D E M I R
„Canlarım benim! Kocaman olmuşsunuz!"
Ich drehe mich zu der schrillen Stimme, bevor ich sie einordnen kann und sehe Kerems Mutter zu uns laufen, als wäre der Sensenmann hinter ihr her. Natürlich gehört die einzige schreiende Frau hier zu uns...
Einige Fluggäste schauen zu ihr, weil sie nicht nur wie verrückt läuft, sondern noch hundert andere Liebkosungen auf Türkisch ruft, die ineinander übergehen, dass sich alles wie verflucht anhört.
Ich bin mir auch sicher seit unserer letzten Begegnung nicht einen Zentimeter gewachsen zu sein.
(Türkisch: Meine Seelen! Ihr seid ja riesig geworden!)„Na endlich.", murmelt Kerem genervt, bevor er sich räuspert und eine Lebensenergie an den Tag legt, wie die meisten es von ihm erwarten. Wir warten erst seit zwanzig Minuten, doch mir bleibt nicht einmal genug Zeit, um das noch anzumerken.
„Anne!", ruft er grinsend und kommt ihr entgegen, dass sie sich in der Mitte treffen und einander in die Arme fallen.
(Türkisch: Mama)Für Außenstehende mag das hier aussehen, wie eine Wiedervereinigung nach Jahren, doch die beiden sind erst seit dem Sommer getrennt. Und das ist nicht einmal das längste, dass wir meine Tante nicht gesehen haben.
„Natürlich kriegst du nichts von uns mit, wenn du ständig auf Durchreise bist!", klagt Kerem und lässt seine Mutter los, dass sie sein Gesicht knuffen und ihn küssen kann.
„Du bist wie der fürsorgliche Vater, den ich niemals wollte, oğlum."
Kerem sieht sie beleidigt an und ich lache leise vor mich hin, dass sie mich auch bemerkt.
(Türkisch: mein Sohn)Sie rümpft die Nase, als sie grinst, wie sie es so oft tut und kommt mit ausgestreckten Händen auf mich zu.
„Demirim! Du kleidest dich immer noch, als würdest du den Menschen die Seele aussaugen wollen." Sie umarmt mich und ich erwidere es flüchtig, bevor sie auf die Idee kommt auch mein Gesicht zu drücken und kneten.
(Türkisch: mein Demir)„Lass mich raten. Du kommst mit drei Flugumleitungen hinter dir aus einer kleinen unbekannten Stadt auf der anderen Seite der Erdhalbkugel.", sage ich und ernte ein Blinzeln von ihr, als wäre es völliger Blödsinn so etwas von ihr anzunehmen. Dabei ist sie überall, nur nicht zuhause. Seit Kerem volljährig ist und als er damals zu studieren begonnen hatte, hat sie nie länger als drei Monate irgendwo verbracht.
„Ich war in Bayern." Kerem wirbelt zu seiner Mutter herum.
„Du warst die ganze Zeit vor unserer Nase?", ruft er aus und die Fluggäste um uns schauen herüber. Wir sollten besser beim Essen darüber sprechen. Oder noch besser; im Auto, wenn niemand anwesend ist.„Nur die letzte Woche, aşkım. Davor war ich in Indien und ich habe so viele Säcke voll Gewürze gekauft. Die Fluggastkontrolle drüben dachte ich hätte versucht Koks zu schmuggeln.", plappert sie in voller Lautstärke und ich könnte schwören, dass die Wachmänner auf der anderen Seite hellhörig geworden sind.
„Okay, lass uns zum Auto!", unterbreche ich sie und schnappe mir ihre zwei Koffer, die sie auf halbem Weg hinter sich gelassen hat.
(Türkisch: meine Liebe)„Ihr könnt euch nicht vorstellen, was für ein Hin und Her das war. Für einen Moment dachte ich sie sperren mich ein, weil alles sich überlappt hat und sie letztlich auch noch dachten ich wäre Terroristin! Könnt ihr euch das vorstellen? Terroristin!", betont sie und die zwei Wachmänner kommen im selben Moment auf uns zu. Meine Tante kriegt nichts mit, aber Kerem und ich tauschen einen Blick aus, bevor er seine Mutter an der Hand packt und ich mit den Koffern im Arm zum Auto laufe.
Diese Feiertage werden Spuren an uns hinterlassen, ich merke es bereits.
In der Nähe des Flughafen liegt ein italienisches Restaurant, das zwar sehr überteuert ist, doch Arsen Hala liebt die Gerichte hier und die Aussicht ist toll mit einem perfekten Blick auf die Landebahn des Flughafens.
Während Kerem und seine Mutter sich über ihre verrückte Reise durch ganz Indien unterhalten, beobachte ich die abhebenden Flugzeuge, dessen Lärm glücklicherweise nicht bis hierher reicht.
(Türkisch: Tante väterlicherseits)
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SECRET DESIRE
Teen FictionSie bedeutet seinen Tod. Davon ist Demir fest überzeugt, denn jede Begegnung zwischen ihnen scheint verflucht und ruft eine rasende Wut in beiden hervor. Alles, was Mira je wollte, war Mode zu erschaffen und plötzlich könnte ihr Traum Wirklichkeit...