D E M I R
„Du wirst sie mögen.", beteuert Kerem, als wir das Gebäude betreten und ich meine Sonnenbrille ausziehe.
„Wenn du das meinst.", murmle ich und nicke Livia an der Anmeldung zu, als wir auf die Wendeltreppe zugehen.
„Sie kann auf Zeitdruck arbeiten, ist ruhig und perfekt für deine Launen.", zählt er auf, dass ich eine Braue hochziehe und ihn anschaue. Was hat er gerade behauptet?
„Ich habe keine Launen." Ungläubig lacht er auf.
„Wenn du keine Launen hast, dann heißen wir beide nicht Sezin."Kerem ist schon seit Anbeginn der Zeit der Meinung, dass ich eine persönliche Assistentin brauche. Laut ihm bürde ich mir zu viel auf und brauche jemanden, der mich zügelt und meinen Alltag organisiert und überschaubar plant.
Er hat auch einen Assistenten, aber wir beide kümmern uns nicht um die selben Dinge und ich komme sehr gut ohne klar. Bis meine Hand verletzt wurde.
Jetzt habe ich keine Argumente mehr dagegen.
Diese Stütze wäre nun sogar ganz gut.Oben angekommen kommt Melisa uns sofort entgegen und drückt uns beiden zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange.
Ihr Blick fällt auf meinen Gips und sie schüttelt den Kopf. Melisa hat mich am Montag ins Krankenhaus gefahren und die ganze Zeit davon geredet, dass sie nicht glauben kann, wie ich so etwas nur tun konnte. Melisa ist eine Idiotin. Natürlich habe ich das nicht getan, aber sie will es einfach nicht verstehen!„Ich war das nicht, Mel!", sage ich eindringlich, bevor sie überhaupt den Mund öffnen kann, doch rede gegen taube Ohren.
„Wir wissen wie du bist, D. Du hast die arme Kellnerin bestimmt wütend gemacht.", entgegnet sie, dass ich sie fassungslos anstarre.
„Und das macht es okay mir die Hand zu brechen oder wie soll ich das verstehen?", hake ich nach und sie zuckt mit den Schultern.
„Du kannst echt provokant sein, Alter.", stimmt Kerem ihr zu.
„Danke. Echt. Und ihr sollt meine Freunde sein?"
„Du hast ja noch den anderen Chaoten, der zu dir stehen kann.", behauptet Melisa, doch sie hat keine Ahnung. Kerem hat gestern mit ihm telefoniert und ihm ausführlich erzählt, was passiert ist. Natürlich hat auch er, am anderen Ende der Welt sitzend, mich ausgelacht.„Sind die Kleider schon da?", wechsle ich das Thema, weil ich nicht bereits am Morgen so schlechte Laune bekommen muss.
„Ja. Die hängen gerade noch im Studio, aber die können auch in dein Büro gebracht werden, wenn du willst.", bietet Melisa an, doch ich schüttle schon den Kopf.
„Die können da bleiben. Ich schaue es mir später an."„Heute sind übrigens zwei Bewerber für die Stelle als Ds Assistent da.", informiert Melisa uns und Kerem zieht die Stirn in tiefe Furchen.
„Warum?", fragt er.
„Weil ihr das so wolltet.", antwortet Melisa zögerlich und schaut zwischen uns hin und her,„Oder wollt ihr doch keinen Assistenten mehr?"
„Ich habe doch gestern schon jemanden eingestellt.", behauptet er überzeugt, dass Melisa ihn nun verwirrt ansieht.
„Aber gestern war doch niemand für die Stelle hier."
Mit geschlossenen Augen lege ich den Kopf zurück und atme tief durch.„Ich frage mich, ob du in deinem Leben auch mal etwas alleine erledigen kannst, Kerem.", brumme ich und schaue ihn abwartend an. Kerem scheint noch immer irritiert von diesem Gespräch und kratzt sich an der Wange, wo bereits wieder Stoppel wachsen.
„Na klar war gestern jemand hier. Ich habe mir die süße Blondine doch nicht eingebildet.", sagt er felsenfest, doch Melisa scheint kein Licht aufzugehen.
„Aber so ein Bewerbungsgespräch war nicht geplant. Frag Livia lieber nochmal."
„Das mache ich jetzt."
Er eilt wieder herunter zu unserer Sekretärin und ich gehe mit Melisa gemeinsam in mein Büro, wo ich mich auf meinen gepolsterten Drehstuhl fallen lasse.„Was willst du jetzt mit der gebrochenen Hand machen?", fragt sie und setzt sich neben mich auf die Kante meines Tisches.
„Ich hatte vor sie abzuschneiden und wegzuwerfen.", erkläre ich trocken und schaue in ihre dunklen Augen,„Was willst du, was ich damit mache, Mel?"
„Kein Grund sarkastisch zu werden.", murmelt sie und verschränkt die Arme vor der Brust,„Du kannst so nicht zeichnen, oder?" Kopfschüttelnd blicke ich auf das unbenutzte Zeichenpapier links von mir. Verdammt, das ist gar nicht gut.
