52|Zeichensessions und geteilte Schmerzen

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M I R A

Das letzte Mal, als ich hier war, kam ich gar nicht aus dem Staunen hinaus und auch jetzt ergeht es mir nicht anders.
Die Villa, in der Herr Sezin wohnt, ist riesig und todschick und steht zur Hälfte auf einem verdammten Hügel. Wessen Anwesen hat einen ganzen Hügel?! Das ist wohl die unterschwellige Art jemandem sein Reichtum reinzuwürgen.
Ich musste schicke Treppen hochgehen, um überhaupt auf dem Level der schwarzen Haustür stehen zu können.

Das Haus hat genau den selben Stil wie auch das Unternehmen mit der beigen Steinfassade, den dunkelbraunen Holzbalken an einigen Ausbuchten und dem braunem Putz. Die großen Fenster haben alle einen schwarzen Rahmen und es passt alles perfekt zu ihm und seiner ebenso schwarzen Seele.
Ich fühle mich etwas eingeschüchtert von der Villa.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich mit meinem Pullover, den ich in einem Secondhand-Laden in unserer Nähe gefunden habe, und der Jacke, die ich seit drei Jahren trage, würdig bin durch diese Tür zu gehen.

Es dauert lange, bis Herr Sezin die Tür öffnet, doch ich kann mir nicht einmal ausmalen, was für Labyrinthe er im Haus gehen muss, um zur Tür zu kommen. Ich würde morgens eine halbe Stunde früher aufstehen, nur, um das Haus verlassen zu können.

Als die Tür endlich aufgeht, verwerfe ich den Gedanken, ob ich diesem Haus würdig bin sofort, denn Herr Sezin steht in einem schwarzen Jogginganzug vor mir und sieht aus, als wäre er gerade aus dem Bett gekommen. Seine dunkelbraunen Haare liegen verwuschelt in seiner Stirn, was sie auf der Arbeit nie tun. In Italien sah er aber immer so aus, wenn er morgens aufgewacht ist.

„Sie haben fast zwei Stunden gebraucht.", sagt er statt einer Begrüßung, dass ich die Arme vor der Brust verschränke.
„Sie wohnen total abseits von der Stadt, was kann ich dafür? Ich habe nicht einmal mehr das Gefühl, dass ich immer noch in Köln bin.", dramatisiere ich und zeige um uns, denn hier ist nicht viel mehr als Grünflächen um den Hügel der Villa, und noch ein dicht bewachsener Wald. Irgendwo in der Ferne sehe ich Rauch aufsteigen und das muss wohl aus dem Schornstein des nächsten Nachbarhauses sein. Und das sind sicherlich zweihundert Meter und ein Wald dazwischen.

„Zwei Stunden.", wiederholt er nur und bleibt weiterhin wie eine Wand in der Tür stehen.
„Wollen Sie mich jetzt reinlassen, oder nicht?"
Er tritt an die Seite, dass ich in eine offene große Eingangshalle komme, die bis nach oben offen ist. Links von der Tür ist eine breite Treppe, die nach oben führt. Ich kann in das zweite Stockwerk sehen und die zweistöckige Glasfront bei der Haustür spendet so viel Licht, dass die riesigen Lampen mit metallischen Schirmen, die von ganz oben herunterhängen, überflüssig wirken.

Bevor ich Herr Sezin Beleidigungen, die aus reiner Eifersucht entstehen, an den Kopf werfen kann, werde ich an den Beinen angegriffen, dass ich erschrocken zurückweiche, doch der Angreifer -oder besser gesagt die Angreiferin- folgt mir sofort. Der kleine Welpe hüpft aufgeregt an meinen Füßen und umrundet mich und schnuppert an mir.
„Ist das Rosa?", frage ich und sehe Herr Sezin an. Er nickt, dass ich mich sofort hinknie.

„Hallo, meine Kleine! Du bist aber eine ganz Süße!", quietsche ich in hoher Stimme und strecke ihr die Hand aus, dass sie an mir schnuppern kann. Sie drückt sich mir selbst in die Arme, dass ich nicht anders kann, als sie zu umarmen und mich mit ihr in den Armen wieder aufstelle.

„Sie ist so goldig!", schwärme ich, doch als ich Herr Sezin wieder ansehe, hat er die Brauen zusammengezogen und mustert Rosa irritiert.
„Normalerweise ist sie total schüchtern.", meint er und krault sie am Kopf, dass ihr Schwanz schneller wedelt,„Aber ja. Mein kleines Mädchen ist goldig! Stimmt's, Rosie? Ich habe ein niedliches kleines Mädchen!"
Er lächelt sie an und nimmt sie mir letztlich aus den Armen, dass sie ganz aufgeregt in seinen Armen den Kopf herumdreht und kaum still bleiben kann. Von wegen schüchtern! Sie ist eine totale Energiebombe!

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