Teil 362

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Sofy

„Ich ... brauch einfach ein bisschen Zeit", gab ich leise zu, „Wobei es mich weniger verletzt, dass er keinen Kontakt mehr haben will. Den hat er ja in der letzten Zeit eh abgeblockt." „Was verletzt dich dann?", fragte er vorsichtig. „Dass er dir die Schuld für etwas gibt, wofür du nichts kannst. Tut mir leid", murmelte ich leise. „Du musst dich dafür doch aber nicht entschuldigen. Dafür kannst du nichts", sagte er leise, während er mir durch die Haare strich, „Er ist verletzt und da sagt man manchmal auch Dinge, die man vielleicht nicht so meint." „Aber es ist absolut lächerlich, dass er dir die Schuld daran gibt." „Ja. Aber ich kann damit leben. Solang er nicht dir gegenüber ausfallend wird, ist das schon okay. Soll er halt in seiner eigenen Welt leben. Warten wir mal ab. Vielleicht kommt er von allein drauf, dass er sich gerade lächerlich macht. Aber vermutlich ist er gerade viel zu sehr verletzt, um einen klaren Gedanken zu fassen. Mehr können wir nicht machen", er drückte mir einen Kuss auf die Stirn und zog mich fest an sich. „Lass uns zum Strand gehen", wechselte ich schließlich das Thema, „Die Mittagssonne zieht langsam weg und Niilo und Elina könnten echt frische Luft gebrauchen." „Klingt nach einer Idee. Kann definitiv nicht schaden", stimmte Wincent mir zu und ich war froh, dass er den Themenwechsel so einfach hinnahm. Wir suchten also alles zusammen und machten uns dann auf den Weg zum Strand. Seit er von der Bucht wusste, mussten wir uns auch gar nicht mehr absprechen. Es war klar, dass wir dorthin gingen. Dort war man einfach schön ungestört. Niilo wollte auch gleich zum Wasser und zog ungeduldig an Wincents Shirt. „Papaaa!" „Niilo warte", lachte Wincent, „Geht sofort los." „Genauso ungeduldig wie sein Vater", bemerkte ich grinsend, während Wincent sich Schuhe und Socken auszog. „Hallo? Als ob du so viel mehr Geduld hast", verteidigte er sich stirnrunzelnd, „So Niilo. Papa ist fertig. Elina auch?" Und während Niilo schon ganz ungeduldig an seiner Hand zog, schaute Elina eher sehr skeptisch drein. „Elina möchtest du auch ein bisschen ins Wasser? Papa kommt mit", Wincent hielt Elina seine freie Hand hin. Noch immer unsicher, griff Elina dann tatsächlich zögernd nach seiner Hand. Klar, mit Papa war man mutiger. Ich beobachtete die Drei doch lieber aus sicherer Entfernung. Es war einfach noch immer nicht meins. Außerdem war es auch einfach schön, beobachten zu können. Wincent ging natürlich nicht richtig ins Wasser, sondern ließ die Kinder einfach nur mit ihren Füßen durch das Wasser toben. Niilo fand da auch ziemlich schnell Freude dran. Elina schien dagegen doch eher nach mir zu kommen. Sie wirkte eher weniger begeistert, bewegte sich keinen Millimeter von Wincent weg und hielt die ganze Zeit seine Hand fest.
„Elina ist genauso ein Wassermuffel wie du", meinte Wincent irgendwann lachend, als Elina wieder zu mir getappt kam und sich auf meinen Schoß kuschelte. „Na immerhin hat hier auch mal ein Kind was von mir", ich zog eine Grimasse, „Pass bloß gut auf, dass Niilo nicht wegschwimmt." Wincent tobte dann noch eine ganze Weile mit Niilo durch das Wasser. Es wurde irgendwie immer deutlicher, dass er voll und ganz nach Wincent kam. Mal ganz davon abgesehen, dass er eigentlich ganz genauso aussah, wie Wincent in dem Alter. Ich hatte ja genug Fotos aus Wincents Kindheit gesehen. Und Niilo sah einfach ganz genauso aus. Elina dagegen hatte irgendwie von uns Beiden was. Aber ich hoffte doch, dass sich irgendwann herausstellte, dass wenigstens sie ein bisschen mehr von mir geerbt hatte. Zwei kleine Versionen von Wincent wären ab einem gewissen Alter wohl doch sehr anstrengend. Die große Version war ja nun auch gerne mal anstrengend. „Wie sieht es aus? Wollen wir nach Hause?", riss mich Wincent aus meinen Gedanken, „Ich glaube Elina und Niilo sind ganz schön platt." „Ja. Das klingt gut. Die Zwei scheinen jetzt schon gegen das Einschlafen anzukämpfen", stimmte ich schmunzelnd zu und deutete auf Elina, die bereits halb schlafend auf meinem Schoß saß. „Oh. Ich nehm sie dir mal ab", Wincent hob Elina auf seinen Arm. Diese kuschelte sich auch gleich an seine Schulter, um wenig später einzuschlafen. „Wenn das doch immer so einfach wäre", meinte ich nur lachend, „Hoffen wir nur, dass sie unterwegs nicht wach wird. Andernfalls wäre der Spaß vorbei." „Riskieren wir lieber mal nichts", stimmte Wincent schmunzelnd zu. Ich schnappte mir schnell Niilo und wir machten uns auf den Heimweg. Leider blieb Wincent dieses Mal nicht unerkannt. Zwei junge Mädchen erkannten ihn und flippten völlig aus. „WINCENT", schrien sie völlig aus dem Häuschen, „Können wir bitte, bitte ein Foto machen?" Natürlich wachte Elina durch das Geschrei auf und fand dies wirklich so gar nicht lustig. Müde wie sie war, fing sie an zu weinen und klammerte sich an Wincent fest. Dieser seufzte leise. „Normalerweise immer gern", entgegnete er freundlich, „Aber es ist gerade wirklich unpassend. Beim nächsten Mal, okay? Die Kinder müssen echt dringend ins Bett." „Hm. Na schön", murmelten die Zwei geknickt, akzeptieren aber. Kaum waren sie weg, versuchte Wincent Elina ein wenig zu beruhigen. Das klappte eher nicht so, weshalb wir uns noch mehr beeilten nach Hause zu kommen. Dort angekommen, machte ich Niilo bettfertig, während Wincent Elina fertig machte. Niilo schlief relativ schnell ein. Der war vom ganzen Toben auch einfach kaputt. Elina dagegen tat sich schwer, wieder einzuschlafen.
„Geschafft", murmelte Wincent, als wir uns etwas später endlich ins Bett fallen lassen konnten. „Na ja. Niilo war ja direkt weg, du hast ja noch ne halbe Stunde bei Elina verbracht", merkte ich grinsend an. „Ja. Ich durfte ja nicht gehen. Nicht mal meine Hand aus ihrem Griff lösen. Also musste ich warten, bis sie wieder eingeschlafen ist", meinte er schmunzelnd. „Ich weiß. Aber Hand halten hilft bei ihr ja zum Glück immer."

Vielleicht irgendwann (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt