29|Elian Blom

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M I R A

„Habt ihr miteinander geschlafen?"
Yaz sieht mich neugierig an und ich haue sie für diese bescheuerte Frage. Wieso muss sie es auch nur so formulieren? Das ist doch volle Absicht.
„Nein, natürlich nicht.", lehne ich strikt ab und trinke den letzten Schluck meines Drinks,„Ich habe auf dem Sofa geschlafen und er im Bett." Mit verzogenem Gesicht wendet sie den Blick ab und sieht zur wunderschönen Aussicht herunter auf Italien.
„Was ist das Gegenteil eines Gentlemans? Denn das ist er.", beschließt sie und ich nicke zustimmend, auch, wenn alles in mir noch kribbelt, weil er mich auf den Laufsteg gewunken hat.
Das habe ich nicht kommen sehen und es ging so schnell vorbei, dass ich mich ständig daran erinnern muss, dass ich es mir nicht bloß eingebildet habe.

Die Modewelt weiß von mir. Ob das bleibende Eindrücke haben wird, weiß ich nicht, doch ich hoffe es, dass ich nicht sofort vergessen werde.
Dieser ganze Abend fühlt sich schon so surreal an. Als hätte jemand in meinem tiefsten Inneren nachgesehen, was ich im Leben am meisten begehre und es mir vorgeführt, um mich auf eine Zukunft vorzubereiten, die ich nicht bekommen werde.
Ich muss endlich aufhören immer vom schlimmsten auszugehen.
Doch ich will nicht darauf hoffen, dass ich das hier gelegentlich machen kann, nur, um dann mit meiner Realität zuhause unzufrieden zu werden.

Diese Terrassenaussicht auf Mailand auf dieser Villa, dessen Besitzer ich nicht kenne, in den Bergen, ist nichts, was ich noch zig Mal in meinem Leben erleben werde.
Das ist hart, doch es ist die Realität.
Drinnen hallt die Musik von den Wänden wider und ein Haufen Prominenter befinden sich drinnen, doch Yaz und ich wollten heraus, um in Ruhe reden zu können, bevor sie morgen früh zurückfliegt.
Das ist meine allererste modebezogene Party.

In meinem Glas sind bloß noch Eiswürfel, dass ich zurück durch die viktorianischen Fenster zur Bar sehe.
„Ich hole mir noch einen Drink. Kommst du mit?", frage ich und Yaz sieht von ihrem Handy auf.
„Ich komme gleich nach. Ich schreibe meiner Mama noch kurz."
Nickend gehe ich vor und dränge mich an all den Models und Designern vorbei. Sie sehen alle so perfekt und strahlend aus, dass es schon fast gruselig ist.

An der Bar bestelle ich den selben rosafarbenen Drink und schaue herum, während ich darauf warte, dass der Barkeeper es zubereitet.
Herr Sezin kommt in meine Richtung, doch nicht auf mich zu, wie ich merke, denn er will an mir vorbeigehen, ohne mich bemerkt zu haben, doch ich halte ihn auf, indem ich mich ihm in den Weg stelle, denn ich hatte noch eine Frage.

„Wann werden wir abgeholt?", rufe ich über die Musik, dass er stehen bleibt und die Brauen zusammenzieht.
„Wieso? Wollen Sie schon gehen?" Ich schüttle den Kopf.
„Es ist doch erst knapp nach Mitternacht. Ich wollte damit nur klarstellen, dass Sie von hier nicht ohne mich verschwinden sollen.", gestehe ich und er seufzt enttäuscht auf.
„Das war der Plan."
„Daran zweifle ich nicht."

Mein Drink ist fertig, dass ich es bezahle und an mich nehme, während ich schon einen Schluck vom metallischen Strohhalm nehme.
Als ich mich zu Herr Sezin umdrehe, steht plötzlich ein blonder Mann neben ihm, dass ich verwirrt die Stirn runzle. Der war gerade noch nicht da.
Seine grünen Augen blicken Herr Sezin amüsiert an und er hat ein beinahe schelmisches Grinsen um seine Lippen.
Sein Körper ist groß und schlank, sieht sehr athletisch unter dem schwarzen Hemd aus und sein Gesicht ist schmal, ein wenig wie die australischen Models, die ich vorhin kennengelernt habe. Ob er auch einer von ihnen ist? Aber seine Haut ist nicht so sonnengebräunt wie die der anderen, eher etwas blass.

„Schöne Show, Demir."
Herr Sezin sieht nicht sehr erfreut über den Fremden aus und rührt keinen Gesichtsmuskel, während er ihm standhaft in die Augen sieht.
„Danke. Deine Show war wohl auch gut." Der Fremde grinst. Dann ist er also auch Designer, statt Model.
„Hast du sie dir etwa angesehen?" Jetzt liegt es an Herr Sezin höhnend zu grinsen.
„Nein. Die Leute reden nur." Der Fremde lacht laut auf und wirft sogar den Kopf zurück, doch mir entgeht nicht, wie sein Kiefermuskel kurz vorher zuckt.
„Du bist genauso charismatisch wie in meinen Erinnerungen."
Ich komme mir vor, als würde ich in der ersten Reihe der Darstellung von unterschwelliger männlicher Dominanz sitzen und ich habe keine Lust hier noch länger zuzusehen.

