65|Demirs Beere

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D E M I R

Ich war so kurz davor.
So kurz davor einen Kuss von ihr zu stehlen und sie zum ersten Mal zu schmecken, bis sie gesagt hat, dass ich gehen soll.
Sie tritt zurück und meine Hand, die eben noch ihr Kinn umfasst hat, hängt einen Moment in der Luft, bis ich es wieder senke.

Das ist doch verrückt!
Ich bin hierher gekommen, um sie wieder zurück zum Atelier zu bringen, doch stattdessen will ich sie nun lieber küssen, an mich ziehen und ins Schlafzimmer tragen, um jede Stelle ihres Körpers mit den Lippen zu erkunden, mit meinen Händen zu fühlen, meinem Duft und meinen Küssen zu markieren und zu meinem zu machen.

Das alles sollte ich aber nicht wollen!

Sie ist anstrengend, macht mich wahnsinnig und außerdem ist sie gerade verdammt nochmal von mir weggetreten. Das zeigt, dass sie nicht so denkt, wie ich. Sie will mich nicht auf die Weise, wie ich sie will.
Und sie will auch nicht mehr bei mir arbeiten.
Gut. Ich meinte es so, als ich sagte, dass ich niemanden zu etwas zwinge.

Räuspernd trete auch ich zurück und sammle meine Gedanken wieder.
„Wie Sie meinen. Wenn Sie es sich anders überlegen, dann kommen Sie einfach zurück. Ihre Sachen werden an Ihrem Platz sein, bis Sie sie eigenhändig wegräumen.", sage ich noch und sehe sie wieder an, was ein ganz großer Fehler ist. Sie leckt sich über die Unterlippe und ihre Augen schauen ganz groß zu mir auf.
Gott, ich verliere gleich meine Selbstbeherrschung und stürze mich auf sie. Ich muss hier raus.

Bevor ich meine Gedanken umsetze, gehe ich mit pochendem Herzen an ihr vorbei und zurück zur Haustür, wo ich meine Stiefel schnell anziehe.
Raus, raus, raus!
Vielleicht ist es besser, wenn sie nicht mehr zur Arbeit erscheint. Dann könnte ich auch wieder normal denken.

Ich schnappe mir meine Jacke vom Kleiderhaken und reiße die Haustür auf, nur, um einen Mann dahinter stehen zu sehen. Er hat eine Hand an die Klingel gehoben, als wollte er gerade klingeln und sieht mich an, als wäre mein Dasein verwirrend.
Es ist nicht Aras mir gegenüber.
Dieser Mann hat hellbraune Haare und keine Piercings im Gesicht. Er runzelt die Stirn, als er mich betrachtet.
Wer ist das denn jetzt?

„Hallo?", bringt er wie eine Frage heraus und senkt die Hand wieder, dass sie ihm schlaff von der Seite hängt.
„Yaz ist nicht da.", entgegne ich mit einer kleinen Vermutung, dass es nicht Yaz ist, die er besuchen möchte.
„Ich wollte zu Mira." Verdammt.
Das kann doch nicht wahr sein! Hat sie eine ganze Truppe Neos, denen ich mich stellen muss, oder was? Es ist eine endlos lange Schlange an Kerlen, die sie wollen. Hat plötzlich jeder Mann auf dieser Welt das Wissen ihrer Existenz?

„Keine Ahnung wer das ist. Sie muss dir die falsche Adresse gegeben haben.", lüge ich mit keinem Anflug eines schlechten Gewissens in mir, während ich ihm standhaft in die Augen sehe. Er zieht die Brauen noch höher.
„Aber du hast gerade Yaz gesagt. Sie hat gesagt, sie wohnt mit Yaz zusammen." Was hat sie dem denn noch erzählt? Wieso ist er überhaupt vor ihrer Tür?
„Wie es aussieht hat sie gelo-", will ich weiter lügen, damit er geht, doch Frau Acar kommt um die Ecke.

„Sie sind ja noch hier.", stellt sie fest und bleibt neben mir stehen, dass sie den Fremden hinter der Tür entdeckt,„Alex?"
Alex sieht mich misstrauisch an, bevor er Frau Acar wieder ansieht und ein Lächeln aufsetzt.
„Hey, Mira. Ich hoffe ich störe nicht." Doch, tut er.
„Nein, absolut nicht.", winkt Frau Acar ab.

Sie schaut flüchtig zu mir und lächelt diesen Alex an.
„Er wollte gerade sowieso gehen. Komm doch rein.", behauptet sie und Alex macht einen Schritt vor, dass ich mich in seinen Weg stelle. Er schaut verwirrt in mein Gesicht und will an mir vorbei, doch ich bleibe weiterhin vor ihm, bis Frau Acar mich am Ärmel meiner Jacke zieht und ich an die Seite gehe.
Alex zieht seine Schuhe aus und stellt sich wieder hin. Dieser Flur ist zu schmal für drei Erwachsene. Ich finde Alex sollte gehen.

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