Teil 226

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Wincent

Ich war mir noch nicht ganz sicher, was ich von allem halte sollte. Einerseits war ich froh, dass Sofy inzwischen diese Stärke hatte, sich dem ganzen zu stellen. Andererseits kannte ich meine Frau und ich machte mir einfach Sorgen, dass sie doch zu sehr damit zu kämpfen hatte. Wie musste sie sich fühlen? Mir ging es schon mies damit, zu wissen, was sie da für Nachrichten bekam. Wie musste es ihr dann gehen? Und für mich war es einfach auch nicht in Ordnung, dass sie so beleidigt wurde. Auch, wenn sie diesbezüglich etwas anderes sagte. Da konnte ich einfach nicht mitgehen. Und da machte ich mir einfach Sorgen, dass sie sich das alles wieder viel zu sehr zu Herzen nahm und wieder nicht darüber redete. Ich kannte sie doch. Und wir hatten ja gesehen, wohin das alles geführt hatte. Dieses Mal war also ich derjenige, der vor lauter Gedanken nicht einschlafen konnte. Wenigstens wusste ich jetzt, wie Sofy sich immer fühlte. Doch dieses Mal schlief sie bereits tief und fest. Aufgrund dieser ganzen Tatsachen war ich schon fast dankbar, als sich eines der Kinder bemerkbar machte. Sofy ließ ich schlafen, wir mussten ja jetzt nicht Beide wach sein. Niilo schlief noch immer … der hatte wirklich einen tiefen Schlaf, den bekam so schnell nichts wach. Elina war da das genaue Gegenteil und wenn sie wach wurde und weinte, brauchte es auch etwas Zeit, bis sie sich wieder beruhigte.  Deshalb zögerte ich auch nicht und ging mit ihr direkt nach unten, wo wir es auf der Couch gemütlich machten. Hier musste man sich keine Sorgen machen, dass oben doch noch jemand geweckt wurde.
Dort auf dem Sofa wurde ich letztlich am nächsten Morgen auch wach. In erster Linie dadurch, dass mir meine Tochter mit ihrer Hand schön ins Gesicht klatschte. Na toll. Ich wurde auch schon besser geweckt. Aber bei dem süßen Gebrabbel konnte man natürlich auch nicht böse sein. „Na? Habt ihr gut geschlafen?“, kam es lachend von Sofy, die wohl schon länger wach war. Denn sie war bereits komplett fertig gemacht. „Hm“, brummte ich gähnend, „War definitiv so nicht geplant.“ „Elina scheint es gefallen zu haben, auf Papa zu schlafen. Die ist nämlich auch schon etwas länger wach und hat nicht einmal gemeckert“, erwiderte sie schmunzelnd. „Du hättest mich doch wecken können. Wann kommt überhaupt der Zug?“, murmelte ich, während ich mich aufsetzte. „In zwei Stunden. Aber mach langsam, dann fahr ich“, versuchte Sofy es, aber ich blieb definitiv standhaft. „Nein. Ich hol sie ab. Das hatten wir doch ganz ausführlich besprochen“, entgegnete ich stirnrunzelnd, „Soll ich die Kinder mitnehmen? Oder zumindest einen der Zwei?“ „Wenn du Beide mitnimmst, möchte ich gern sehen, wie du alle in dein Auto bekommst“, lachte sie, „Du kannst ja Niilo mitnehmen. Dem tut das nämlich auch gut, mal ein bisschen Papazeit allein zu haben. Na ja zumindest ein bisschen.“ „Da hast du Recht. Dann mach ich mich mal fertig, ich will ja nicht zu spät kommen.“
Und eine Stunde später hatte ich mir meinen Sohn geschnappt und war auf den Weg zum Bahnhof. Und weil es viel zu kompliziert gewesen wäre, hatte ich auf den Kinderwagen verzichtet. Auf meinem Arm war Niilo schon ganz gut aufgehoben. „Dann lass uns mal schauen, zu welchem Gleis wir überhaupt müssen“, murmelte ich, während ich einen Blick auf mein Handy warf. Gerade rechtzeitig erreichten wir das Gleis, der Zug fuhr bereits ein. Jetzt musste ich die Drei nur noch finden und gleichzeitig darauf achten, dass hier niemand heimlich Fotos schoss. Ein wenig nervte das ja schon. Aber das wusste ich vorher und ich wusste ja, worauf ich mich eingelassen hatte. Jetzt galt es eh, Marika, Ava und Liam ausfindig zu machen. Zum Glück hatte ich die Drei schon oft genug bei den Videotelefonaten gesehen und wusste deshalb, wie die Drei aussahen. Das war immerhin ein Vorteil. Und endlich entdeckte ich Marika, die mit suchendem Blick und dicht gefolgt von ihren Geschwistern aus dem Zug stieg. Um ihnen die Suche zu erleichtern, ging ich ihnen also entgegen. So entdeckten mich die Drei dann zum Glück auch recht schnell und wirkten ziemlich erleichtert, als ich vor ihnen stand. „Ich hatte schon befürchtet, dass wir uns hier ewig einen absuchen müssen“, begrüßte mich Marika und grinste erleichtert. „Das kann hier am Bahnhof tatsächlich schnell passieren“, erwiderte ich schmunzelnd, „Seid ihr wenigstens gut durchgekommen?“ „Ach, es ging“, antwortete Marika schulterzuckend, „Wie das eben mit der Bahn so ist.“ „Bist du wirklich DER Wincent Weiss“, platzte es schließlich aus Ava heraus, die mich ein wenig skeptisch anblickte. „Äh. Ja?“, entgegnete ich etwas verwirrt. „Krass …Und wie ist das so, wenn einen fast jeder kennt?“ „Na ja fast jeder kennt mich jetzt auch nicht“, lachte ich, „Aber da können wir gern im Auto drüber reden. Ich schätze mal, dass ihr ziemlich müde seid und eure Koffer endlich mal loswerden wollt, oder?“ Darauf bekam ich ein dreifaches Nicken als Antwort. Dachte ich es mir doch. Aber gut. Die drei hatten fast vier Stunden im Zug gesessen. Also lotste ich sie zum Auto, damit wir uns auf den Heimweg machen konnten.

Vielleicht irgendwann (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt