106|eine Frau mit Nichts für einen Mann mit Alles

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M I R A

Demir ist zu mir gedreht, die Augen geschlossen und atmet regelmäßig, während ich mich auf den Ellbogen abgestützt habe und ihn betrachte. Seit einer Weile liege ich schon wach neben ihm und tue nichts anderes, als ihn anzusehen. Sein Gesicht ist etwas geschwollen vom Schlaf und er hat die Brauen etwas zusammengezogen, zuckt diese immer wieder näher.
Meine Vermutung ist, dass er in seinem Traum seine Angestellten anschreit und zurechtweist, vorzugsweise wohl mich.

Vorsichtig streiche ich ihm die gewellten Haare aus der Stirn, dass er im Schlaf seufzt und seine Hände sich unter der Decke in Bewegung setzen.
Er tastet nach mir und sobald er mich berührt, schlingt er den Arm um meinen Bauch, um mich näher an sich zu ziehen.
Während er mich so positioniert, wie es ihm gefällt, rollt er sich auf den Bauch, dass ich unter ihm zum liegen komme und die Augen aufreiße.

Die Leichtigkeit, die ich gerade noch gespürt habe, verschwindet augenblicklich, als mich sein Körper mit den großen Muskeln in die Matratze drückt.

Er vergräbt sein Gesicht in meiner Halsgrube und bleibt still.
Will er so liegen bleiben?
Ich tippe ihm auf die Schulter, doch er antwortet nicht.

Sein Gewicht auf mir ist auf eine verrückte Art wirklich schön, doch auch verdammt schwer und so früh am Morgen habe ich keine Kraft dafür Demir auf mir zu haben. Also will ich ihn von mir drücken, doch er brummt mahnend und hält mich noch fester. Ich glaube meine Rippen arrangieren sich neu.

„Ich kriege keine Luft, wenn du auf mir liegst.", keuche ich gegen seine Brust an meinem Mund und versuche meinen Kopf über seine Schulter zu bekommen, doch er ist zu breit und hat mich fast vollständig versteckt, dass man von außen meinen könnte, ich wäre gar nicht hier im Bett. Er bewegt sich, dass ich denke, er wird mich loslassen, doch stattdessen verwinkelt er unsere Beine, sodass ich gar nicht mehr entkommen kann.

„Brauchst du nicht. Jetzt sei leise.", raunt er verschlafen und atmet tief an meiner Halsgrube ein,„Und riech weiterhin so gut."
Meine Mundwinkel zucken und ich kann nicht anders, als einen Kuss durch sein Shirt zu hauchen.

Und dieser Mann soll mich mal nicht gemocht haben?
Durch ihn fühle ich mich nicht nur verdammt wunderschön, sondern auch... geliebt. Ob es nun der Wahrheit entspricht oder auch nicht. Es fühlt sich zumindest so an.

Noch ein letztes Mal versuche ich einen frühzeitigen Tod zu umgehen, doch als er nicht nachgibt, atme ich tief durch und lege ergeben die Arme um seinen Rücken. Immerhin wärmt sein großer warmer Körper mich gegen den kalten Wintermorgen.

Es gibt schlimmeres, als von Demir im Bett plattgedrückt zu werden.

Beispielsweise hätte ich eingekuschelt mit Selin aufwachen können.

Doch sie war nicht hier, als ich aufgewacht bin und ich bin mir sicher, dass sie nicht einmal hier geschlafen hat, weil ich bereits kuschelnd mit Demir aufgewacht bin.
Ihren ersehnten Abgang habe ich also verschlafen.

Es dauert nicht lange, bis Demir wieder regelmäßig atmet und sein Griff um mich lockerer wird. Es war eine sehr gute Idee herzukommen, wenn wir jeden Morgen so aufwachen werden.
Ich wünschte nur der Abend wäre auch so verlaufen, wie erhofft.
Aber es ist auch nicht schlimm. Uns läuft die Zeit schließlich nicht davon und auch, wenn ich es dieses Wochenende gerne mit ihm tun würde, will ich auch seine Familie kennenlernen, solange sie hier ist.

Langsam hebe ich seinen Arm an und versuche mich unter ihm fortzubewegen, hebe die seidene Bettwäsche von meinen Beinen -die sich übrigens wieder einmal wunderbar anfühlt- und krabble an den Rand, während er tief und fest weiterschläft. Gerade als ich meine Beine über die Bettkante kriege, dreht er sich auf die Seite und ich springe aus dem Bett, bevor er mich wieder unter sich schieben kann wie ein weiteres Kissen.

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