47|käufliche Frauen und neue Fotos

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M I R A

Mit aller Kraft, die ich aufbringen kann, stopfe ich die restliche Wäsche in die Waschmaschine und knalle die Tür schnell zu, bevor mir etwas hinausfällt. Ich hasse Wäsche waschen.
Wir sollten die Waschmaschine öfter anschmeißen, um nicht immer so einen großen Berg an Kleidung zu haben. Oder weniger anziehen.
Nachdem ich die Waschmaschine einstelle und auf Start klicke, putze ich noch die Oberflächen im Badezimmer und gehe endlich ins Wohnzimmer, um mich auf das Sofa zu setzen und zu entspannen.

Sobald ich durch die Tür gehe, fällt mir die braune Tüte auf dem Esstisch auf und ich bleibe im Türrahmen stehen.
Die war heute Morgen noch nicht hier. Neugierig trete ich näher und probiere hineinzusehen.
Es muss Yaz gehören, was auch immer dort drinnen ist. Was hat sie denn gekauft?
Normalerweise zeigen wir uns immer was wir kaufen.

„Als ich es gesehen habe, musste ich sofort an dich denken und es kaufen.", ertönt es hinter mir und Yaz kommt aus ihrem Zimmer heraus.
„Was ist das?", frage ich zögerlich.
„Schau nach." Sie tritt von einem Fuß in blauen Plüschsocken auf den anderen und ich spähe wieder in die Tüte.

Ich erkenne bloß einen Karton darin. Wenn ich das jetzt herausnehmen, bedeutet es, dass alles wieder gut zwischen uns ist? Wir reden jetzt schon seit einer Woche nicht mehr vernünftig miteinander.

Langsam hole ich den Karton hinaus und öffne es. Ich schnappe nach Luft.
Darin liegen cremefarbene Stiefeletten mit dicken Absätzen, die mich ein wenig an die Transformers erinnern, aufgrund der vielen Ebenen auf den Plateaus, doch genau das ist, was diese Stiefel so schön für mich machen. Ich habe sie schon länger in meiner Wunschliste gespeichert, sie jedoch nie gekauft, weil ich auf einen Preisnachlass gewartet hatte.

„Sind die für mich?", hake ich nach und Yaz nickt.
„Ja. Und ich werde dir heute dein Lieblingsessen kochen. Spaghetti mit Gemüsesoße und ich hole dir so viele Karamell Frappuccinos von Aras, wie du möchtest.", fügt sie schnell hinzu, dass ich grinsen muss.

„Ich kriege das Gefühl, als hättest du mich vermisst.", mutmaße ich, dass sie mich entsetzt ansieht.
„Machst du Witze? Ich bin total ausgetrocknet!" Lauthals lache ich.
„So sieht deine strahlende und frische Haut aber nicht aus."
„Das ist nur das Modelgesicht. Aber dahinter ist es wirklich unschön geworden.", beschwichtigt sie und wir stehen unbehaglich voreinander.

Stille legt sich um uns und wir schauen einander an. Ich mit einem Stiefel in der Hand und Yaz mit den Händen fest verschränkt vor ihr.
„Yaz-", sage ich, doch komme nicht weiter, denn sie ist mit ein paar Schritten bei mir und umarmt mich fest.
„Es tut mir so leid! Ich werde nie wieder mehr etwas über Demir und dich sagen.", entschuldigt sie sich und ich lege die Arme auch um sie.
„Schon gut. Mir tut auch leid, was ich gesagt habe.", sage ich und sie lässt mich ein wenig los, um mich ansehen zu können.

„Betrachte die Schuhe als eine Art Preview deiner Geburtstagsgeschenke." Grinsend sieht sie von mir zu den Stiefeln. Fast hätte ich meinen Geburtstag nächste Woche vergessen, doch jetzt freue ich mich mit neuer Energie darauf. Vor allem, wenn Yaz von Geschenken spricht!
„Apropos Schuhe...", fällt mir wieder ein und ich lasse sie los, um in mein Zimmer zu laufen und die Schachtel, die dort seit gestern liegt, zu holen.

„Wir zwei müssen wohl sehr käufliche Frauen sein, dass wir als Lösung unserer Streitereien diese Weise sehen.", meine ich und reiche ihr die Schachtel, dass sie verwirrt eine Braue hochzieht.
In dem Karton liegt eine smaragdgrüne Handtasche, die wunderbar zu Yaz' dunklen kupferroten Haaren passt.
Ihre Augen weiten sich und sie beginnt sofort jeden Verschluss zu öffnen und wieder zu schließen.
Yaz liebt Handtaschen und ich war mir sicher, dass ich unseren Streit hiermit brechen würde, nur ist sie mir zuvor gekommen.

„Danke!", quietscht sie begeistert und umarmt mich nochmal,„Du bist der allerbeste Mensch auf dieser Welt!"
„Ich weiß."
Sie kichert bösartig an meiner Schulter.
„Und deswegen gehen wir morgen wieder gemeinsam zum Sport, richtig?" Ach verdammt!

