Teil 234

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Sofy

Es war nur kurz schwarz. Ich kam bereits wieder zu mir, noch bevor die Polizei und der Notarzt eintrafen. Und bis auf starke Kopfschmerzen schien ich dieses Mal wirklich Glück gehabt zu haben. Dennoch bestanden die Polizisten und die Sanitäter darauf, dass ich mit ins Krankenhaus fuhr. „Wir müssen überprüfen, dass es nichts Ernsteres ist. Wenn sich unsere Vermutung bestätigt, können Sie danach direkt nach Hause“, erklärte mir eine Sanitäterin. „Sollen wir jemanden informieren, der zum Krankenhaus kommt?“, fragte einer der Polizisten, „Ihren Ehemann?“ „Nein. Meine beste Freundin“, antwortete ich, da ich wusste, dass ein Aufeinandertreffen mit Wincent nur zum Streit führen würde und das wollte ich nicht im Krankenhaus haben.
Freundlicherweise informierten die Polizisten Melina, die mich etwas später aus dem Krankenhaus abholte. Bis auf ein paar Schürfwunden und eine leichte Gehirnerschütterung, war ich dieses Mal wirklich glimpflich davongekommen. Das hatte ich wohl meiner reflexartigen Vollbremsung zu verdanken. „Ey Sofy. Was machst du?“, begrüßte Melina mich auch gleich. „Wo sind Niilo und Elina?“, stellte ich ihr stattdessen direkt eine Gegenfrage. „Bei Flo. Man. Was ist denn los? Du musst mir da jetzt einiges erklären“, meinte sie mit ernster Miene, während wir bereits in ihr Auto stiegen. Seufzend erzählte ich also von allem, von Winctens Versprechen und dass er es nun offenbar gebrochen hatte. „Ich weiß, er tut viel für mich. Aber das war das erste Mal seit langem, dass ich ihn wirklich inständig darum gebeten habe, es einfach über einen Anwalt laufen zu lassen. Vermutlich hatte er nie vor dieses Versprechen zu halten …“ „So ein Idiot!“, entfuhr es Melina, „Jeder Mensch mit Hirn weiß doch, dass so eine Aktion nichts bringt. Was stimmt nicht mit dem? Den knöpfe ich mir vor, das kannst du aber glauben.“ „Lass einfach“, murmelte ich nur. „Du kannst erstmal bei mir bleiben. Vielleicht können wir da morgen mehr klären … Vielleicht hat er ja sogar ne plausible Erklärung. Keine Ahnung. Du musst dich jetzt erstmal hinlegen.“ Ich erwiderte nichts mehr. Ich wusste einfach nicht, was ich von all dem halten sollte. Natürlich war es unheimlich süß, dass er seine Familie so beschützen wollte, aber andererseits verletzte dieser Vertrauensbruch einfach zu sehr. Denn ich hatte ihm vertraut, dass er sein Versprechen hielt. Deshalb war ich froh, bei Melina bleiben zu können. Denn Abstand war jetzt vermutlich das Beste. Fürs Erste zumindest. Denn dass wir das irgendwann bereden mussten, war mir auch klar. Aber jetzt wollte ich einfach nur meine Schmerztabletten nehmen und meine Ruhe haben. Melina schien das zu merken, denn als wir in der Wohnung ankamen, schob sie Flo einfach direkt weiter, damit ich mit Elina und Niilo allein war und nicht noch ewig den Fragen von Flo ausgesetzt war. Aber obwohl beide Kinder direkt einschliefen, nachdem ich mich mit ihnen auf das riesige Sofa gekuschelt hatte, war für mich nicht an Schlaf zu denken. Zum einen waren die Kopfschmerzen zu stark und die Gedanken zu laut … und zum anderen waren Flo und Melina auch nicht gerade leise. Und so lag ich bis in die frühen Morgenstunden wach, ehe ich einfach die Schnauze voll hatte. Ich schaffte es, beide Kinder warm anzuziehen, ohne sie zu wecken, machte mich kurz fertig und verließ dann mit den Kindern auf dem Arm ganz leise die Wohnung. Ich wollte ganz allein sein. Die einzigen, die ich grad in meiner Nähe ertrug waren meine eigenen Kindern. Also nahm ich den langen Spaziergang in Kauf, um mich in der kleinen Bucht am Strand zurückzuziehen. Dort ließ ich mich in den Sand fallen und beobachtete Elina und Niilo, die inzwischen auch wach waren, wie sie ganz vergnügt den Sand erkundeten.

Vielleicht irgendwann (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt