SECRET DESIRE

58|kleine Plaudereien und Interviews

M I R A

Mit einem frischen Kaffee und der neusten Ausgabe der Elle in den Händen, setze ich mich an eines der Hochtische in der Küche und nehme einen kleinen Schluck des heißen Getränks.
Hm, Pause. Meine Lieblingsbeschäftigung.

Ich schaffe es gerade mal das Magazin aufzuschlagen, als Leo und Levi hineinkommen und mich kurz anlächeln, bevor sie sich ebenfalls Kaffee nehmen.
Mit ihren dampfenden Tassen kommen sie zu mir und nehmen wie selbstverständlich Platz an meinem Tisch.

„Was machst du?", fragt Leo und ich schlage das Magazin wieder zu, denn ich werde jetzt wohl nicht lesen können.
„Pause."
„Hast du dich eigentlich schon eingewöhnt? Ist das Leben eines Modedesigners, wie du es dir vorgestellt hast?", fragt Levi und ich zucke mit den Schultern, denn wenn ich ehrlich bin fehlt etwas. Vor einigen Wochen war es, wie ich es mir vorgestellt hatte, doch jetzt? Ich habe das Gefühl nur das halbe Erlebnis zu durchlaufen.

„Gewöhnungsbedürftig.", antworte ich schließlich und drehe den Diamanten an meiner Kette. Leo nickt mitfühlend, als sie einen Schluck Kaffee trinkt.
„Das verstehe ich total. Es hat eine Weile gedauert, bis ich meine Routine gefunden hatte."
Aber ich hatte schon eine Routine. Das scheint mein Problem zu sein. Ich hatte einen Tagesablauf hier und der hat mir Spaß gemacht, aber jetzt bin ich am selben Ort, erfülle jedoch andere Aufgaben und mache andere Erfahrungen.

„Wisst ihr eigentlich wo Herr Sezin ist? Ich hatte ein paar Fragen zu der Winterkollektion.", fragt Levi und schaut sich in der Küche um, als würde der große Chef jeden Moment aus irgendeiner Ecke springen und ich hätte ihn nur versteckt gehabt.
„Keine Ahnung.", meint Leo schulterzuckend.
„Er hat heute ein Interview.", antworte ich und schaue auf meine Armbanduhr,„Er müsste aber in ungefähr zwei Stunden zurück sein. Dann hat er nämlich eine Videokonferenz mit den Vorsitzenden in Amerika. Du könntest also erst gegen fünfzehn Uhr mit ihm sprechen und das auch nur sehr kurz, weil er dann mit dem netten Herr Sezin eine Besprechung hat."
„Du hast seinen Wochenplan wohl studiert.", scherzt Leo und lacht über seinen eigenen Witz. Ich grinse kurz und trinke schnell meinen Kaffee, weil ich nicht weiß, was ich zu meiner Verteidigung sagen soll, denn ich habe keinen Grund mehr seine Termine auswendig zu kennen.

„Apropos Herr Sezin...", beginnt Leo und sieht mich mit hochgezogener Braue an,„Was ist da jetzt mit dir und der Presse los, Mira?"
„Was meinst du?"
„Vor paar Tagen wurdest du ständig mit Herr Sezin gesichtet. Vorgestern mit dem sexy Rocker und wer weiß, wen wir heute neben dir zu sehen bekommen.", zählt sie amüsiert auf.
„Es ist mein liebster Teil des Tages geworden, nachzusehen mit wem du wieder fotografiert wirst.", fügt Levi schmunzelnd hinzu und Leo nickt lachend, dass ich ihnen eine Grimasse schneide.

Seufzend lege ich meine Tasse auf den Tisch.
„So ist das Ganze nicht. Ich bin mit weder noch zusammen.", rutscht es mir raus und beide sehen mich mit gerunzelter Stirn an, dass ich die Lippen zusammenpresse. Scheiße, das wollte ich nicht sagen.
„Du musst ja auch nicht mit ihnen ausgehen, um mit Männern sprechen zu können.", meint Leo, doch ihr Blick bleibt wachsam, als würde sie meine Reaktion abschätzen wollen.

Jetzt, wo es mir sowieso rausgerutscht ist, könnte ich ihnen auch die Wahrheit sagen. Sie sind mir beide sympathisch und haben sich zu meinen Arbeitsfreunden entwickelt, mit denen ich gerne zusammen bin.

„Es ist alles nur für die Presse gewesen, damit wir mehr Aufmerksamkeit auf die Wohltätigkeitsveranstaltung übernächste Woche lenken.", gestehe ich und sie tauschen einen kurzen Blick miteinander aus, bevor sie mich wieder anschauen,„Zwischen Herr Sezin und mir ist nichts und Aras ist mein bester Freund. Ich bin eine single Frau, wie vor zwei Monaten auch noch."
„Alles war fake?", hakt Levi nach, dass ich nicke.
„Aber wehe, ihr sagt es jemandem! Niemand darf das wissen!", warne ich sie vor, weil Frau Nowak aussieht, als würde sie jedem den Kopf abreißen, der sich ihr und ihren Plänen in den Weg stellt.
Leo haut sich auf die Stirn und verdreht die Augen.