92|Kerems Plan

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D E M I R

Der Ausflug wird vielleicht gar nicht so schlecht werden, wie ich annahm.

Mit diesem Gedanken lasse ich mich auf das runde Doppelbett in meiner breiten Hütte fallen. Diese Hütte ist um einiges attraktiver, als die kleinen Klone, die die aneinandergereihten Hütten, in der alle anderen untergebracht sind, sind.

Hier ist genug Platz für eine ganze Sitzlandschaft aus einem braunledernen Dreisitzer sowie drei Sessel rechts vom Wahnsinnsbett, zu dem man eine Stufe aufsteigen muss und das keinerlei Ecken aufweist. Links davon habe ich einen eigenen runden Esstisch mit sechs Sitzplätzen und einem Flachbildfernseher darauf ausgerichtet und ich will gar nicht erst von der riesigen Badewanne und den deckenhohen Spiegeln über den zwei Waschbecken in den Unterschränken aus dunklem Marmor hinten im Badezimmer beginnen.

Doch genug von der Luxushütte.

Frau Acar hat uns als gutes Team bezeichnet.

Dieser Ausflug kann sogar ganz gut werden, wenn es nur weiterhin so läuft, wie vorhin.
Von nun an liebe ich Mode. Zwar habe ich es immer auf eine Weise geliebt, weil es mich an sie erinnert hat und ich ein befriedendes Gefühl erhalte, wenn Millionen von Menschen meine Kleidung tragen, aber jetzt mag ich es noch ein Stück mehr, denn das kann mein Schlüssel zum Erfolg werden.
Das Hilfsmittel, um Frau Acar endlich zu meinem zu machen.

Es klopft an der Tür, dass ich den Kopf anhebe und gegenüber dorthin sehe.
„Es ist offen!" Im nächsten Moment kommt Kerem herein und er ist ausgerüstet, als würde er den Mount Everest erklimmen wollen. Ihm hängen einige Schneeflocken in der roten Mütze und er stampft den Schnee von seinen Stiefeln an, bevor er die Tür hinter sich schließt und zu dem Sofa geht.

„Es ist der Wahnsinn, D! Du musst mitkommen, bevor es dunkel wird!", verlangt er und lässt sich auf den ausgebreiteten Fellteppich auf dem Sitz fallen. Er hat recht, denn wenn ich bereits hier bin, dann sollte ich es wenigstens nutzen. Das letzte Mal, als ich auf einem Snowboard oder Skiern stand, ist auch wieder ewig her!

Ich schwinge mich vom Bett und suche meine passende Kleidung zusammen, während Kerem sich ein Glas Wasser einschüttet und sich an meiner Minibar bedient.
Den dünnen Pullover behalte ich an und ziehe nur eine dunkelrote Snowboardjacke darüber, dass mir in dem warmen Innenraum nach nur Sekunden warm wird.

Ob Frau Acar nach wie vor im Hauptgebäude ist oder könnte ich ihr auf der Piste wieder begegnen? Mit ihr gemeinsam in einer Gondelbahn zu fahren, klingt viel romantischer, als es sein würde.
Verdammt, jede ach so unwichtige Tat erscheint mit ihr zu etwas Besonderem zu werden.

„Wieso grinst du so?"
Ich knöpfe den Kragen zu und schaue zu Kerem, der M&Ms gefunden hat, von denen er nascht, während er mich mit hochgezogener Braue mustert. Seine Mundwinkel zucken und er nimmt drei Schokolinsen auf einmal in den Mund.

„Hast du Frau Acar deine Gefühle gestanden?" Augenrollend suche ich meine Handschuhe, doch beiße mir auf die Lippe, als ich lächeln muss. Sie hat mich vorhin angesehen, als könnte ich jeglichen Blödsinn sagen und sie würde es befürworten und welcher Mensch will nicht gerne so angesehen werden? In dieser Situation sehne ich mich danach ihr jeden Blödsinn zu erzählen, damit sie nicht aufhört bei mir zu sein.
„Nein, aber vielleicht tue ich es."
Keine Ahnung, ob es an der Luft hier oben liegt, aber etwas ist anders... besser.

„Wie es scheint läuft alles gut." Grinsend lässt er sich zurück auf das Sofa fallen, dass ihr schmunzelnd mit den Schultern zucke.
„Es ist auf jeden Fall besser, als zuvor."
Da ich bereits meine Snowboardhose trage, stecke ich mir die Handschuhe in die Taschen und suche mir noch festes Schuhwerk, das ich auswechseln kann.

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