37|Bettgeflüster

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M I R A

Schnell mache ich mich im Badezimmer fertig und knipse überall noch die Lichter aus, bevor ich um das große Bett gehe und mich auf die Matratze niederlasse.
„Gute Nacht.", flüstere ich und schaue zu ihm. Er hat den Rücken zu mir gedreht und auch ich lege mich mit dem Rücken zu ihm. Meine Kette fällt in meine Halskuhle und ich drehe sie an die Seite, dass es mich nicht weiter stört.
„Nacht.", brummt er.

Das Fenster ist genau vor mir und ich sehe hinaus, während ich mir die dicke Bettdecke bis an mein Kinn ziehe. Das ist ja tausend Mal gemütlicher, als womit ich mich herumschlagen musste. Ein Glück ist der Wein verschüttet...
Herr Sezin seufzt und bewegt seine Beine, was ich an dem Ziehen der Decke spüre.

Heute war ein unglaublich langer und merkwürdiger Tag. Aber vielleicht war auch bloß Herr Sezin merkwürdig.
Und trotzdem liege ich hier mit ihm in einem Bett.
Moment ich liege mit ihm in einem Bett. Ich teile mir mit meinem Chef eine Bettdecke.
Langsam sehe ich mir über die Schulter zu seinem breiten Rücken.
Das ist doch purer Wahnsinn. Was mache ich hier?

Aras hat mich hiervor gewarnt.
Auf Geschäftsreisen passiert mehr, als bloß Geschäfte.
Vielleicht ist Herr Sezin genau diese Art von Chef und lockt seine Angestellten in sein Bett.
Nein, er geht gar nicht auf diese Weise mit mir um, als würde er probieren an meinen Körper ranzukommen. Normalerweise.
Aber heute war er ganz anders als sonst. Er war heute sogar so einiges.

Erst war er so zart und lieb, als er mir den Schal im Geschäft umband und im Regen stand, um Fotos von mir zu machen, die ich unbedingt wollte. Und dann war er genervt und bitter, als ich zwei andere Männer kennengelernt habe. Fast so... fast so, als wäre er eifersüchtig gewesen.
War er eifersüchtig? Zuvor habe ich gar nicht richtig darüber nachgedacht, doch jetzt deutet alles darauf hin.
Kann das denn sein?
Wieso auch nicht?
Wir haben den ganzen Tag -fast die gesamte vergangene Woche- miteinander verbracht und dann bin ich mit zwei anderen Männern mitgegangen und er war wieder ganz kalt und fies zu mir.
Und obendrauf hat sein Freund in der Hose mich heute Morgen berührt und nach meiner Aufmerksamkeit verlangt.

Oh mein Gott.
Können Yaz und Aras recht haben?
Ich habe absichtlich keine schöne Unterwäsche eingepackt, weil ich das nicht hervorgesehen habe! Das war mein Appell daran, die Chancen für so etwas zu zerstören, aber es hat nicht geklappt! Ich bin schon in seinem Bett! Er muss sich nur einmal herumrollen und schon liegt er auf mir.

Und wenn er mich jetzt anmacht? Seine Hand ganz zufällig zu mir herüber greift?
Nein, ich denke zu weit.
Es war immer noch meine Idee, dass wir uns das Bett teilen. Er wollte mich ursprünglich gar nicht hier haben, also wird er sich sicher nicht an mich ranschmeißen.

Er bewegt sich und die Decke raschelt, als er sich herumdreht. Er dreht sich!
Blitzschnell setze ich mich auf.
„Aufhören!"
Panisch sehe ich ihn an und er öffnet verwirrt die Augen.
„Was ist denn jetzt schon wieder?", brummt er und ich schlucke.
„Kommen Sie mir nicht noch näher."
„Das wollte ich auch gar nicht.", beschwichtigt er stirnrunzelnd,„Legen Sie sich wieder hin."
„Wieso wollen Sie, dass ich mich hinlege? Was haben Sie vor?", entgegne ich mit schriller Stimme.

„Was ist los mit Ihnen?", fragt er lauter und haut mit flacher Hand auf die Decke,„Sie wollten schlafen, also tun Sie das gefälligst und lassen mich in Ruhe!"
So geht das aber nicht.
Ich ziehe das Dekorationskissen hinter meinem Kopfkissen hervor und lege es zwischen uns, genau auf die Mitte.

„Das ist die Grenze. Wenn Sie diese überschreiten, garantiere ich für nichts mehr.", stelle ich klar, dass er mich stumm ansieht.
„Machen Sie sich keine Sorge um mich. Ich bin nicht derjenige, der Sie jetzt schon zwei Mal überfallen hat und auf Ihnen eingeschlafen ist.", verspottet er mich und sieht mich vielsagend an.
„Das... Das ist was anderes. Das war aus Versehen und da hatten wir kein Bett und keine Decke."

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