D E M I R

„Nimm das und beschmutz damit die Ehre deiner gesamten Familie, du Nichtskönner!"
„Du Arschloch!", schimpft Mert panisch und lehnt sich so weit im Sofa vor, dass er gleich mit der Nase auf dem Boden landen wird. Er springt fast auf, doch seine Aufregung ändert nichts an dem Spielstand und der Tatsache, dass ich gewinne. Viel eher bringt es ihn dazu, dass er noch hektischer auf den Controller klickt und sich nicht mehr retten kann, dass ich ihn auffinde und erschieße.

Lachend nehme ich meine Limonade vom Tisch und trinke genüsslich, während Mert wütend den Controller auf das Sofa wirft und sich zurückfallen lässt.
„Ich spiele nicht mehr. Euer Controller ist kaputt."
„Sicher. Es liegt ganz bestimmt nicht daran, dass du nur ein schlechter Verlierer bist.", meine ich und blicke amüsiert zu ihm herüber. Er verdreht die Augen und verschränkt die Arme vor der Brust.

„Von einem Anwalt hätte ich besseres erwartet.", ziehe ich ihn auf und lege mein Glas zurück auf den Tisch.
„Von einem Anwalt solltest du genau sowas erwarten. Kein Anwalt, der verloren hat, wird seinem Gegenüber nach einem Urteil die Hand schütteln.", behauptet er und ich strecke ihm die Hand aus, doch er schlägt sie weg.

Unsere Handys leuchten beide gleichzeitig auf, dass wir danach greifen und Mert lacht bereits, bevor ich die Nachricht, die Melisa mir geschickt hat, geöffnet habe.
„Es gibt neue Fotos von dir und deiner Freundin."

Ich finde das immer noch total bescheuert. Hätte Melisa uns kein schlechtes Gewissen mit den Kindern gemacht, hätte ich niemals zugestimmt bei so einem Unsinn mitzumachen.
Nach der Wohltätigkeitsveranstaltung werde ich das auch nicht weiterführen, da kann sie noch so tief graben, um einen Grund zu finden mich mit meiner Assistentin auf Dates zu schicken. Mir egal, ob sie es für einen Monat ins Leben berufen hat.

„Sie ist nicht meine Freundin.", korrigiere ich ihn und sehe, dass Melisa gleich mehrere Links gesendet hat. Will ich mir das wirklich alles ansehen oder wird es mich nur weiter aufregen?
Zu den digitalen Zeitschriftenartikeln, die sie gesendet hat, hat sie noch Weiter so mit einem Daumen hoch gesendet.
Ich sende ihr einen Mittelfinger zurück und lehne mich zu Mert, der wohl die selben Links bekommen haben muss, denn da ist ein Foto von Frau Acar und mir auf seinem Bildschirm.

Das Foto wurde von außerhalb des Restaurants aufgenommen und zeigt uns, als ich gerade über den Tisch greife und ihr zeige, wie sie die Essstäbchen richtig halten muss.
In dem kurzen Beitrag wird nur weiterhin spekuliert, ob wir fest miteinander ausgehen und dass wir ein ach-so-tolles Paar abgeben würden.

Es gibt noch ein kurzes Video am Ende des Beitrags und sofort klicke ich es an.
Was zur Hölle? Ein anderer Gast aus dem Restaurant muss es aufgenommen und an die Presse verkauft haben. Er hat jedenfalls genau den Moment erwischt, als ich mich vorlehne und Frau Acar das Bisschen Soße von der Unterlippe wische.
Es war verdammt unüberlegt von mir gewesen, als ich es getan habe, doch ich musste so tun, als würde es mir rein gar nichts ausmachen diese weichen und rosigen und vollen Lippen zu berühren.

Es nervt mich, dass wir aufgenommen wurden, doch genau das ist das Ziel des Ganzen. Der Grund, weshalb wir überhaupt zusammen etwas unternehmen.

„Ich sage das jetzt als dein bester Freund, D.", bereitet Mert mich vor und ich verdrehe kopfschüttelnd bereits die Augen, weil ich weiß, dass jetzt nur Mist aus seinem Mund kommt.
„Ihr beiden seht hier verflucht verliebt aus, Alter. So verknallt sind Frischverheiratete mit rosaroten Brillen auf der Nase! Ihr seid ab jetzt schon praktisch verheira-"
Sein Satz bleibt unvollständig, weil ich nach ihm haue und probiere ihm genau wie im Spiel auch im echten Leben ein Ende zu setzen.




Und da sind sie auch schon vermählt!
Mira und Yaz haben sich vertragen und Mert findet Demira sieht bereits aus wie ein Paar- sogar ein Ehepaar.
Ich hatte ganz vergessen, dass ich diese Lesenacht mache und lade den Rest gerade aus einer Bar hoch. 🧍🏻‍♀️ Eigentlich wollte ich mit meinen Freundinnen in den Club, aber die haben jetzt wieder zu, also wurd's die Bar. 🪦 Aber Kapitel hochzuladen ist in einer Bar auch einfacher, als in einem Club.
4/5

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