M I R A
Stöhnend lasse ich meinen Kopf kreisen und reibe mir den Nacken. Meine Beine spüre ich gar nicht mehr und von meinen Armen will ich gar nicht beginnen. Es gibt nichts schlimmeres, als eine zehn Stunden Schicht in der Gastronomie. Ständig bin ich auf den Beinen und laufe herum, unzählige Teller auf den Tabletten in meinen Händen, die ich balancieren muss, dass es einem heftigen Armtraining schon nahe kommt.
Ich hasse es.
Und ich zähle Aras Café nicht dazu, denn dieser Ort ist eine Ausnahme.
Ich helfe nur manchmal aus, niemals muss ich hundert Sachen an jeden Tisch bringen, es ist ruhig hier und außerdem darf ich so viel naschen wie ich will und er wird mir nicht böse.Müsste ich keine Rechnungen zahlen und mein eigenes Leben finanzieren, hätte ich schon lange gekündigt, aber so ist das Leben leider nicht. Stattdessen, als würde es mir das unter die Nase reiben wollen, finde ich gleich drei Briefe im Briefkasten vor.
Mit ihnen in der Hand gehe ich um das Gebäude herum und betrete das Café, über dem ich mit Yaz gemeinsam wohne.Leise Musik ertönt von den Lautsprechern und die Glocke über der Tür läutet, als ich sie öffne.
Aras Buchcafé ist genau das, wonach es klingt.
Es ist so heimisch hier und zwar nicht nur, weil ich seit fünf Jahren hier wohne, sondern, weil gemusterte Kissen auf den Holzbänken liegen und braune Ledersessel zum Lesen an den Fenstern stehen. Weil an den roten Backsteinwänden unzählige Bilder mit bunten Bilderrahmen und von überall Pflanzen hängen. Die Bücherregale im Industrial-Stil trennen den Raum, dass es wie zwei Räume wirkt und mehr Privatsphäre bietet.
Es sitzen nur eine Handvoll Leute an den Hochtischen und ich finde Aras hinter der Theke vor, während er saubere Gläser in die Regale räumt.
Er hat gute Arbeit darin geleistet, dass sein Café sein Inneres widerspiegelt.
Eines seiner Bandshirts hängt ihm locker um den Oberkörper und wenn ich durch die Theke sehen könnte, dann würde ich zerrissene schwarze Jeans vorfinden. Sein Aussehen könnte andere abschrecken, doch sobald er sein warmes Lächeln zeigt, wird klar, was für ein herzensguter Mensch in ihm steckt.Um seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, lege ich meine Handtasche etwas lauter als notwendig auf den Tresen.
„Hallöchen!" Er dreht den Kopf zu mir herum und lächelt, als er mich sieht.
„Na, wie war dein Tag?", fragt er und stapelt die sauberen Gläser.
„Wie immer scheiße. Deiner?"
„Wie immer angenehm."
Ich setze mich auf den roten Barhocker und schaue nochmal herum, bevor ich frage:„Ist Yaz schon zuhause?" Er schüttelt mit hervorgehobener Unterlippe den Kopf.
„Nicht, dass ich wüsste. Sie ist nicht vorher hier gewesen."Aras legt beide Hände auf den Tresen, nachdem er die Gläser weggeräumt hat und lehnt sich etwas nach vorne.
„Möchtest du etwas trinken?" Kurz gehe ich gedanklich die Liste der Heißgetränke hier durch, doch mir fällt etwas ein, dass meinen Tag erheblich bessern könnte.
„Ein Caramel Frappuccino würde mich in eine glückliche Mira verwandeln.", antworte ich lächelnd und er lacht.
„Und eine glückliche Mira wollen wir jederzeit hier haben."
Er dreht sich von mir weg und beginnt mir mein Getränk zuzubereiten, während ich mir meine verspannten Schultern massiere.
Diese zehn Stunden, die ich drei Mal die Woche arbeiten muss, sind zum kotzen! Und die sechs-Stunden-Tage haben auch ihren Reiz verloren. Ich freue mich nicht einmal mehr darauf die kurzen Tage zu arbeiten, was mir wiederum sagt, dass ich den Tiefpunkt meiner Karriere als Kellnerin erreicht habe.
Wann kommt die Erlösung?Dennoch muss ich es tun, und als ich die Post durchgehe wird das nur noch deutlicher, denn drei Briefe sind an Yaz und mich gerichtet. Einmal von der Stadtwerke die Stromrechnung, von unseren Vermietern die Mietrechnung und schließlich noch die ersehnten Steuern, die ich so gerne bezahle.
Grölend drehe ich den Zettel in meiner Hand um, damit ich die Zahlen nicht mehr sehen muss und öffne die anderen zwei gar nicht erst.
Aras legt mir mein Kaltgetränk vor die Nase und schaut neugierig auf die Post. Dankend umgreife ich das Glas und nehme einen Schluck. Gott schmeckt das gut! Ich liebe Zucker!
„Schon wieder Rechnungen?"
„Wann hört das auf?", stöhne ich und fahre mir durch die Haare. Aras tippt grinsend knapp über meine linke Brust.
„Wenn das da aufhört zu schlagen, Mirachen."
„Ich habe mir nicht ausgesucht zu leben. Wieso muss ich nun auch noch dafür bezahlen?"
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SECRET DESIRE
Teen FictionSie bedeutet seinen Tod. Davon ist Demir fest überzeugt, denn jede Begegnung zwischen ihnen scheint verflucht und ruft eine rasende Wut in beiden hervor. Alles, was Mira je wollte, war Mode zu erschaffen und plötzlich könnte ihr Traum Wirklichkeit...