„Du kannst auch nicht zufällig mit links zeichnen?"
„Nein."
„Wie lange bleibt der Gips?"
„Vier Wochen, dann gehe ich zum Arzt und wir sehen weiter."
Melisa nagt an ihrer Unterlippe und starrt fokussiert auf meinen Bücherregal hinter mir, während sie nach möglichen Lösungen sucht. Ich kenne diesen Blick in ihren zusammengekniffenen Augen und sie wird nicht eher ruhen, bis sie eine Lösung gefunden hat.Meine Tür wird zur Seite geschoben und Kerem kommt mit großen Schritten hinein.
„Jemand will mich doch verarschen!", beschwert er sich und lässt sich auf eines der zwei terrakottafarbenen Sessel vor mir fallen,„Wieso sagt mir niemand was Sache ist, bevor es getan ist?"
„Hast du dir jetzt also eine süße Blondine in dein Büro mitgenommen und ihr einfach einen Job gegeben?", hake ich zum Verständnis nach und bekomme einen wehleidigen Blick von ihm.
„Dazwischen ist noch ein kurzes Bewerbungsgespräch, aber ja."„Wofür war sie jetzt ursprünglich da?", fragt Melisa und steht auf.
„Livia sagt Modedesign und heute sind die Bewerber für die Assistenz dran.", antwortet Kerem und stöhnt genervt auf,„Ich bin so ein Idiot."
Ich rümpfe die Nase und lehne mich zurück.
„Ich will nicht noch mehr im Team.", stelle ich klar,„Außerdem wurde doch erst vorgestern dieses Mädchen eingestellt. Nora... Nova, was auch immer. Das reicht."Plötzlich erhellt sich Melisas Gesicht und ihre Augen weiten sich, als ihr etwas einfällt.
„Jetzt weiß ich wovon du sprichst! Das neue Model hat darum gebeten, als sie den Vertrag unterschrieben hat. Ihre Freundin hat wohl Mode studiert und sucht derzeit nach Arbeit.", erzählt sie uns.„Was für ein Model?"
Kerem sieht uns ahnungslos an.„Das neue Gesicht unserer Marke. Yaz Erten, heißt sie. Sie hat ein auffälliges Erscheinungsbild, das ist gut.", erkläre ich ihm. Yaz ist wirklich hervorragend. Ich habe ihre Modelmappe gesehen und sie ist genau das, wonach wir gesucht haben mit ihren naturroten Haaren und der Iris-Heterochromie.
„Gehört diese Marke ganz sicher zur Hälfte mir? Ich habe ja von Nichts eine Ahnung!", ruft er aus und Melisa geht um den Tisch herum, um ihre Hände auf seine Schultern zu legen.
„Lass uns in dein Büro gehen und ich erkläre dir alles, was du aufgrund von Partys und noch mehr Partys nicht mitbekommen hast, Süßer.", sagt sie leicht tadelnd, dass er zu ihr aufsieht.
„Ich bin ein ernstzunehmender Unternehmer.", behauptet er ernst und sie muss schmunzeln.
„Was auch immer."Sie beide gehen auf die Tür zu, um mich alleine zu lassen, doch eine Frage geht mir trotzdem noch durch den Kopf.
„Habe ich nun eine Assistentin oder nicht?"
Melisa schaut zurück.
„Ich kümmere mich drum."Den ganzen Tag arbeite ich -so weit es geht.
Ich kann am Computer arbeiten, jedoch keine digitalen Zeichnungen erledigen. Dafür aber E-Mails lesen und mühsam beantworten und Telefonate sind das einfachste geworden. Somit komme ich immerhin mit der Büroarbeit voran, die ich immer vernachlässige.
Das könnte dann eine Assistentin für mich erledigen. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr gefällt es mir.Süße Blondine.
Sie wird sicher nicht meine Assistentin werden, denn schließlich ist das alles nur ein großes Missverständnis. Sie wollte Modedesignerin werden, aber da haben wir keine Stelle mehr zu vergeben, also werden sich unsere Wege trennen, bevor sie sich gekreuzt haben.
Ich bin schon gespannt darauf die kommenden Bewerber zu sehen.
Doch als ich ein Bewerbungsgespräch nach dem anderen habe, wird mir klar, dass das nicht einfach wird.•
Kerem bringt alles durcheinander.
Ob Mira dennoch die Stelle annehmen will? Und ob Demir sie bei sich halten will?
In einer Stunde habe ich Geburtstag und ich habe mir ganz spontan mit Blondierung Strähnchen in die Haare gemacht. Eigentlich wollte ich weiße/silberne Strähnchen, aber jetzt sind die orange. :( hoffentlich hilft Silbershampoo 😗✌🏻
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SECRET DESIRE
Roman pour AdolescentsSie bedeutet seinen Tod. Davon ist Demir fest überzeugt, denn jede Begegnung zwischen ihnen scheint verflucht und ruft eine rasende Wut in beiden hervor. Alles, was Mira je wollte, war Mode zu erschaffen und plötzlich könnte ihr Traum Wirklichkeit...