73|betrunkene Wunschäußerung

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M I R A

Nach der Show begibt sich jeder in den großen Saal, wo klassische Musik gespielt und teurer Alkohol ausgeschenkt wird.
Ich habe schon zwei Gläser Champagner hinter mich gebracht und nehme noch ein Glas vom Tablett des Kellners, der an mir vorbeigeht.
Ich nehme einen Schluck und lecke mir über die Unterlippe. Hoffentlich ruiniere ich meinen Lippenstift nicht.
Doch der Champagner schmeckt so spritzig und süß und gar nicht nach Alkohol, dass ich es mir selbst von den Lippen lecken muss.

„Geh es langsam an.", warnt Yaz mich und legt die Hand an mein Handgelenk,„Du hast heute auch nicht viel gegessen."
„Ich werde schon nicht betrunken von etwas Champagner.", behaupte ich augenrollend und nehme noch einen Schluck. Ich habe schon deutlich mehr vertragen! Wann habe ich außerdem sonst die Chance teuren Champagner so selbstverständlich zu trinken?

Der nette Herr Sezin und Mert kommen zu uns an den Tisch und Yaz schaut flehend an die Decke hoch, bevor sie uns erreicht haben. Herr Sezin stellt sich gleich neben Yaz, die ihm den Rücken zukehrt und im Saal umhersieht.

„Die Show war toll. Das hast du schön gemacht.", lobt Mert mich und stellt sich neben seinen Freund.
„Danke, aber das waren die Kinder. Ich war nur zwei Mal bei den Proben dabei.", stelle ich klar, denn ich habe nicht sonderlich viel getan.
„Dennoch. Die Kollektion gehört auch Ihnen.", stimmt Herr Sezin Mert zu.
„Danke."

Yaz schaut sich weiterhin im Raum um und seufzt.
„Wo sind denn Leo und der Blonde?", fragt sie mich, dass auch ich kurz umhersehe, während ich einen Schluck trinke, doch mein Blick bleibt an Herr Sezin hängen, der sich etwas vorlehnt, um Yaz' Blick abzufangen, doch sie gibt ihm keine Chance auch nur in ihren Blickfeld zu gelangen.

„Ist dir meine Anwesenheit nicht genug?", fragt er grinsend. Sie dreht den Kopf zu ihm herum und sieht mit genau dem selben Grinsen zurück zu ihm.
„Falls du es noch nicht gemerkt hast, ist deine Anwesenheit mein Grund zur Flucht.", kontert sie. Mert lacht und streckt seine Hand über den Tisch. An seinen Fingern glänzen diverse Silberringe.

„Wir haben uns einander noch gar nicht vorgestellt. Mert Dinçer.", sagt er und lächelt mit einer Begeisterung, die nur ein teuflischer Freund aufsetzen kann, wenn seine Freunde erniedrigt werden.
„Yaz Erten.", stellt sie sich vor und schüttelt seine Hand,„Bist du auch aus der Branche?" Er wiegt den Kopf hin und her.

„Mehr oder weniger. Ich bin der Anwalt der drei Sezins und des Namen. Und ihr engster Freund.", erklärt er, dass Yaz pfeift.

„Mein Beileid."

Mert lacht und ich stoße ihr meinen Ellbogen in die Seite, dass sie mich ansieht. Es ist immer noch mein Chef, den sie ständig beleidigt. Was, wenn sie zu weit geht und er mich aus Frust kündigt?
„Sei nicht gemein.", sage ich zu der Frau, die mit wenig Bemühungen zu den Top zehn gemeinstem Menschen der Welt gehören könnte.

Mein Herr Sezin kommt mit Frau Nowak gemeinsam zu uns und bleibt neben mir stehen.
„Ihr habt mich einfach alleine gelassen!", beschwert er sich und hebt die Arme etwas an.
Mein Blick wandert ein wenig von seinem Gesicht auf seine schwarze Fliege, die etwas schief sitzt.
Ich lasse mein Glas los und greife zu ihm herüber, um sie zu richten.
„Die sitzt ja schief.", erkläre ich und drücke ihn an der Schulter etwas zurück, dass er sich mehr zu mir dreht und ich es richten kann.

Mir fällt erst auf, was ich tue, als unsere Freunde entsetzt nach Luft schnappen und Herr Sezin mich mit riesigen Augen anschaut.
Oh nein. Was tue ich nur?

„Mira?", fragt Yaz verwirrt und ich schaue langsam zu Herr Sezin auf, der die Stirn in tiefe Furchen gezogen hat, anschließend die anderen.
Mert hat die Brauen hochgezogen und spitzt die Lippen, als müsste er sich davon abhalten zu lachen. Genauso der nette Herr Sezin, der die Lippen fest aufeinander gepresst hat und Yaz hat den Kopf so sehr an die Seite gelegt, dass es mich wundert, dass sie ihr Genick dabei nicht bricht.
Nur Frau Nowak ist die einzige, die ihre Überraschung zu überspielen versucht und sich räuspert.

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