M I R A
Ich bin schon so lange wach, dass mein Schlaf an mir vorbeigezogen ist und ich gar nicht mehr so müde bin, wie vor einer Stunde noch, als wir auf der After-Show-Party waren.
Dennoch möchte ich mich nur noch setzen und entspannen, sobald wir im Hotel ankommen. Ein Glück, dass morgen -oder sogar schon heute, weil es drei Uhr morgens ist- keine dringenden Termine anstehen und es keinen Grund gibt, weshalb ich um sechs Uhr morgens von einem schrillen Alarm geweckt werden sollte.
Zumindest hoffe ich das.„Haben Sie sich wieder in drei Stunden einen Wecker gestellt?", rufe ich aus dem Badezimmer und trockne mein Gesicht, dass ich gerade abgeschminkt und gewaschen habe. Meine Augen sind etwas rot und ich trage nachträglich eine Feuchtigkeitscreme auf.
„Nein. Sie können beruhigt sein.", antwortet er und ich verlasse das Badezimmer, um ihn auf dem Sofa sitzen zu sehen. Er hat seinen Laptop auf seinem Schoß und ich werfe einen Blick in das ordentliche Schlafzimmer.
„Schlafen Sie heute auf dem Sofa?", kommt es mir hoffnungsvoll über die Lippen, doch ihm entgeht daraufhin ein trockenes Lachen.
„Auf keinen Fall."
„Schade.", murmle ich und gehe herüber, um mich neben ihn zu setzen. Wenn er hier nicht schläft, dann soll er mir gefälligst Platz machen. Das hier ist mein Reich geworden und er kann noch auf dem Bett sitzen.Ein flüchtiger Blick auf den Laptop zeigt mir, dass Herr Sezin sich durch Bilder und Videos der Fashion Show von heute Abend klickt. Er ist ja mal ungeduldig!
„Das können Sie auch in ein paar Stunden machen.", merke ich an.
„Ja, aber ich will schauen, was es jetzt schon gibt.", meint er und klickt weiter. Auf dem nächsten Bild sind er und ich auf dem Laufsteg und verneigen uns.
Sofort springe ich auf und zeige darauf, dass unsere Schulter gegeneinander stoßen.
„Da sind wir!"
„Das sehe ich."„Verdammt, sehe ich gut aus!", sprudelt es aus mir und ich betrachte mein wohl neustes Lieblingskleid, das sich perfekt an meinen Körper schmiegt,„Sie können es gar nicht abstreiten, Herr Sezin, ich bin eine laufende Schönheit." Ein Festmahl fürs Auge.
Ich habe mich entschieden, was ich davon halte -und es ist mir egal, dass Herr Blom das gesagt hat. Es hat mir weder gefallen noch mich gestört. Ich nehme an ich bin nun mal wunderschön, aber das nächste Mal werde ich vorbereitet sein und kontern können, wenn er mich als Essen betrachtet.
„Das hatte ich gar nicht vor."Ich nehme mein Smartphone und mache ein Foto vom Bildschirm des Laptops, um es in die Nachrichtengruppe mit Yaz und Aras zu senden. Dazu schreibe ich Ich bin im Internet! und grinse kurz, bevor ich mein Handy wieder weglege.
Herr Sezin sieht auf mein ausgeschaltetes Handy zwischen uns und klickt sich dann wieder durch die Internetseiten, als hätte er nicht gerade noch ganz neugierig ausgesehen.„Wollen Sie eigentlich nicht Ihre Familie anrufen oder so? Sie haben sie noch gar nicht kontaktiert seit wir hier sind.", fragt er wie beiläufig, dass ich schmunzeln muss und den Kopf zu ihm drehe.
„Beobachten Sie mich etwa?" Er schnaubt und sieht weiter auf seinen Laptop.
„Nein. Aber es ist mir nur so aufgefallen, weil Sie nicht einmal telefoniert haben. Ihre Eltern müssen doch neugierig sein, wie es Ihnen geht und was Sie so machen. Vor allem, wenn es Ihr erstes Mal außerhalb von Deutschland ist.", rechtfertigt er sich und redet ein wenig zu viel für jemanden, der behauptet mich nicht beobachtet zu haben.„Nun, Yaz ist hier.", antworte ich und er zieht verwirrt die Brauen zusammen, doch sieht mich noch immer nicht an. Indem er sich weiterhin durch die Seiten klickt, versucht er eine gewisse Desinteresse zu verdeutlichen, doch ich glaube ihm das nicht.
„Und ich bin mir sicher, dass meine Eltern neugierig wären, wenn ich welche hätte.", füge ich hinzu und sein Blick findet meinen so schnell, dass man meinen könnte, er hätte schon längst herübergesehen,„Ich bin im Heim aufgewachsen."
Einen Herzschlag lang sagt er nichts. Dann ein zögerliches:„Wirklich?"
„Nein, das war bloß Spaß.", winke ich mit künstlichem Lachen ab,„Ich bin heute Morgen aufgewacht und dachte mir, dass ich Sie heute mal verarsche."
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SECRET DESIRE
Teen FictionSie bedeutet seinen Tod. Davon ist Demir fest überzeugt, denn jede Begegnung zwischen ihnen scheint verflucht und ruft eine rasende Wut in beiden hervor. Alles, was Mira je wollte, war Mode zu erschaffen und plötzlich könnte ihr Traum Wirklichkeit...