80|Kleiderkriege

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M I R A

Zwei Stunden nach Feierabend am Freitagnachmittag und drei Stunden vor dem Essen am Abend mit Herr Sezins Freunden, zwinge ich Yaz dazu mit mir die Läden abzuklappern, um etwas passendes zum anziehen zu finden. Meiner Meinung nach habe ich nichts in meinem Kleiderschrank liegen, das ich heute Abend anziehen könnte.

Ich fühle mich noch immer nicht danach mitzukommen, weil ich keinen Grund dazu sehe, aber Herr Aksoy hat jegliche Gespräche bezüglich der Renovierung unterdrückt, während ich seiner Freundin ein Kleid gesucht habe, dass das heutige Abendessen wohl oder übel zu einem halben Geschäftsessen geworden ist und Herr Sezin zwingt mich für den geschäftlichen Part mitzugehen.

An einem Freitagabend hätte ich besseres zu tun!
Zum Beispiel auf dem Sofa entspannen.

Doch jetzt gehe ich zu einem Geschäftsessen ohne die Arbeit und zu einem Viererdate ohne das Date.

„Was ist denn überhaupt passend für heute Abend? Das ist ein Mischmasch aus Arbeit, gemischt mit einem Date, aber dafür mit meinem Chef!", beschwere ich mich, während ich die Kleider an der Stange an die Seite schiebe.
Yaz schaut mich von der anderen Seite an, während sie die Kleider vor sich betrachtet und vorbeischiebt.
„Woher willst du wissen, dass er nicht auch dein Date ist? Du weißt doch gar nicht, was seit der Gala passiert ist. Ihr könntet seit einer Woche verlobt sein, und du wüsstest es nicht.", hält sie schmunzelnd dagegen.

Sofort hebe ich meine Hand und halte sie ihr vor die Augen.
„Sieht auch nur eines dieser Ringe wie ein Verlobungsring aus?", keife ich und wackle mit den Fingern, dass sie meine silbernen Ringe -die definitiv alle keine Verlobungsringe sind- gut beäugen kann. Yaz zuckt grinsend mit den Schultern.
„Vielleicht war es ein spontaner Antrag? Der Ring könnte ja noch nachkommen."

Mein Herz klopft schnell und meine Hände beginnen zu schwitzen.
Mit Herr Sezin verlobt sein?
Gott, was setzt Yaz mir in den Kopf? Ich schaffe es ja nicht einmal diesen Mann vernünftig zu küssen, wie soll ich mich mit ihm verloben?!

„Du hast immer noch das Verbot.", erinnere ich sie und schaue wieder auf die Kleider hinunter, doch ich kriege noch mit, wie sie die Augen verdreht.
„Wann wird das aufgehoben?", jammert sie.
„Niemals. Jetzt such."

Wir suchen weiter und Yaz hält mir einen schwarzen Blazer hin, dass ich sie dazu auffordere es auf dem Arm zu behalten, im Falle, dass wir nichts finden.

Ich gehe etwas weiter und suche mich hier durch die Kleider, an den Kleiderbügeln. Irgendetwas muss ich doch finden.
Ein mehrlagiges, gerafftes Plissee-Midikleid in dunkelblau gerät zwischen meine Finger, dass ich es vom Haken nehme und vor mich halte. Mit beigefarbenen Heels mit Schnüren wäre dieses Kleid wunderschön. Der Ausschnitt ragt tief und würde mein Dekolleté auf eine schöne Weise betonen und die Ärmel scheinen in engen Trägern über meine Schultern zu reichen.
Das behalte ich als Notlösung, falls ich nichts anderes finde.

Das Kleid lasse ich versteckt zurück und begebe mich in den hinteren Teil des Ladens. Das ist schon der fünfte, den wir durchsuchen und ich hoffe, dass ich hier fündig werde, denn so langsam habe ich keine Zeit mehr. Ich muss mich doch noch fertig machen!

Wenn ich doch nur wüsste, was diese Seren anzieht. Herr Sezin sagte er würde einen Anzug, mit einem Pullover statt Hemd kombiniert, anziehen, und ich gehe davon aus, dass Herr Aksoy es genauso tut. Aber sie?
Was zählt als zu viel und was als zu wenig?
Ich will nicht herausstechen, wie ein bunter Vogel, aber ich will auch nicht untergehen.
Wieso mache ich mir nur solche Gedanken? Es ist nur ein blödes Abendessen mit seinen alten Freunden.

Ich streife die Kleider mit der Hand, während ich an ihnen vorbeigehe und kriege einen leichten Stoff zu fassen, dass ich stehenbleibe.
Ein rosa Wickelkleid mit ebenfalls tiefem Ausschnitt und bestickten Blumen am Rock blickt mir entgegen und als ich es etwas ausbreite, entdecke ich den Schlitz, den es am rechten Bein hat. Die langen Ärmel sind locker und blickdicht und mit feinen hellen Blumenmustern bestickt, anders als die bunten Blumen am Rock.
Oh das ist total hübsch!

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