Teil 380

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Wincent

Heute war ich dann doch noch mal aufgeregter als vor den anderen Konzerten. Der Grund dafür? Na eindeutig Sofy. Ich wollte schon lang eine Geschichte zu einem der neuen Songs erzählen. Aber das wollte ich eben machen, wenn Sofy auch vor Ort war. Heute war es also so weit. Und alle wussten Bescheid. Alle. Außer Sofy. Und ich wusste, dass sie mit sowas einfach nicht rechnete. Lange hatte ich mir das alles zurechtgespinnt und ein wenig überfordert war ich auch, dass es nun schon heute soweit war. Aber das wurde schon. Ich war ja eigentlich ganz gut im Spontan sein. Wir spielten unser normales Programm. Bis wir an den Punkt kamen, an dem es ernst wurde. Hoffentlich bekam ich es auch auf die Kette. Ich setzte mich an den Bühnenrand und atmete kurz durch. „So Leute. Ihr kennt mich ja. Ich erzähl ja auch gern mal was", fing ich grinsend an und ließ meinen Blick schweifen, „Bevor ich damit anfange, muss ich erstmal was überprüfen." Ich suchte mit meinem Blick nach Sofy und sah sie dann tatsächlich mit Amelie im Graben zwischen Bühne und Publikum stehen. Sehr gut. Das hatte schon mal geklappt. „Gut. Ich möchte euch eine kleine Entstehungsgeschichte zu einem Lied erzählen", fing ich an, „Ihr kennt ja das neue Album. Also zumindest hoffe ich das." Ich musste kurz lachen und auch sämtliche Zuschauer stimmten ins Lachen mit ein. „Auf dem Album sind alles Lieder, die in irgendeiner Weise eine ganz bestimmte Bedeutung haben. So wie all meine Lieder eigentlich. Um mal irgendwie auf den Punkt zu kommen", ich atmete noch einmal tief durch, „Ich möchte euch erzählen, wie mir beziehungsweise uns die Idee zu ‚Was die Menschen nicht wissen' gekommen ist. Wer mir auf Insta folgt, wird es ja wohl mitbekommen haben. Seitdem so richtig bekannt ist, wer die Frau an meiner Seite ist, ging es eigentlich los. Wir haben das ja leider schon oft thematisieren müssen. Sofy bekam und bekommt leider Nachrichten und Kommentare, die sehr verletzend sind. Ich mag gar nicht so wirklich daran denken, was ihr da auch teilweise vorgeworfen wird. Vom Vorwurf, sie würde nur mein Geld wollen bis zu eben jenem Vorwurf, sie würde mir die Zwillinge unterjubeln wollen. Und was weiß ich nicht alles noch. Zahlreiche Beleidigungen und teilweise auch Drohungen. Was soll ich dazu sagen? Sowas geht an niemanden spurlos vorbei. An Sofy nicht. Und an mir auch nicht. Ich finde es richtig schlimm, wenn ich sowas lesen muss. Leider zeig ich das Sofy oft nicht, sondern versuche irgendwie drüberzustehen. Auch nicht der richtige Weg. Denn es nimmt mich richtig mit. Mir geht einfach nicht in den Kopf, was sich entsprechende Leute vorstellen, damit zu erreichen. Jetzt mal ehrlich Leute? Ich liebe diese Frau. Und daran wird sich auch nichts ändern. Keiner da draußen kennt Sofy. Aber ich tu es. Und sie ist die stärkste, tollste und beste Frau, die man sich nur vorstellen kann. Sie ist es, die mir zu Hause den Rücken freihält. Und sie ist die, die eher sauer ist, wenn ich überlege, Termine abzusagen. Kein Witz. Es muss schon echt was Schlimmes sein, dass sie mich freiwillig darum bittet. Aber ganz ehrlich? Es kann euch doch eigentlich auch egal sein, oder? Wenn ihr reden wollt, dann tut es. Niemand wird verstehen können. Und niemand muss es verstehen können. Es kann euch egal sein. Ich bin sehr glücklich mit ihr an meiner Seite und das ist alles, was für mich zählt. Niemand von euch kennt uns privat. Und niemand wird uns je privat kennen. Und deshalb ist dann dieses Lied entstanden. Und ich bin total glücklich, dass Sofy heute hier ist. Schatz? Ich liebe dich! Das Lied ist ganz allein für dich!"
Während die ersten Töne erklangen, rappelte ich mich auf. Ich suchte mit meinem Blick den von Sofy, die mich mit Tränen in den Augen anlächelte. Amelie hatte schon ihren Arm um sie gelegt. Ziemlich erleichtert, dass es einigermaßen gelaufen war, wie ich mir das vorgestellt hatte, konzentrierte ich mich also auf ‚Was die Menschen nicht wissen'. Danach flog das Konzert auch nur so an mir vorbei. Und als ich von der Bühne kam, fiel mir Sofy auch direkt in die Arme. Sie beschwerte sich nicht mal darüber, dass ich ganz schön verschwitzt war. „Du bist mir Einer", schluchzte sie, „Warum hast du nichts gesagt?" „Wäre doch dann keine Überraschung gewesen", merkte ich schmunzelnd an, „Ich hoffe, es war okay. War ja irgendwie doch auch ganz schön privat." „Alles gut", versicherte sie mir lächelnd, „Ob du jetzt ein Video drehst oder sowas machst." „Okay", sagte ich nur lächelnd und drückte ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen. „Du darfst jetzt trotzdem gern duschen gehen", merkte sie dann doch grinsend an. „War klar", lachte ich, „Du kannst ja mitkommen." Sie schüttelte den Kopf. „Ich wollte noch mit Flo reden. Ich glaube, der hat da noch was auf dem Herzen", erklärte sie mir. „Hm", seufzte ich enttäuscht, „Na schön. Feierst du nachher noch ein wenig mit uns?" „Ich möchte ehrlich gesagt spätestens um sieben losfahren ...", meinte sie und ich verstand sofort. „Okay. Dann hab ich es auch lieber, wenn du möglichst viel Schlaf bekommst", stimmte ich also zu. Es war ja immerhin eine lange Autofahrt und da war ich deutlich beruhigter, wenn sie ausgeschlafen war.

Vielleicht irgendwann (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt