91|ein gutes Team

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D E M I R

Im Speisesaal haben wir uns drei Tische zu einem langen zusammenstellen lassen, dass wir mit allen Mitarbeitern, die hergekommen sind, an einem Tisch sitzen können.
Die Wände des Saals sind dunkel vertäfelt oder aus großem Stein und mitten im Raum stehen dicke Holzbalken, die einigen, die nicht aufpassen, ein Hindernis werden können.

Wie Frau Acar zum Beispiel.

Als wir hereingekommen sind, hat sie so vertieft auf ihr Handy gesehen, dass sie fast dagegen gelaufen ist, wenn Melisa sie nicht im letzten Moment an die Seite gezogen hätte. Wieso sie so konzentriert darauf war? Ob es Yaz ist, mit der sie das ganze Essen über Textnachrichten verschickt?

Jeder bestellt sich Nachtisch, das natürlich auf uns geht und als wir es verkünden, bekommen wir einen Haufen Komplimente darüber, dass Kerem und ich doch die besten Vorgesetzten überhaupt sind.
Nur Frau Acar ist zu beschäftigt, um uns hochleben zu lassen.

Den warmen Brownie, der mir gebracht wird, durchsteche ich mit meiner Gabel so lange, bis es kalt wird und auch dann, esse ich nicht, sondern beobachte Frau Acar, dass es mehr als nur auffällig ist, doch sie bemerkt es gar nicht, weil sie sich von ihrer Umwelt dermaßen abgeschottet hat.
Wem schreibt sie denn schon die ganze Zeit?

Sie hört auf, auf den Bildschirm zu tippen und ihr Klingelton wird über den Tisch zu mir getragen. Sie sitzt schräg gegenüber von mir neben Herr Jeong, der mir gegenüber sitzt.
Ohne nur einen Bissen ihres Vanillekuchens, mit frischen Erdbeeren dazwischen, zu nehmen, rückt sie ihr Stuhl zurück und murmelt eine Entschuldigung, die bei den lauten Gesprächen am Tisch untergeht, bevor sie den Anruf abhebt und sich von der Menge entfernt.
Der Drang aufzustehen und mit ihr zu gehen, ist nie größer gewesen.

Kerem stupst mich mit der Schulter an, dass ich von Frau Acar in der anderen Ecke des Saals, absehe und den Kopf zu ihm drehe.
„Hast du mir zugehört?", fragt er, doch legt einen Gesichtsausdruck auf, als wüsste er die Antwort bereits.
„Ist das nicht offensichtlich?" Er verdreht die Augen, bevor er sich zurücklehnt und über seine Schulter zu Melisa zeigt, die von ihrem Kuchen aufsieht.
„Wir wollen gleich snowboarden. Kommst du mit?"

Im Gegensatz zu den Ausflügen der vergangenen Jahre, habe ich mich dieses Jahr nicht gefreut. Der einzige Gedanke, der mir durch den Kopf gekreist ist, war, dass ich ein ganzes Wochenende mit Frau Acar verbringen werde, was in der Theorie wie ein Traum aussehen kann, aber in der Praxis läuft alles dann doch nicht so, wie man es haben will. Wir werden uns anmeckern, ich werde sie beobachten, wütend werden, weil ich nicht genug Mut aufbringen kann, um ihr meine Gefühle zu gestehen und wir werden wieder wegfahren.
Die Hinfahrt hat bereits gezeigt wie wenig sie mich um sich haben will.

„Mal schauen. Vielleicht stoße ich nachher dazu.", antworte ich verspätet und trenne das erste Stück Brownie ab, um es in den Mund zu nehmen.
„Was hast du denn sonst vor?", höre ich Melisa fragen und sie lehnt sich über den Tisch, dass Kerem sie nicht verdeckt.
Ohne ihr zu antworten, nehme ich mein Wasserglas zur Hand und trinke einige Schlücke, bis sie zu nörgeln beginnt.

„Du redest immer noch nicht mit mir?", jammert sie.
Und ob ich nicht mit ihr rede!
Nachdem sie abgedüst ist, ohne mir zu antworten, werde ich sie ganz sicher nicht länger mögen und zu meinen engsten Freunden zählen. Melisa Nowak gibt es nicht mehr. So eine Frau existiert in meiner Welt nicht.

Kerem kichert, als Melisa die Hand über ihn nach mir ausstreckt und ich mich ihrer Berührung entziehe. Sie darf mich nicht mehr anfassen.
„Du bist echt herzlos, D.", behauptet er, dass ich entrüstet die Gabel auf den Teller lege und mich zu ihnen drehe.
Ich bin herzlos?", hake ich nach und zeige zu Melisa, die schmollt und große Augen macht,„Sie hat mich mit nur einer Übernachtung verkauft."

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