109|der Weihnachtsmann mit den Geschenken

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M I R A

Demirs Kopfschmerzen verschwinden leider nicht vollständig und obwohl er mehrfach beteuert, dass es ihm gut geht, glaube ich ihm das nicht. Er bewegt sich viel langsamer als üblich und verzieht immer wieder das Gesicht, wenn Selin mit ihrer lauten Stimme spricht.
Mein schlechtes Gewissen nagt an mir und ich bereue es fast, was wir in der Dusche getan haben, denn das erscheint mir nicht gerade wie die beste Lösung für seine Schmerzen gewesen zu sein.

Er wehrt sich dagegen in ein Krankenhaus zu fahren, ganz gleich wie oft seine Tante und ich darauf beharren, um sicherzugehen, dass er keine Gehirnerschütterung hat. Manchmal ist er so stur wie ein Esel.

„Ich muss nur etwas schlafen.", beteuert er immer wieder und wirft Selin Seitenblicke zu,„Und ihr müsst endlich leiser sein." Sie streckt ihm die Zunge raus und widmet sich ihren Haarspitzen, als wären sie das Interessanteste auf dieser Welt.
Nach einer Weile, die sich wie eine Ewigkeit anfühlt, lassen Frau Sezin und ich ihn in Frieden seine Schmerzen ausleben, weil es nichts nützt auf ihn einzureden, wie wir merken.

Seine Tante kocht ihm noch eine Suppe und ich zwinge ihn zurück ins Bett, dass seine Schmerzen hoffentlich nach etwas Schlaf vergehen.
Es gefällt mir nicht Demir so zu sehen. Dieses Wochenende ist alles andere, als was ich erwartet habe.

Nachdem Demir sich ergeben ins Bett legt, will ich das Zimmer verlassen, doch er packt mich am Handgelenk, bevor ich überhaupt vom Bett aufgestanden bin.
Ich schaue zu ihm und er sieht mich mit gierigem Blick aus den rotbraunen Augen an. Sein Daumen zeichnet Kreise an meiner Haut nach.
„Bleib."
Das braucht er mir nicht zwei Mal sagen.

Ich entledige mich meiner Kleidung und schlüpfe in ein Shirt von Demir, das über einem Stuhl hängt, bevor ich zu ihm unter die Decke schlüpfe und mich an seine Seite kuschle.
Die Fensterfront zur Terrasse lässt einen Haufen Licht durch, trotz der dunklen Vorhänge, die ich zugezogen habe.

Schließlich schlafen wir doch noch ein und als ich aufwache, fühle ich mich widerlich.
Ich hasse Mittagsschläfe.
Danach habe ich nicht nur keine Zeitorientierung mehr, sondern fühle mich auch, als hätte ich hundert Jahre lang nicht geduscht.

Vorsichtig strecke ich mich und schaue in Demirs Gesicht, um ihn noch schlafen zu sehen. Sein Arm liegt nach wie vor um meine Hüfte und seine Brust hebt und senkt sich gleichmäßig unter meiner Hand. Er fühlt sich warm an, aber nicht besorgniserregend stark. Langsam strecke ich mich nach vorne, um ihm einen federleichten Kuss, der ihn nicht aufwecken sollte, auf die Stirn zu drücken. Es sollte ihm nach dieser Runde Schlaf besser gehen.

Wie lange haben wir denn überhaupt geschlafen?
Ich drehe mich nach der digitalen Uhr drüben an seinem Schreibtisch um und lese durch weiße Ziffern auf schwarzem Papier achtzehn Uhr fünfundvierzig. Ich habe fast vier Stunden geschlafen. Wie soll ich in ein paar Stunden wieder einschlafen? Das war keine so gute Idee.

Jetzt, wo ich aber wach bin, sollte ich erst einmal aufstehen und mein Gesicht waschen, um zu mir zu kommen. Es ist eine Kunst für sich meine Gliedmaßen von Demirs zu trennen und aus den Seidenlaken zu entkommen. Bereits aus der Puste stehe ich auf und mein Blick fällt auf ein Stück beschriftetes Papier auf dem Nachttisch, das ich nehme.
Das war vorher noch nicht da.

Wir sind auf dem Weihnachtsmarkt. Ruft an, wenn etwas ist. -Kerem

Meine Wangen glühen bei dem Gedanken, dass er uns so eingekuschelt im Bett gesehen hat.
Schnell schüttle ich den Gedanken wieder ab und lege die Nachricht zurück auf den Nachttisch.
Sie müssten jeden Moment sicher zurückkommen. Ich habe keine Ahnung wann sie gegangen sein könnten. Womöglich sind sie auch erst vor Kurzem gegangen, um die Schönheit der Weihnachtsstände mit all den Lichtern zu bewundern.

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