„Ich gehe zurück zur Terrasse.", werfe ich dazwischen, damit Herr Sezin weiß, wo er mich findet, wenn er sich doch dazu entscheidet, dass wir früher gehen. Das lenkt die Aufmerksamkeit des Fremden auf mich und er bemerkt wohl, dass ich nicht bloß so neben ihnen stehe.
Sein Blick gleitet an mir hoch und runter und er versucht es gar nicht zu verbergen, dass er mich so offensichtlich mustert.
Dann streckt er mir die Hand aus.

„Hallo. Elian Blom."
Blom? Das kommt mir bekannt vor.
Das habe ich heute im Veranstaltungsplan gelesen. Das ist eine schwedische Modemarke! Ihm gehört die Marke Blom.
„Mira Acar.", stelle auch ich mich vor und schüttle kurz seine Hand.
„Sind Sie Demirs Begleitung?", fragt er und sieht amüsiert zwischen uns her. Ich höre gar keinen schwedischen Akzent bei ihm heraus. Sein Deutsch ist ausgezeichnet.
„Unfreiwillig.", erkläre ich und kurz ist er verblüfft, doch lacht dann noch lauter, als vorhin. Herr Sezin wirft mir einen giftigen Blick zu, doch ich sehe gar nicht her, weil ich nicht schon wieder zurechtgewiesen werden will.

„Was willst du, Elian?", fragt Herr Sezin, dieses Mal, ohne seine Anspannung zu verbergen und mir fällt auf, dass zwischen diesen beiden Männern herrscht, was bei allen anderen gefehlt hat. Herr Sezin hat sich bisher mit jedem verstanden, doch zwischen ihm und Herr Blom herrscht eine Rivalität, dass selbst ich sie nach nur wenigen Minuten spüre.
„Ich wollte bloß Hallo sagen."
„Das hast du hiermit getan."
Herr Blom kneift die funkelnden Augen etwas zusammen und reibt sich sein breites Kinn mit den hellen Bartstoppeln.

„Dein Hauptsitz ist in Köln, richtig?", hakt er nach und Herr Sezin antwortet nicht,„Die Geschäfte laufen so gut in Schweden. Meine Schwester und ich haben überlegt uns zu erweitern und noch einen Sitz in Deutschland zu eröffnen."
Herr Sezins Kiefermuskel zuckt wie wild, doch er versucht sich sonst zu beherrschen und lässt die Worte an ihm abprallen. Herr Blom macht einen Schritt auf ihn zu und grinst. Sie sind genau auf Augenhöhe und ich halte den Atem an, während ich darauf warte, dass etwas passiert. Die Spannung in der Luft ist so dick, dass man sie zerschneiden könnte.
„Köln fand ich schon immer schön."

Dann setzt Herr Blom wieder sein freundliches Lächeln auf und klopft Herr Sezin kameradschaftlich auf die Schulter, als hätten sie nicht gerade noch ihre negative Energie in den Raum gesetzt, bevor er sich mir zuwendet.
„Einen schönen Abend noch, Frau Acar. Sie sehen fantastisch aus.", schmeichelt er mir und nimmt wieder meine Hand, um dieses Mal einen Kuss auf meinen Handrücken zu hauchen,„Ein Festmahl für die Augen."
Verblüfft blicke ich ihn an, als er mir zuzwinkert und sich umdreht, um in der Menge zu verschwinden.
Hat er mich soeben ein Festmahl für die Augen genannt? Ich weiß nicht, ob es mir schmeicheln oder mich anekeln soll. Verdammt, ich war zu überrascht von seinen Worten, um zu kontern!

„Wieso mögen Sie ihn nicht?", frage ich sofort, weil ich wie immer meine Neugierde nicht zurückhalten kann.
„Eifersüchtiger Mistkerl.", flucht Herr Sezin und wendet seinen Blick von der Menge ab, wo Herr Blom vorhin noch war,„Deswegen." Kurz bleibe ich leise.
„Elias Blom oder Sie?"
Er dreht den Kopf zu mir herum und schnell trinke ich von meinem Drink.
„Ich bin schon weg.", plappere ich hastig und eile davon, bevor ich Ärger kriege.




Elias Blom ist gekommen, Ladys and Gentlemen
Was hält ihr von ihm? Er und Demir scheinen eine unausgesprochene Feindschaft zu haben...
Ich lese derzeit Caraval von Stephanie Garber und WIESO ist das noch kein Film?? Das ist der Wahnsinn und ich empfehle es jedem, der Fantasy liest! Ich bin jedenfalls verliebt in das "harmlose" Spiel darin!

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