SECRET DESIRE

35|Schlägereien und Verfolgungsjagden

D E M I R

Vom Chauffeur habe ich die Adresse des Nachtclubs, zu dem er die drei gefahren hat, doch weil er bereits Feierabend hat, nehme ich mir ein Taxi, das mich bis vor die Tür fährt, wo eine unendlich lange Schlange steht. Scheiße.
Bis ich drinnen bin, ist Frau Acar bereits draußen.

Mein Blick fällt über das Gebäude und trifft auf das lila Neonlicht, das sich um den breiten Eingang zieht und ich atme erleichtert aus, denn ich kenne diesen lila Balken an LEDs. Ein alter Freund von mir besitzt einen Haufen Nachtclubs und Restaurants und sie alle haben diesen lila Streifen irgendwo im Gebäude eingebaut. Es ist sein Markenzeichen geworden.
Und ich stehe auf der VIP-Liste in sämtlichen Lokalen von ihm.
Ich gehe an der Schlange vorbei und geradewegs zum Türsteher, dem ich meinen Namen zurufe und nach einem kurzen Blick in die Liste, lässt er mich durch.

Der Bass hämmert vom Boden und den Wänden auf mich zu und die Luft ist stickig und warm. Es riecht nach Alkohol und Schweiß und ich komme an zu vielen knutschenden Pärchen und Gruppenfotos vorbei. Frau Acar erkenne ich unter keiner der Kategorie und gehe weiter, bis in den Hauptraum.
Und es ist verdammt voll. Nicht ein Quadratmeter der riesigen Tanzfläche ist zu erkennen und die vier Bars, die an jeder Ecke des Raumes platziert sind, gehen an den Menschen, die dagegen drängeln, unter.

Das wird unmöglich hier.

Oder auch nicht.

Es genügt nur ein kurzer Blick zur Bühne, wo der DJ mit zwei exotisch gekleideten Tänzerinnen steht und ich finde zwischen besagten Tänzerinnen eine Frau in Jeans und Top, die ihre blonden Haare um ihren Kopf fliegen lässt und ihre Hüften schwingt, als wäre sie eine biegbare Puppe.
Die Tänzerinnen ermutigen sie dazu ihren Hintern mehr zu wackeln, während sie es ebenfalls tun und die Menge flippt aus bei der Menge an weiblichen Hintern.

Genau so habe ich es mir vorgestellt.
Nur waren es Männer, die sie dazu ermutigen den Hintern zu wackeln und vielleicht sogar an sie zu pressen, während sie sie anfassen, als würden ihre Leben davon abhängen.

Zielsicher gehe ich die Stufen herunter zur Tanzfläche und drängle mich an allen vorbei, komme dabei mit allen möglichen Körperteilen in Kontakt, bis ich vor der Bühne stehe und zu ihr hochsehe. Ich habe einen Clubbesuch noch nie so gehasst wie jetzt. Ich bin müde und will zurück ins Bett, aber sie muss mitkommen.

„Frau Acar!", schreie ich über die Musikboxen, die direkt neben mir sind und natürlich hört sie mich nicht.
Ich wedle mit den Händen, doch sie hat die Augen geschlossen, dass ich herüber greife und sie am Bein zu streifen bekomme. Sofort sieht sie zu mir und ich erkenne an ihrem Gesichtsausdruck, dass sie bereit ist, mir ins Gesicht zu treten, doch dann erkennt sie mich und ihre Augen weiten sich.

„Herr Sezin?"
Ich strecke den Arm aus und deute ihr herunterzukommen, dass sie zögerlich die Tänzerinnen ansieht, da sie weiter tanzen möchte, doch ich hebe herausfordernd die Brauen, dass sie letztlich meine Hand ergreift und von der Bühne springt.

Sie stößt gegen mich und wir stolpern etwas nach hinten, dass ich meinen freien Arm noch um sie lege, für den Fall, dass wir stürzen, doch das tun wir nicht.
Ihre warme Nasenspitze berührt meine und die Nachtkälte von vorhin fällt von mir wie ein übergeworfener Mantel. Hier drinnen müsste wirklich mal ein Fenster geöffnet werden oder so. Es ist viel zu warm.

„Was machen Sie hier?"
„Ich hole Sie ab. Es ist schon spät geworden." Stirnrunzelnd blinzelt sie und sieht von einem Auge zum anderen.
„Aber ich bin doch noch gar nicht so lange hier.", behauptet sie.
„Lange genug.", entgegne ich, doch ich rieche an ihrem Atem, dass sie nicht viel getrunken hat und ihre Pupillen sind nicht erkennbar groß. Ein klein wenig geweiteter als üblich, aber nichts, was mir signalisiert, dass sie übermäßig viel getrunken hat. Sie ist nüchterner, als ich erwartet habe.