SECRET DESIRE

130|ein Verräter unter uns

D E M I R

Unser erster Kuss ist heute genau ein Monat her. Vor einem Monat lagen wir im Schnee und ich habe zum ersten Mal ihre süchtig machenden Lippen gekostet.

Und jetzt ist es wieder vorbei.

Ich bin offiziell wieder ganz am Anfang. Als wären wir nie gewesen. Mit Nichts als dem Gedanken an das verrückte Mädchen im Park. Nur habe ich jetzt viel mehr Erinnerungen an sie, viel mehr, was uns verbindet als ein heißer Sommertag von vor vielen Jahren.

Innerhalb von nur einem Monat haben wir uns geliebt und wieder getrennt.

Mir gegenüber sitzt eine blonde Frau mit schulterlangem Haar und dunklen Augen, die hauptsächlich auf ihren Schoß fixiert sind.
Wer braucht eine Assistentin, die einem nicht einmal in die Augen schauen kann?

Ihre Bewerbungsmappe liegt vor mir und ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie das auf dem Bild ist, weil ich ihr Gesicht nicht richtig sehen kann. Wenn ich die Augen zusammenkneife sieht sie ein wenig aus wie Mira. Hauptsächlich liegt das nur an der Haarfarbe, die ihr in das... ich denke mal, runde Gesicht hängen, und ihre Wangen und die kleine Stupsnase verstecken, die mir die Freiheit lassen mir Miras hohe Wangenknochen und die gerade Nase mit dem winzigen Stups vorzustellen.

Ich muss gestehen, dass ich kurz davor bin sie allen Ernstes für ihre Haarfarbe einzustellen.
Ein neuer Tiefpunkt. Na immerhin suche ich mir meine Assistentin dieses Mal selbst aus.

Wenn sie in ihrem Büro nebenan sitzt, kann ich mir einreden, dass es Mira ist und von ihr verlangen nur Zöpfe zu tragen, damit mir nicht auffällt, dass ihre Haare zu kurz sind.

Wie ein kranker Psycho, der nicht über sie hinwegkommt.
Selin hat vielleicht recht mit dem Fetisch, den sie mir immer vorwirft...

Nach Miras Abgang gestern, war ich erstaunlich ruhig. Ich bin nicht ausgeflippt, hatte nicht das Verlangen mir den Kopf einzuschlagen oder jemandem den Tag zu ruinieren. Viel mehr musste ich lächeln, als ich mich wieder an meinen Schreibtisch gesetzt und weitergearbeitet habe.

Denn Mira hat es eine Pause genannt.
Sie hat den Kuss erwidert.
Auch, wenn sie mich geschubst hat, hat ihr Körper sie verraten, als sie sich an mich lehnte.

Wir sind nicht getrennt.
Das hier ist eine Pause für sie, und somit auch für mich. Mira wird an dem Film arbeiten, sich Zeit für sich nehmen und wenn sie wieder da ist, werde ich uns in meinem Haus einsperren, weil ich nicht genug von ihr kriegen werde. Es ist noch nicht vorbei für sie und solange dieses Herz nach mir ruft, werde ich mir die Freiheit nehmen danach zu greifen und es zu beanspruchen.

„Also, Sie haben bereits mehrmals in der Organisation bei der Berliner Fashion Week-", fasse ich zusammen und sehe von der Bewerbung zu der Frau, als meine Bürotür an die Seite, und fast aus den Angeln, schwingt.
Kerem stampft in Hemd und Anzughose hinein und ich ziehe die Brauen zusammen. Er mag aussehen wie ein Gentleman, verhalten tut er sich alle Male nicht entsprechend.

„Habe ich dich gerufen, gerizekalı?", blaffe ich ihn an und beiße die Zähne zusammen, als er zu mir stampft und um den Tisch herumkommt. Er ignoriert völlig was ich sage und je näher er tritt, desto besser erkenne ich, dass er blass um die Nase ist.
(Türkisch: Vollidiot)

„Unsere Kollektion ist im Internet!"

Er knallt mir sein Handy über die Bewerbung und mir klappt der Mund etwas auf, als ich die vielen Kommentare lese. Das ist kein Witz. Kerem sieht aus als würde er explodieren vor Wut und ich starre von ihm zu dem Beitrag, der schon über hunderttausend Aufrufe hat.

„Wie kann das sein?", rufe ich aus und nehme sein Handy in die Hand, um zu lesen, dass alle unsere Kollektion umwerfend finden.
Schön, dass es jedem gefällt.
Aber es sollte noch nicht öffentlich sein!