Teil 210

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Wincent

Da Sofy tatsächlich standhaft blieb und mir absolut nichts verriet, gab ich am nächsten Vormittag einfach auf. Stattdessen erklärte ich mich bereit, die Kinder zu meiner Mutter zu bringen. Sie wollte noch irgendwas vorbereiten und mich nicht dabeihaben. Aber wenn sie glaubte, dass ich ihr in Zukunft keine Überraschungen mehr bereitet, dann täuschte sie sich aber gewaltig.
Bei meiner Mutter angekommen nutze ich deshalb durchaus das Angebot, noch kurz reinzukommen. „Und? Was habt ihr Zwei heute vor?“, wollte sie neugierig wissen. „Das weiß ich selbst nicht so genaue“, entgegnete ich und grinste nur schief, „Mir wurde nichts verraten.“ „Na ja. Nach deinen ganzen Aktionen hast du es durchaus verdient, dass du auch mal von nichts weißt“, lachte sie, „Und wie sieht es sonst so bei euch aus? Alles gut?“ „Hm …“, entgegnete ich seufzend und ließ mich auf die Couch fallen, „Sofy steigert sich eventuell ziemlich viel in die Hochzeitssache. Klar, ich hab das vermutlich alles unterschätzt, aber es ist schon schwierig sie auch mal zu bremsen. Und ich weiß, dass die Sache mit ihrer Familie sie noch immer sehr belastet, aber mir gegenüber gibt sie das nicht zu.“ „Natürlich nicht“, meine Mutter setzte sich zu mir, „Was erwartest du? Sie sieht, dass du selbst auch einiges zu tun hast. Ich glaube einfach, dass sie nicht will, dass du dir Sorgen machst. Du bist nämlich auch ganz gut darin, dir zu viele Gedanken zu machen.“ „Wow. Danke Mama, das macht es gleich so viel besser“, murmelte ich. „Wieso hast du eigentlich nur so wenig Sachen für die Zwillinge dabei? Holt ihr die Zwei nicht morgen früh erst wieder ab?“ „Gerade für Elina reicht das so schon, glaub ich“, entgegnete ich seufzend, denn während Niilo so ziemlich das entspannteste Kind der Welt war, fand Elina fremde Umgebungen nicht wirklich cool, „Und von Sofy wollen wir gar nicht anfangen. Ich glaube, das wäre noch zu früh. Ist ja doch was anderes als bei der Hochzeit ...“ „Und jetzt darfst du gern auch zugeben, dass du dich genauso wenig bereit fühlst“, fügte meine Mutter augenzwinkernd zu. „Quatsch. Wenn ich auf Tour bin …“ „Sind deine Kinder zu Hause bei ihrer Mutter. Ich bin vielleicht die Oma, aber das ist lange nicht das gleiche. Du darfst das gern zugeben“, ergänzte mich meine Mutter ein weiteres mal. „Vielleicht ein bisschen“, gestand ich also seufzend, „Ich bin halt so viel unterwegs und die Zwei … Guck mal nicht mehr lang und sie werden schon ein Jahr alt.“ „Ich hab das selber zwei Mal durch. Ich weiß, dass das viel zu schnell geht“, erwiderte sie schmunzelnd, „Und eh du dich versiehst, haben sie ihren Schulabschluss in der Tasche oder bringen den ersten Partner mit nach Hause.“ „Mama! Daran will ich wirklich noch nicht denken! Echt gar nicht!“

Schließlich verabschiedete ich mich. Und auch wenn ich es offen nicht zugeben würde, es fiel mir doch schwer meine Kinder jetzt für den Nachmittag abzugeben. Meine Mutter hatte doch irgendwie recht. Es war was anderes als zu Tourzeiten. Natürlich wusste ich, dass die bei meiner Mutter in den besten Händen waren, aber es war doch irgendwie anders.
Als ich zu Hause ankam, schien Sofy schon zu warten. „Na? Konntest dich wohl doch nicht so einfach trennen, was?“, bemerkte sie schmunzelnd. „Meine Mutter und ich haben uns halt noch ein bisschen unterhalten …“ „Natürlich habt ihr das“, entgegnete sie schmunzelnd, „Du darfst es trotzdem zugeben.“ „Hm. Hast ja recht“, gab ich also murmelnd zu. „Na endlich gibst du es zu“, antwortete sie, ehe sie mir einen kurzen Kuss gab, „Und es ist absolut okay, dass du so fühlst. Ehrlich gesagt würde ich es eher komisch finden, wenn es dir richtig leichtfallen würde.“ „Können wir los?“, wechselte ich trotzdem lieber gleich das Thema, weil ich einfach nicht weiter darüber nachdenken konnte. „Aber klar. Hab alles fertig. Und da du es ja ohnehin selbst siehst, ja ich hab alles für ein kleines Picknick vorbereitet. Aber wo, das sage ich noch nicht“, entgegnete sie grinsend. „Und woher soll ich dann wissen, wo ich hinfahren muss?“ „Wir müssen nirgendwo hinfahren. Das ist nicht weit, da gehen wir zu Fuß“, antwortete sie schmunzelnd, während sie sich schon die Tasche schnappen wollte. Aber da kam ich ihr zuvor. „Ich nehm das schon“, sagte ich schmunzelnd und hielt ihr meine freie Hand hin, „Du musst uns navigieren. Und so wie ich deinen Orientierungssinn kenne, könnte das auch in einem Abenteuer enden.“

Vielleicht irgendwann (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt