und nach oben zu eilen, um meine Wohnung zu betreten. Ich zog mir grad die Schuhe aus, als Wincent in den Flur trat und sich schmunzelnd an die Wand lehnte. „Ich dachte, du musst nicht mehr so viele Überstunden machen“, hakte er nach und deutete auf die große Uhr, die in meinem Flur hing. „Ich hab keine Überstunden gemacht. Ich war mit Melina in der Stadt“, erklärte ich grinsend, während ich zu ihm ging, „Bisher hält André sein Wort.“ „Hm. Dann hoffe ich mal, dass das so bleibt“, murmelte er lächelnd, zog mich näher, um mir einen kurzen Kuss zu geben, „Aber das Shopping scheint für dich ja nicht so erfolgreich gelaufen zu sein.“ „Liegt daran, dass wir für das Baby shoppen waren“, entgegnete ich schmunzelnd, „Wieso bist du schon hier? Ich hatte irgendwie erst mit morgen gerechnet.“ „War ursprünglich auch mal der Plan, aber wir waren früher fertig. Da dachte ich, ich komme auch früher heim.“ „Gute Idee“, antwortete ich lächelnd, „Und wie lang bist du jetzt hier?“ „Jetzt hab ich mal länger Pause. Ab September kommen dann wieder ein paar mehr Termine, aber auch nur bis Ende November. Und dann ist das Jahr fast rum“, erklärte er, „Also haben wir ganz viel Zeit für uns.“ „Sehr schön“, grinste ich, „Aber vergiss deine Familie und Freunde nicht, okay?“
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Vielleicht irgendwann (1)
FanfictionWie ist es mit einem Menschen zusammenzuleben, der einem nicht gut tut? Zerstörend. Aber wieso schafft man es trotzdem nicht, sich von dieser Person zu trennen, sie aus dem Leben zu streichen? Ganz einfach, weil man diese Person immerhin mal geliebt...