131|kein Ende

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D E M I R

Die letzten Tage habe ich nichts anderes getan, als die Kollektion zurückzuziehen und herauszufinden wer zur Hölle hinter der Sabotage steckt. Frustriert und wütend ist nicht ausreichend, um zu beschreiben wie ich mich derzeit fühle.
So etwas ist mir noch nie passiert.

Wir konnten das Profil zurückverfolgen, jedoch ist das erste Foto von einem unbekannten Konto in einem Internetcafé versendet worden. Welches kaputte Kameras im Innenraum besitzt. Ausgerechnet in genau dem Café mussten die Kameras kaputt sein.

Von dort aus wurden die veröffentlichten Sachen von anderen Accounts aufgenommen und weitergeteilt, bis es über zwei Wochen hinweg zu dieser großen Sache geworden ist. Schon vor zwei Wochen hat jemand uns hintergangen.

Aber ich kann mich nicht auf diese Dummheit fokussieren. Jeder erwartet Antworten von uns. Seit Tagen steht die Presse vor der Tür des Ateliers und dem Tor zu unserem Haus für Aussagen, die wir noch nicht parat haben. Melisa arbeitet noch an Statements, die alle zunächst zufriedenstellen sollten.

Mehrere Millionen Euro sind verloren. Unsere Ideen gestohlen. Als würde das noch nicht reichen, herrscht eine angespannte Stimmung unter meinen Angestellten, denn jeder beginnt zu spekulieren wer es sein könnte. Das Vertrauen und die Freundschaften, die sich hier geschlossen haben, beginnen zu bröckeln und das gefällt mir überhaupt nicht.
Alles, was Kerem und ich uns aufgebaut haben, geht in die Brüche.

Wer könnte das nur getan haben?
Elian Blom wäre meine erste Vermutung, doch zwischen uns herrschte die letzten Wochen Funkstille. Außerdem hat er die letzten zwei Monate damit verbracht seinen neuen Sitz zu renovieren, wie wir nach kurzer Recherche erfahren haben.

Ich denke auch nicht länger, dass es einer meiner Designer gewesen ist. Auch, wenn einige von ihnen -mehr oder weniger- Motive hätten, denn wie Frau Jovanović schon sagte: sie profitieren davon auch nicht.

Aber wer ist es dann?
Ich habe es satt von irgendeinem Mistkerl verarscht zu werden. Es ist das zweite Mal und zwei Mal zu viel. Wer auch immer es ist, ich werde ihn nicht so einfach entwischen lassen.

Gestresst werfe ich den Stift auf den Schreibtisch und fahre mir tief durchatmend mehrmals durch die Haare, bevor ich die Skizzen vor mir zerknülle und in den bereits vollen Mülleimer unter dem Tisch werfe.
Ich kann mich nicht konzentrieren. Ich habe keine Ideen. Keinen Anreiz und keine Inspirationen für eine Kollektion, dessen Premiere praktisch schon vor der Tür steht.

Mein Handy klingelt irgendwo zwischen den ganzen Papieren und ich muss einen Moment wühlen, bis ich es hervorholen kann. Melisa ruft mich an und kurz wäge ich es ab, ob ich darangehen sollte. Ich kann jetzt ihre Pressemitteilung nicht anhören. Sie soll es mir mailen oder morgen zu einer menschlichen Uhrzeit besprechen.
Um knapp Mitternacht in meinem Büro zu hocken, ist bereits nervenaufreibend genug.

Das Handy hört nicht auf in meiner Hand zu klingeln und ich zwicke mich in die Nasenwurzel, als ich abhebe.

„Mira geht.", ist alles, was sie sagt und ich bin bereits auf den Füßen.

Ich schnappe mir meinen Mantel vom Haken und schubse die Tür an die Seite, um so schnell wie möglich zu meinem Auto zu gelangen, um zu ihr zu kommen.
Melisa rattert noch den Flughafen und die Flugzeit herunter, bevor wir auflegen und ich mich in mein Auto setze.

Dann starre ich vor mich, die Hände auf dem Lenkrad, der Motor abgestellt.
Was... will ich tun?
Mira fliegt weg. Das war mir klar, seit sie mir zum ersten Mal von dem Jobangebot des Kinofilms erzählt hat. Es ist eine große Chance für sie und es wäre dumm es nicht anzunehmen. Soll ich sie nun etwa davon abhalten, weil ich sie brauche und nicht ohne sie kann?

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