45|Gips-frei und schöne Männerhände

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D E M I R

„Das sieht doch schon mal gut aus.", sagt der Arzt, als er mir endlich diesen verdammten Gips abnimmt und ich sofort meine Finger bewege. Ohne Schmerzen!
„Tut etwas weh?", fragt er und tastet meine Hand vorsichtig ab.
„Nein, endlich.", sage ich und vernichte den blöden Gips mit meinen Augen. Endlich bin ich es los. Nehmen Sie das Frau Acar!

Der Arzt mittleren Alters lacht und wirft den Gips in einen weißen Mülleimer des Behandlungsraums.
„Das glaube ich Ihnen. Wir würden noch ein Röntgen zum Abschluss machen und Sie anschließend mit gutem Gewissen entlassen.", erklärt er und ich nicke.
„Danke."

Wir verlassen den kleinen Behandlungsraum und treten in den sterilen Flur der Arztpraxis. Mert lehnt an der Wand gegenüber und steckt sein Smartphone weg, als ich vor ihm stehen bleibe. Er hat mich begleiten wollen für die seelische Unterstützung -wie er meinte-, falls ich meinen Gips nicht abbekommen hätte, doch hier bin ich. Gips-frei.

Sofort schaut er meine Hand an und grinst.
„Der Gips hat dir etwas düsteres gegeben, D. Als hättest du eine Schlägerei gehabt und so fest zugeschlagen, dass du dir deine eigenen Knochen gebrochen hast.", meint er und ich lasse mein Handgelenk kreisen.
„Ah ja. Weil ich schon immer aussehen wollte wie ein Schlägertyp."

Er schmunzelt und greift nach meiner Hand, um sie kräftig zu schütteln.
„Schön, Kollege! Jetzt hast du wieder zwei funktionsfähige Hände!", lacht er und ich entreiße ihm meine Hand, bevor er sie mir nochmal bricht. Arschloch.
„Verpiss dich!", fluche ich und trete ihn am Oberschenkel, dass er mir mit großen Schritten ausweicht und ich ihn nur streife.

„Also können wir jetzt abhauen?", fragt er, dass ich den Kopf schüttle.
„Es wird noch ein Röntgen gemacht und dann bin ich fertig hier. Ich muss noch zum Unternehmen und einem Meeting beiwohnen.", sage ich und schaue auf meine Armbanduhr. Bis dahin ist es noch eine Stunde.
„Okay, ich komme mit. Ich habe paar Unterlagen in meinem Büro bei euch liegen lassen.", meint er und eine kleine medizinische Fachangestellte kommt auf uns zu.
„Herr Sezin?", fragt sie und Mert zeigt auf mich,„Hier entlang bitte."

M I R A

Der Besprechungsraum im Grundgeschoss hat dunkelblau gestrichene Wände, bis auf eine, die aus bräunlichem Backstein ist und einen großen Flachbildfernseher in Richtung des länglichen schwarzen Tisches hält.
Ich lege vor jeden der acht Stühle eine von mir vorbereitete Mappe, mit den ganzen Stichpunkten und weiteren Informationen zum heutigen Meeting, auf den Tisch und gleich noch acht saubere Gläser samt einer kleinen Trinkflasche vor jeden Platz.

Zur Außenterrasse des Gebäudes führt eine ganz verglaste Wand, die viel Sonnenlicht in den dunkel eingerichteten Raum bringt. Ich habe die Terrassentür weit geöffnet, damit hier auch viel frische Luft reinkommt und all die produktiven Köpfe gut arbeiten lässt.

Es klopft an der Tür, dass ich mich umdrehe und bevor ich antworten kann, steckt Frau Nowak ihren Kopf hinein.
„Hallo, Frau Acar.", begrüßt sie mich und kommt hinein. Sie bleibt gegenüber von mir am Tisch stehen und umfasst den Stuhl neben sich.
„Hallo, Frau Nowak.", gebe ich lächelnd zurück und halte die Mappen in den Händen.

„Ich wollte nur fragen, ob Demir am Freitag Zeit hat.", erklärt sie ihr Auftauchen und ich lege die Mappen alle auf den Tisch, um nach meinem iPad auf der anderen Seite zu greifen.
„Da muss ich mal nachsehen.", sage ich und klicke mich durch seinen Terminplan.

„Er hat von neun bis zehn Uhr eine freie Stunde.", lese ich ab und als ich sie ansehe, kraust sie die Nase, als hätte sie etwas widerliches gerochen.
„Das ist zu früh. Wie sieht es mit dem späten Nachmittag oder Abends aus?" Schnell suche ich.
„Sein letztes Meeting endet um siebzehn Uhr. Danach ist er fertig für die Woche.", antworte ich und sie lächelt sofort wieder.

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